Interview mit FC-Fanklub-Chef Guido Kluth „Die Unruhe im Verein gefällt mir nicht“

Bornheim · Ein Fan des 1. FC Köln zu sein, ist nicht immer leicht - Guido Kluth jedenfalls geht mit der Geißbockelf durch dick und dünn. GA-Redakteur Mario Quadt sprach mit dem Mitgründer des Fanklubs Hätzbloot Vürjebirch 2005.

 Hoher FC-Besuch im Vorgebirge (v.l.): Fanbeauftragter Rainer Mendel und Vizepräsident Toni Schumacher singen mit Hätzbloot-Chef Guido Kluth bei einem Klubtreffen in Hemmerich die FC-Hymne.

Hoher FC-Besuch im Vorgebirge (v.l.): Fanbeauftragter Rainer Mendel und Vizepräsident Toni Schumacher singen mit Hätzbloot-Chef Guido Kluth bei einem Klubtreffen in Hemmerich die FC-Hymne.

Foto: Mario Quadt

Guido Kluth: Das fragen wir uns auch. Wir haben unseren Fanklub „Hätzbloot Vürjebirch“ genannt, und das kann man auch nur machen, wenn man mit Hätzbloot dabei ist. Für Außenstehende mag das schwer verständlich sein.

Was macht die Besonderheit aus, um so viel Herzblut zu investieren?

Kluth: Vermutlich gerade die ganzen Zeiten des Auf und Ab. Ich habe ja Gott sei Dank noch einige erfolgreiche Zeiten erlebt. Wenn man, wie wir als Fanklub das machen, mit dem Bus zum Stadion fährt und das Flair vor dem Beginn des Spiels schon verinnerlicht hat, ist das ein ganz besonderes Gefühl – ein Jeföhl eben. Wir haben früher gesagt: Das ganze Drumherum ist optimal, was stört sind die 90 Minuten. Da war mal eine ganze Zeit lang was Wahres dran. Aber: Der FC ist ein Jeföhl – man kann es nicht anders beschreiben.

Was ist in der Euro-League-Saison schief gegangen, dass der FC so kurz nach ausgelassenem Jubel wieder ins Tal der Tränen abrutschte?

Kluth: Das hätte sich keiner vorstellen können, dass es nach so einem Erfolg wieder runtergeht. Es gab genügend mahnende Beispiele von Mannschaften, die es in den Europapokal schafften und dann Probleme bekamen. Mit den wirtschaftlichen Voraussetzungen, erst recht nach dem Modeste-Verkauf, den ich sportlich für einen Fehler gehalten habe, hätte man vernünftige Spieler bekommen können. Schon im Sommer haben wir uns gewundert, dass für bestimmte Positionen nicht neue Spieler verpflichtet wurden. Als dann die ersten negativen Spiele folgten, ging die Spirale nach unten.

Sportdirektor Armin Veh äußerte massive Kritik am Mitgliederrat – insbesondere an einzelnen Mitgliedern. Zu Recht?

Kluth: Aus Fansicht denke ich, dass das persönliche Verhältnis zwischen einigen Vorstandsmitgliedern sowie einigen Mitgliederratsmitgliedern offenbar nicht stimmt. Für mich war der völlig unnötige Abstieg einer der Gründe, für den Mitgliederrat zu kandidieren. Außerdem gefällt mir die dauernde Unruhe im Verein nicht. Wenn ich dauerhafte Unruhe haben möchte, wäre ich Schalke-Fan geworden. Ich denke, dass man dem Verein und dem Vorstand gegenüber nicht nur Forderungen stellen kann. Ich möchte, dass neue Leute in den Mitgliederrat gewählt werden, um neue Ideen einzubringen.

Wie sehen Sie Ihre Rolle im Mitgliederrat?

