Interview mit Heinz Steinhausen über den Modelleisenbahnbau "Der Reiz ist, dass sich alles verändert"

Wer noch nie eine Modelleisenbahn besessen hat oder damit spielen konnte, weiß nicht, was es bedeuten kann, sich eine eigene Welt zu erschaffen. Die Faszination, nicht nur ein möglichst naturgetreues Abbild von Landschaft und Technik herzustellen, sondern auch die uneingeschränkte Kontrolle darüber zu besitzen, erschließt sich wahrscheinlich nur demjenigen, der schon einmal Zeit und Raum über die Beschäftigung mit diesem Spielzeug vergessen hat.

 Gisela und Heinz Steinhausen sind ein eingespieltes Team. Ihre Modelleisenbahn ist das Hobby der ganzen Familie.

Gisela und Heinz Steinhausen sind ein eingespieltes Team. Ihre Modelleisenbahn ist das Hobby der ganzen Familie.

Wer das einmal ansatzweise ausprobieren möchte oder auch schon zu den "Profis" im Modellbahnbauen gehört, dem sei an diesem Samstag und Sonntag, 24./25. Januar, ein Besuch bei der Modellbahnbörse des Eisenbahn-Amateur-Clubs Bonn/Sechtem (EBAC) im Forum des Bornheimer Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums empfohlen.

Mit dem Alfterer Heinz Steinhausen, dem 67-jährigen Vorsitzenden des EBAC, einem Modelleisenbahner, dem keine Investition zu teuer, kein Weg zu weit und kein Opfer für sein Hobby zu groß ist, wenn es um den Aus- und Umbau seiner Anlage geht, die in einer 45 Quadratmeter großen Wohnung untergebracht ist, sprach Stefan Hermes.

Was erwartet den Besucher auf der Modellbahnbörse an diesem Samstag im Forum des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums?
Heinz Steinhausen: Verschieden große und extrem kleine Anlagen, wobei die größte mit etwa elf Metern aus Weilerswist kommt und die kleinste in einem Puppenhaus Platz findet. Auch eine Schneeanlage ist dabei, mit Bergen, Liften, Skifahrern. Alles in Bewegung. Dann gibt es auch eine Anlage mit Car-System, in der die Autos wie unsichtbar gelenkt über die Straßen fahren. Zudem werden etwa 20 Händler mit ihren Angeboten kommen.

Wissen Sie noch, wann Sie Ihre erste Modelleisenbahn bekamen?
Steinhausen: Als Siebenjähriger, also vor 60 Jahren, habe ich eine Trix-Express-Eisenbahn bekommen, durfte aber nicht damit spielen. Ich saß dann sonntags auf meinem Stühlchen und konnte zugucken, wie mein Vater mit meinem Weihnachtsgeschenk spielte. Aber ich fand das völlig normal. Erst später, in meiner ersten eigenen Wohnung, fing ich an selber zu bauen, bis unser Sohn geboren wurde und wir den Platz brauchten.

Heute stehen wir in Ihrer Anlage, die zwei komplette Zimmer einer 45 Quadratmeter großen Wohnung ausfüllt. Wie viel Meter Schienen und Kabel sind verlegt, wie viele Züge fahren?
Steinhausen: Ich zähle die Meter nicht mehr. Irgendwann hatte ich von H 0 auf die kleinere N-Spur umgestellt. Da hatte ich plötzlich doppelt so viel Platz. Wenn heute der erste von 36 Zügen auf der Anlage rausfährt, dauert es ungefähr eine Stunde, bis er wieder reinkommt. Insgesamt habe ich 650 komplett fahrende Züge.

Darf man eine so professionelle Modelleisenbahn noch als "Spielzeug" bezeichnen?
Steinhausen: Natürlich ist das Spielzeug. Wir spielen gerne damit. Meine Frau genauso, die auch Kassiererin unseres Vereins ist, wie auch unser Sohn, der gerade an seiner Dissertation schreibt.

Lässt sich der Wert einer solchen Modellbahnanlage überhaupt beziffern?
Steinhausen: Das interessiert mich eigentlich nicht. Das ist mein Hobby. Wenn ich jetzt verkaufen wollte, bekäme ich nicht viel dafür. Die Anlage steigt nicht im Wert. Der Wert ist die Freude, die ich all die Jahre damit gehabt habe.

Gibt es noch "Objekte der Begierde", die Sie gerne noch hinzu kaufen möchten?
Steinhausen: Alles, was ich jetzt neu kaufe, finanziere ich durch den Verkauf von Teilen, die ich nicht mehr brauche. Daraus hat sich auch mein An- und Verkauf ergeben.

Was macht das Modellbahnbauen für Sie so attraktiv?
Steinhausen: Der Reiz ist, dass sich alles verändert. Dass man etwas sieht, was man nachbauen kann. Dass man etwas macht, was kein anderer hat. Ich sehe etwas in meinem Urlaub und setze das dann hier auf der Anlage um.

Könnten Sie sich ein Leben ohne das Eisenbahn-Hobby vorstellen?
Steinhausen: Jetzt nicht mehr. Das ist Teil unserer Familie. Letztens sagte mir jemand, "ihr habt keine Eisenbahn, ihr lebt in der Eisenbahn". Ja, und so ist das auch.

Letzte Frage: Fahren Sie gerne mit der Bahn?
Steinhausen: Oh ja, wir holen uns manchmal ein "Schönes-Wochenende-Ticket" und dann fahren meine Frau, mein Sohn und seine Freundin morgens um 8 Uhr los und kommen erst abends spät wieder. Wir fahren einfach den ganzen Tag. Vielleicht steigen wir auch mal aus. Aber ich häng am Fenster und will eigentlich nur gucken. Da krieg ich meine Ideen für die Anlage.

Zur Person

Heinz Steinhausen wurde am 5. Dezember 1947 in Euskirchen geboren und ist seit 22 Jahren mit seiner Frau Gisela verheiratet. Nach zwei Unfällen, die er als gelernter Dachdecker erleben musste, schulte er zum Großhandelskaufmann um und landete 1971 als Archivar und Fotograf beim Verteidigungsministerium auf der Bonner Hardthöhe, wo er 25 Jahre lang, bis zu seiner Frühverrentung im Jahr 1996, arbeitete. 2007 wurde er Vorsitzender des "Eisenbahn-Amateur-Club Bonn/Sechtem e.V."

Die Modellbahnbörse

Die 25. Modellbahnbörse öffnet an diesem Wochenende jeweils von 10 bis 16 Uhr im Bornheimer Alexander-von-Humboldt-Gymnasium. Für das leibliche Wohl wird mit herzhaften und süßen Speisen gesorgt sein. Erwachsene zahlen 3,50 Euro Eintritt; Kinder unter 14 Jahren sind in deren Begleitung frei. Die Erlöse aus der Veranstaltung dienen dem Unterhalt des denkmalgeschützten Clubheims in Sechtem, dem einzigen noch übrig gebliebene Hochbau aus der Gründerzeit an der Köln-Bonner Eisenbahn.

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