Tradionreicher Bornheimer Verein ist überaltert Die Kyffhäuser Kameradschaft Walberberg steht vor dem Aus

Bornheim-Walberberg · Dem Bornheimer Verein gehen nach 150 Jahren des Bestehens die Mitglieder aus. Dennoch verteilt er jetzt noch Spenden für Kinder aus Kriegsgebieten – vermutlich zum letzten Mal.

Wollen noch mal Gutes tun: Ingrid Knour-Henrey (links) sowie Uwe und Martina Wesselbaum von den Kyffhäusern mit Bornheimer Spenden für das „Friedensdorf“ in Oberhausen.

Wollen noch mal Gutes tun: Ingrid Knour-Henrey (links) sowie Uwe und Martina Wesselbaum von den Kyffhäusern mit Bornheimer Spenden für das „Friedensdorf“ in Oberhausen.

Foto: Axel Vogel

150 Jahre und eine ungewisse Zukunft: Die Kyffhäuser Kameradschaft Walberberg 1872 hat in diesem Jahr zwar einen runden Geburtstag, gefeiert wurde beim traditionellen Stiftungsfest am ersten Juli-Wochenende aber nicht. „Wir mussten es leider ausfallen lassen. Die Mitglieder sind sehr alt und ein großer Teil schwer krank. Wir hätten die Veranstaltung nicht stemmen können“, bedauert Uwe Wesselbaum.

Trotz seiner 76 Jahre gehört der Waldorfer noch zu den „Jung-Mitgliedern“, ist er doch „erst“ 2017 eingetreten. Seitdem kümmert er sich um die karitativen Hilfen der Kameradschaft, das heißt er ist dafür zuständig, Geld und Sachspenden bei Unternehmen und Privatleuten zu sammeln, um Bornheimer Institutionen und Kindergärten finanziell zu unterstützen.

Im Oktober geht es auf Spendentour

So erhielten seit 2017 laut Wesselbaum 13 Bornheimer Kindertageseinrichtungen insgesamt rund 3000 Euro für Anschaffungen, 500 Euro flossen an den Ambulanten Hospizdienst für Bornheim und Alfter (2020). Aber auch Aktionen wie die Ausgabe von Eis an die Bewohner des Seniorenheimes St. Elisabeth Merten (2019) hat der laut Wesselbaum älteste Bornheimer Verein durchgeführt. Zudem spendeten die Kyffhäuser seit 2018 mehrfach Geld (2018 waren es 1000 Euro) und Spielzeug an die Kinder-Hilfseinrichtung „Friedensdorf International“ Oberhausen. Auch für Samstag, 22. Oktober, ist nach vier Jahren wieder eine Tour ins Ruhrgebiet geplant.

Für Wesselbaum ist es dann voraussichtlich das letzte Mal: „Auch ich schaffe es krankheitsbedingt nicht mehr. Bei den Haussammlungen in den vergangenen Wochen kam ich an meine physischen Grenzen. Leider gibt es als Sozialreferenten bisher keinen Nachfolger", bedauert der 76-Jährige Waldorfer.

In seinem Keller lagern Bälle, Kuscheltiere und Spiele, 500 Euro Spendengelder hat er in diesem Jahr gemeinsam mit seiner Frau Martina in den Dörfern des Vorgebirges gesammelt. Geld, welches das Friedensdorf, in dem Kinder aus Kriegsgebieten medizinisch und psychologisch betreut werden, gut für den geplanten Bau eines Operationssaales gebrauchen könne, so Wesselbaum. Ein Film über das Friedensdorf, den die Kyffhäuser vor Jahren bei einem Besuch der befreundeten Kameradschaft in Dinslaken sahen, war der Auslöser für die Unterstützung aus Bornheim. „Das hat mich so erschüttert. Wir mussten einfach helfen", sagt Wesselbaum.

„Eine Auflösung des Vereins kommt nicht infrage“

Solche Spendenaktionen - sei es für das Friedensdorf oder für Bornheimer Einrichtungen - wird der Verein in Zukunft nicht mehr durchführen können. Nur noch zehn Mitglieder sind registriert - alle älter als 70 Jahre, viele schwerkrank. Neue Mitglieder sind derzeit nicht in Sicht. „Da wir schießen, dürfen wir in den Schulen nicht werben. Dabei ist der soziale Aspekt bei uns genauso wichtig“, betont Wesselbaum.

Eine Auflösung des Vereins kommt für ihn aber derzeit nicht in Frage: „Solange wir noch sieben Leute haben, sind wir immer noch da.“ Gerade Bornheimer Institutionen bräuchten die Hilfe der Kyffhäuser. Der soziale Aspekt gehöre seit jeher zur fundamentalen Agenda der Kameradschaft. 1872 nach dem deutsch-französischen Krieg (1870/71) von den Kriegsteilnehmern Anton Vochem und Konrad Rausch gegründet, diente die Kameradschaft als Verband ehemaliger Soldaten. Er kümmerte sich um die heimgekehrten Verwundeten und Kranken, die Witwen und Waisen der Gefallenen, unterstützte diese und sicherte verstorbenen Kameraden ein ehrenvolles Begräbnis.

In Friedenszeiten hat sich die Aufgabenstellung in den vergangenen Jahrzehnten verändert, wobei Traditionspflege, Schießsport und Zusammenhalt immer noch großgeschrieben werden.

Kontakt zum Verein über www.kkwalberberg.mynetcologne.de/

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