Kluth: Ich sehe meine Rolle so, dass ich mich dafür einsetzen möchte, dass die Mitglieder im Mitgliederrat auch konkrete Ansprechpartner benannt bekommen. Bislang ist den Mitgliedern unbekannt, wer von den 15 Mitgliedern in dem Gremium überhaupt welche Aufgabe wahrnimmt. Das sollte nicht sein. Besser wäre, wenn auf der Homepage die konkreten Ansprechpartner mit ihren E-Mail-Adressen benannt werden. Man sollte die Meinungen vieler einholen, damit sie diese Meinung auch vertreten können. Denn der Mitgliederrat ist letztlich ein Sprachrohr der Mitglieder. Ich finde, es werden derzeit zu viele persönliche Meinungen vertreten und nicht die Meinungen der Mitglieder. Vor allem muss die dauernde Unruhe zwischen den Gremien beendet werden.

Neben vielen enthusiastischen Fans gibt es auch Gruppen, die durch zum Teil kriminelle Handlungen auffallen, wie den Überfall auf einen Fanbus von Union Berlin. Wie ist das Problem in den Griff zu kommen?

Kluth: Das Problem zieht sich durch die letzten Jahre. Ich finde das alles andere als gut. Wir organisieren als Fanklub Busfahrten für Fans aus dem Vorgebirge. Da fahren pro Heimspiel bis zu 70 Fans mit. Darunter sind ganz verschiedene Charaktere, aber die benehmen sich alle. Und wenn ich sehe, dass der FC Sonderzüge zu Auswärtsspielen anbietet, mit vom Verein subventionierten Plätzen, dann kann es nicht sein, dass die Züge dem Vandalismus anheimfallen. Wie sich dieses Problem, das sicherlich ein gesellschaftliches Problem ist, in den Griff bekommen lässt, ist schwer zu sagen. Aber ich denke, man sollte nicht aufhören, mit den betreffenden Gruppen zu reden. Gewalt kann die Gesellschaft und kann der FC nicht tolerieren. Wer sich nicht an diese Regeln hält, muss mit den Konsequenzen leben – wie Stadionverbot, Dauerkartenentzug oder Vereinsausschluss.

Heiß diskutiert unter den Fans wird die Frage, ob es in Köln einen verkehrsgünstigen großen Stadionneubau geben soll oder eine vergrößerte Heimstätte in Müngersdorf. Wozu tendieren Sie?

Kluth: Ein schwieriges Thema unter den Fans. Meine Meinung ist ganz klar: Ich möchte in Müngersdorf bleiben. Da bin ich groß geworden. Ich kann mir das gar nicht anders vorstellen. Wir haben ein Topstadion. Ich wäre für eine moderate Erweiterung auf 60 000 Zuschauer, wenn die Statik und Technik des Stadions das hergeben. Aber gleichzeitig muss die Infrastruktur am Stadion verbessert werden – Parkplätze, Verkehrssituation. Wenn ein neues Stadion auf der grünen Wiese gebaut wird, ist doch fraglich, ob dort auch eine entsprechende Infrastruktur durch die Stadt entstehen würde.

FC-Legende und Vizepräsident Toni Schumacher war 2016 in Hemmerich bei einem Treffen von Hätzbloot Vürjebirch zu Gast und ist außerdem Ehrenmitglied ihres Klubs. Wird er eines Tages FC-Präsident?

Kluth: Ich weiß nicht, wie er seine berufliche Zukunft sieht. Ich denke, dass der Toni als Vizepräsident genau an der richtigen Stelle sitzt. Wenn man erlebt, mit wie viel Hätzbloot er dabei ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass er nicht mehr kandidiert.

Wo steht der FC am Saisonende?

Kluth: Ganz klar auf einem Aufstiegsplatz. Alles andere könnte man auch nicht verkaufen mit dieser Mannschaft und dieser Wirtschaftskraft, die man für die Zweite Liga hat. Es wird aber eine schwierige Saison – keine Frage.

Wir sprachen über die vielen Abstiege Ihres Herzensvereins. Haben Sie in all den Jahren als FC-Fan nicht mal den Gedanken gehabt: Sankt Pauli oder der BVB sind ja vielleicht auch ganz nette Vereine?

Kluth: Nein, das wäre für mich nie infrage gekommen. Alleine bei der Frage kriege ich Temperatur (lacht). Auf keinen Fall. Ich würde mit dem FC auch in die fünfte Liga gehen, wenn es sein muss. Das wäre mir ganz egal.

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