Mischwälder statt Monokulturen So wird im Bornheimer Wald gegen den Klimawandel gekämpft

Bornheim · Der Bornheimer Wald soll dem Klimawandel trotzen. Förster Ralf Nonn hat Konzepte, wie das funktionieren könnte.

 Ausgedünnt sind viele Waldstücke im Bornheimer Stadtgebiet, wie hier zwischen Waldorf und Heimerzheim. Axel Vogel

Ausgedünnt sind viele Waldstücke im Bornheimer Stadtgebiet, wie hier zwischen Waldorf und Heimerzheim. Axel Vogel

Foto: Axel Vogel

Temperaturen, Trockenheit und Insektenbefall – besonders die vergangenen drei heißen Jahre haben den heimischen Wäldern verstärkt zu schaffen gemacht. „Was wird aus unserem Wald – Klimawandel im Vorgebirge“ lautete das Thema von Forstwirtschaftsmeister Ralf Nonn im Breniger Pfarrheim.

750 Hektar Wald rund um Bornheim sind in 1200 Parzellen unterteilt, die privaten Besitzern und der Kommune gehören. Statt Bäumen sind an vielen Stellen mittlerweile Brachflächen zu sehen, hier und da stehen noch abgestorbene Bäume, in einigen Beständen ist die Blattmasse aus den Kronen (Wipfeldürre) verschwunden. Jede Menge Totholz säumt die Wege. An den Wegesrändern weisen unterschiedliche Baumarten Schäden wegen zu starker Sonneneinstrahlung auf.

Der geringe Niederschlag habe, so Nonn, die Bäume besonders gestresst. Verstärkt betroffen gewesen seien Laub- und Nadelbäume, die dann wiederum leichte Beute für Schädlinge und Krankheiten wurden. So wurde beim Ahorn 2020 und 2021 vermehrt die Russrindenkrankheit festgestellt, Buchen starben an der Buchenkomplexkrankheit, seit einigen Jahren kommt auch noch das Eschentriebsterben hinzu. Ursache ist dabei ein neuer Pilz, der erst seit 2005/06 in Deutschland nachgewiesen wird.

Die Ulmen sind bereits verschwunden

Die Folgen des Klimawandels spürten auch die Fichten durch den Borkenkäferbefall und die Eichen mit einer Zunahme an Eichenprozessionsspinnern. „Es ist problematisch, dass Baumarten, die in die Region gehören, absterben. Langfristig werden wir uns von der Esche verabschieden müssen. Die Ulmen haben wir bereits verloren“, sagte Nonn.

Den klimatischen Veränderungen will er daher mit einer veränderten Forstbewirtschaftung entgegentreten. Weg von den Monokulturbeständen, hin zu Mischwaldflächen. Auf den leeren Flächen werden Reste belassen, denn es soll nichts rausgenommen werden, „da vertraue ich auf die Natur. Ich möchte so wenig wie möglich eingreifen“, machte Nonn deutlich.

Acht Baumsorten auf einer Fläche

Schon seit zwei Jahren werden auf den Brachen nur Baumarten einer Gattung ausschließlich in kleinen Gruppen gepflanzt. Zwischenräume sind gewollt und werden der natürlichen Entwicklung überlassen, „was der Eichelhäher so rüberbringt“. Sechs bis acht verschiedene Baumsorten sollen auf einer Fläche gedeihen, um so eine größere Klimaresistenz zu erzielen.

Diese Art von Aufforstung habe aber auch den Vorteil, so Nonn, dass beim Befall einer Gattung mit Krankheit oder Insekten nicht gleich der gesamte Bestand ausfalle. Verstärkt soll die Stieleiche gepflanzt werden, die als Baumart anpassungsfähig ist und auch gut mit Stauwasserböden wie in Walberberg und Rösberg zurechtkommt. Alternative Pflanzungen mit hitzebeständigeren Baumarten südlicher Provenienz wie zum Beispiel Elsbeeen, Speierlingen, Vogelkirschen, Esskastanien und Zerreichen laufen bereits in anderen Regionen Deutschlands. „Wir beobachten dort die Entwicklung, um zu sehen, ob das funktioniert. Wenn man allerdings das Flutereignis im Juli im Auge hat, muss man auch bedenken, dass Staunässe gerade für die südlichen Baumarten ausgesprochen schwierig werden kann“.

Wildverbisse haben stark zugenommen

Aber nicht nur der Klimawandel macht dem Wald im Vorgebirge zu schaffen. Die neugepflanzten Kulturen schaffen es über das anfängliche Wachstum oftmals nicht hinaus. Denn die Wildverbisse durch Rehe haben stark zugenommen. So wiesen die 5000 im vergangenen Jahr gesetzten Eichen eine Verbissquote von 80 Prozent auf. „Das geht nicht. Da ist die Jagt gefordert. Der Wildbestand muss reduziert werden“, forderte der 48-jährige Förster. Das gelte besonders für den privaten Waldbesitz, denn auf der kommunalen Fläche sei schon ein Wildschutz hochgezogen worden, um „die Verjüngung durchzubringen“.

Der Vorschlag von Norbert Brauner, stellvertretender Vorsitzender des Landschafts-Schutzvereins, die brach liegenden Flächen als Areal für Windräder zu nutzen, erteilte Nonn schmunzelnd eine Absage. „Wenn wir uns vorstellen, dass der Wald schon jetzt gestresst ist, würde ich davon Abstand nehmen.“

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