Diskussion über Heimat in Hemmerich „Den Wert von Heimat erkennt man, wenn man sie verliert“

BORNHEIM-HEMMERICH · An den Themenwochen der CDU Rhein-Sieg beteiligt sich auch die Bornheimer Junge Union: Sie diskutiert mit Gästen über die Verbundenheit mit dem Geburtsort, Patriotismus und Integration.

 Diskutierten in Hemmerich über ihren Heimatbegriff: die Junge Union-Vorsitzenden André Anders (von rechts) und André Hess, sowie die CDU-Landtagsabgeordneten Gregor Golland und Ilka von Boeselager.

Diskutierten in Hemmerich über ihren Heimatbegriff: die Junge Union-Vorsitzenden André Anders (von rechts) und André Hess, sowie die CDU-Landtagsabgeordneten Gregor Golland und Ilka von Boeselager.

Foto: Stefan Hermes

„Heimat ist immer da, wo ich gerade bin.“ Mit diesem Zitat aus einer wissenschaftlichen Untersuchung begrüßte Andrea Milz, Landtagsabgeordnete und stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU Rhein-Sieg, die Teilnehmer einer Diskussionsrunde der Bornheimer Jungen Hemmericher Aegidiushaus.

„Dass man früher sagte, hier bin ich geboren, hier bleibe ich, und gleichzeitig auch einen Arbeitgeber für das ganze Leben hatte“, sei heute nicht mehr denkbar, führte sie in das Thema ein. Heute sei man gezwungen, flexibel zu bleiben und vielleicht tatsächlich die Heimat dort zu sehen, wo man gerade ist. Die CDU habe den Heimatbegriff schon immer in ihren Wahlprogrammen obenan gestellt, und es sei ihr wichtig, ihn nicht aufzugeben, sondern ihn im Gegenteil nach der Lebenswirklichkeit all derer, die den Begriff für sich sehr unterschiedlich definieren, etwas bunter zu gestalten.

Die Lacher hatte André Anders, Geschäftsführer der Jungen Union Rhein-Sieg, auf seiner Seite, als er die Landtagsabgeordnete Ilka von Boeselager fragte, ob sie heimatliche Gefühle bekomme, „wenn sie vom Düsseldorfer Landtag wieder in ihre königlichen Gemächer in Heimerzheim“ zurückkehre. Das beantwortete diese zunächst mit einem kurzen heimatkundlichen Ausflug in die Geschichte des von ihr bewohnten ehemaligen Klosters Schillingskapellen, um damit die „Bescheidenheit der Gemächer“ hervorzuheben. „Heimatliche Gefühle“ bekomme sie allerdings, wenn sie in das Vorgebirge käme und dort die vielen Kirchtürme sehe. Zudem bedeute auch die rheinische Mundart für sie ein Stück Heimat.

In Brühl geboren und dort geblieben

Der Junge-Union-Kreisvorsitzende André Hess sah nach eigener Aussage bisher keinen Grund, seine Heimat zu verlassen. Er freue sich darüber, in Brühl geboren zu sein, dort in den Kindergarten und die Schule gegangen zu sein und heute bei der Stadt Brühl zu arbeiten, sagte er und hob seine Mitgliedschaft und Verbundenheit zu vielen Vereinen hervor. Damit entspricht er nicht dem von Andrea Milz vorgestellten „wissenschaftlichen Trend“, wonach es Heimatverbundenheit heute nur noch selten geben soll. Zumal man mit modernen Kommunikationsmitteln auch aus der Ferne den Kontakt zu den Liebsten halten und dabei in der Fremde heimisch werden kann.

„Letztlich kommen Menschen immer wieder gerne an den Ort zurück, an dem sie geboren und aufgewachsen sind“, glaubt der Landtagsabgeordnete Gregor Golland und macht das am Beispiel seiner Eltern fest, die beide 1935 in Ostpreußen geboren wurden, von dort im Alter von zehn Jahren vertrieben wurden und sich auch heute noch in die „alte Heimat“ zurücksehnen. „Und das zeigt mir, dass man den Wert von Heimat erst dann erkennt, wenn man sie verliert.“

Ein Hesse, der in Roisdorf heimisch geworden ist

Leider hätten wir in Deutschland allerdings ein „total verkrampftes Verhältnis zur eigenen Nation“, was Bewegungen wie Pegida erst möglich gemacht habe. „Hätten wir ein normales patriotisches Nationalbewusstsein, wie die Franzosen, Engländer und Amerikaner, würde es solche Bewegungen gar nicht geben.“ Ein „gesunder Patriotismus“ sei sogar integrativ förderlich und fasziniere auch andere Menschen, die gerne in diesem Land leben wollen. „Heimat wird auch durch die Menschen gemacht, die hier leben.“

Ilka von Boeselager meinte, gerade das Rheinland sollte mit Integration keine Probleme haben, da seine Bevölkerung schon immer ein buntes Völkergemisch gewesen sei. Allerdings relativierte die Wortmeldung des Roisdorfer CDU-Ortsverbandsvorsitzenden Norbert Brauner die rheinische Toleranz und Integrationsbereitschaft: Bei ihm habe es „etliche Jahre gedauert“, bis er als Hesse in seiner neuen Heimat Roisdorf „integriert“ worden sei. „Das war manchmal so, als würde man gegen eine Mauer laufen.“

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