Mertener Friedhof Deutsche Friedhofsgesellschaft errichtet ein "Portajom"

BORNHEIM · Auch auf Friedhöfen gibt es Trends. Der aktuelle geht dahin, dass Hinterbliebene immer immer häufiger ihre Verstorbenen einäschern und die Urnen möglichst so beisetzen lassen, dass die Gedenkstätten wenig Pflegearbeiten verlangen.

Diese Entwicklung hat Uli Rehbann, Vorstand des Stadtbetriebs Bornheim, in der jüngeren Vergangenheit beobachtet - und muss reagieren. Denn das Friedhofswesen muss kostendeckend arbeiten. Für eine normale Erdbestattung (Wahlgrabstätte bis 1,25 Meter Breite und 2,50 Länge) bekommt die Stadt 1 350 Euro. Wer den Leichnam verbrennen lässt und in einem Urnengrab beisetzt, zahlt lediglich 840 Euro. Im städtischen Haushalt fehlt also der Differenzbetrag.

"Das macht bei jährlich etwa 340 Beisetzungen schon einen beträchtlichen Betrag aus. Nach dem Kommunalabgabegesetz aber müssen wir kostendeckend arbeiten. Das heißt: Wenn der Trend so weiter geht, werden wir im kommenden Jahr über eine Umschichtung der Bestattungskosten nachdenken müssen", erklärt Rehbann.

Der Stadtbetrieb ist also immer auf der Suche nach Wegen, um die Kosten des städtischen Angebots zu senken. Fündig wurden Rehbann und seine Mitarbeiter eben bei den Bestattungen. Und werden mit Zustimmung des Stadtbetrieb-Verwaltungsrates von gestern Abend auf dem alten Mertener Friedhof in Kürze ein "Portajom" errichten lassen. Diese Stele mit Einzelkunstwerken von Alexander Jokisch, Kunstschaffender aus Asbach, baut die Deutsche Friedhofsgesellschaft (DFG).

"Wir stellen der Gesellschaft eine 24 Quadratmeter große Fläche zur Verfügung und bekommen dafür 30 Jahre garantiert jeweils einen vierstelligen Betrag für den Stadtsäckel. Sollte die DFG die maximal 60 Urnengräber schnell verkaufen, könnte die jährliche Summe sogar höher ausfallen", rechnet der Vorstand des Stadtbetriebs vor. In den Stelen werden die Urnen eingelassen und mit stabilen Kunstwerken als Türen verschlossen.

Diese Platten fertigt Jokisch individuell an. Und diese ganz eigene Art der Bestattung kostet auch etwas mehr als die übliche, propagiert die Deutsche Friedhofsgesellschaft ihr Angebot. das sich auf nur wenigen Friedhöfen der Republik findet, das nächste in Essen. Die Preise sind nur schwer zu beziffern, erklärt Rehbann dazu: "Sie beginnen bei einem mittleren vierstelligen Betrag, können aber auch nach Material oder künstlerischem Aufwand auch höher liegen."

Der Leiter des Stadtbetriebs sieht in der Einrichtung der Portajoms nur Vorteile: "Die Stadt hat keinerlei Risiko, die DFG vermarktet die Urnengräber. Für den städtischen Etat bekommen wir 30 Jahre lang eine garantierte Minimalsumme. Für uns gibt es keine Unterhaltungsaufwendungen."

Rehbann sieht diese neue Einrichtung mit anderen Bereichen des Stadtbetriebes. "Wir sind bei der Gründung des Stadtbetriebs vor anderthalb Jahren angetreten, um die städtischen Ausgaben zu verringern und Möglichkeiten zum Einsparen auszumachen. Da könnte man einige Erfolge ansprechen, die nicht nur Kosten sparen, sondern sogar Geld einbringen.

Die Vermarktung von Solarium, Massageliegen und -sesseln im Bad bringt ein monatliches Fixum und eine Umsatzbeteiligung; das Angebot der drei Masseurinnen spült jährlich 1 200 Euro in die Kasse; und gerade denken wir darüber intensiv nach, ob und wie die Stadt als Strom- und Wasserversorger auftreten kann. Diese Maßnahmen sind für eine Stadt im Haushaltssicherungskonzept von höchster Bedeutung. Und natürlich für den Bürger, um die Gebühren gering zu halten oder möglichst zu reduzieren."

Fachausdrücke##ULIST##

Portajom: Ein neues Konzept der Urnenbestattung, das von der Deutschen Friedhofsgesellschaft mit dem Asbacher Künstler Alexander Jokisch angeboten wird. In kunstvollen Stelen werden die Urnengräber eingearbeitet. Jokisch verschließt die Räume mit Platten, die nach den Wünschen der Hinterbliebenen gestaltet werden. So soll die Persönlichkeit des Verstorbenen gewürdigt werden.

  • Kolumbarium (auch Columbarium): War im Lateinischen der Ausdruck für Taubenschlag. Bezeichnete dann auch römische Grabkammern, die reihenweise übereinander angebracht waren, um die Urnen der Verstorbenen aufzunehmen. Heute sind es meist Mauern, in die die Kammern eingelassen sind.
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