Katholische Kirche im Vorgebirge Die Kirchenvorstände sollen verringert werden

Bornheim · Beim „Zukunftsabend“ in Bornheim geht es um den Wandel im Seelsorgebereich „An Rhein und Vorgebirge“. In den Mittelpunkt rückt dabei die Selbstverwaltung der Gemeinden vor Ort.

 Die Pfarrkirche Sankt Evergislus in Brenig: Angedacht ist, einen Kirchenvorstand für die Rheinschiene und einen für die Gemeinden im Vorgebirge zu schaffen.

Die Pfarrkirche Sankt Evergislus in Brenig: Angedacht ist, einen Kirchenvorstand für die Rheinschiene und einen für die Gemeinden im Vorgebirge zu schaffen.

Foto: Ulrike Sinzel

Die katholischen Kirchengemeinden im Seelsorgebereich Bornheim „An Rhein und Vorgebirge“ suchen nach Möglichkeiten, neue Wege zu gehen und wollen sich verstärkt engagieren. Das war das Fazit des ersten „Zukunftsabends unserer Kirche vor Ort“ im Pfarrzentrum an der Ohrbachstraße.

Es war eine Veranstaltung des Pfarrgemeinderates der fünf Pfarrgemeinden für alle interessierten Gemeindemitglieder. Erschienen waren 120 Gläubige aus Bornheim, Hersel, Roisdorf, Brenig und Widdig. Unter der Moderation von Vera Krause von der Diözesanstelle für den Pastoralen Zukunftsweg im Erzbistum Köln wurden neben Organisationsstrukturen pastorale Ideen diskutiert.

„Mit der Versammlung sind wir nicht nur dem Wunsch von Erzbischof Rainer Maria Woelki nachgekommen. Wir wollten auch mit den Leuten ins Gespräch kommen“, erklärte der leitende Pfarrer Jörg Stockem.

Den leicht schwindenden Mitgliederzahlen in der Seelsorgeeinheit von 11 600 (2015) auf 11 400 (2016) und den in manchen Ortsteilen schlecht besuchten Gottesdiensten hatte der Pfarrgemeinderat schon zum 1. Januar 2016 mit einer veränderten Gottesdienstordnung Rechnung getragen.

Wurden bis zum 31. Dezember 2015 in allen Pfarrgemeinden sonntags Messen um 11 Uhr beziehungsweise um 9.30 Uhr und samstags um 17 Uhr und 18.30 Uhr angeboten, so wurden die Gottesdienstzeiten zu Beginn vergangenen Jahres in manchen Orten auf früher oder später verlegt und damit zeitlich entzerrt.

„Wir müssen flexiblere Lösungen schaffen“

Wie sich bei dem „Zukunftsabend“ zeigte, waren nicht alle mit der neuen Ordnung einverstanden. Die Roisdorfer haben sich bisher nur schwer mit den neuen Messzeiten am Sonntag um 11.30 Uhr und 19 Uhr anfreunden können, da die Messzeiten einfach zu spät lägen. Für die Gottesdienstbesucher in Sankt Servatius Bornheim wiederum sei die Frühmesse um 8.30 Uhr zu früh.

Die Kritik nahmen Stockem und der Pfarrgemeinderat auf. Zumindest, was die Abendmesse in Roisdorf betraf, waren sich alle darin einig, dass eine Vorverlegung auf 18 Uhr sinnvoll sei. Eine Überarbeitung der Gottesdienstordnung stellten deshalb Pfarrer und Pfarrgemeinderat in Aussicht.

Deutlich machte Stockem, dass künftig keine Gottesdienste am Wochenende wegfallen werden. Auch die Schließung von Ortskirchen sei in naher Zukunft nicht geplant.

Um fit für die Zukunft zu sein, werde sich aber nicht nur etwas in der Gottesdienstordnung ändern. Krause und Stockem erläuterten ihren Zuhörern, dass sich ebenfalls im Kirchturm-Denken der einzelnen Gemeinden etwas ändern müsse. „Die Leute sollen sich natürlich vor Ort engagieren, dabei sollen sie aber ein Zugehörigkeitsgefühl zu etwas Größerem entwickeln. Das ist dann die Pfarreienfamilie“, unterstrich Stockem.

Besondere Bedeutung habe die aktuelle Neuausrichtung laut Stockem für die Selbstverwaltung der Gemeinden vor Ort. „Die Wahl des Kirchenvorstandes auf sechs Jahre, die in jedem Ort stattfindet, ist nicht mehr zeitgemäß. Natürlich brauchen wir Beschlussgremien – aber brauchen wir sechs Stück davon?“, fragte Stockem. „Und natürlich brauchen wir Menschen, die Verantwortung übernehmen. Dabei brauchen wir aber flexiblere Lösungen. Daher sollte man über weniger Sitzungen diskutieren und ob wir nicht einen Kirchenvorstand für die Rheinschiene und einen für die Gemeinden im Vorgebirge schaffen sollten“, schlug er vor.

„Außerdem sollen die Menschen vor Ort beispielsweise für die Instandhaltung der Kirche oder eines Pfarrheims Verantwortung übernehmen“, meinte Stockem. Neben diesen Verwaltungsfragen sei es wichtig, dass sich die Kirche vor Ort mehr gesellschaftlich engagiere, damit sich auch Menschen, die bisher nicht dazugehören, angesprochen fühlen.

„Wir wollen von einer rückläufigen wieder zu einer wachsenden Kirche werden“, setzt Stockem auf einen strukturellen wie ideellen Wandel.

Die Zukunftswerkstatt wird fortgesetzt. Ein zweiter Abend ist noch vor den Sommerferien, die am 17. Juli beginnen, geplant. Dann sollen konkrete Überlegungen diskutiert werden.

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