Festumzug in Roisdorf Ein Luftküsschen vom Burgfräulein

BORNHEIM-ROISDORF · Heimatgeschichte im Schnelldurchgang erlebten hunderte Schaulustige, die beim historischen Festzug, dem Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten zur Roisdorfer 900-Jahrfeier am Wochenende, die Straßen säumten. Voller Vorfreude setzten sich die 382 Kinder der Roisdorfer Kindertagesstätten und der Sebastian-Grundschule, die auch den Startpunkt des Umzugs markierte, in Bewegung.

 Ein Modell der Kirche transportierten die Messdiener durch Roisdorf.

Ein Modell der Kirche transportierten die Messdiener durch Roisdorf.

Foto: Roland Kohls

Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen machten die 17 Themengruppen mit ihren bunten, fantasievollen Kostümen und Wagen über 2000 Jahre Roisdorfer Vergangenheit wieder lebendig.

Den strahlenden Gesichtern sah man an, wie viel Spaß schon die Vorbereitungen gemacht haben müssen: Wann kann man schon mal als Römer verkleidet, ausgestattet mit Helm, Schwert, Schild und Umhang, durch die Straßen ziehen? Oder als Burgfräulein mit fliegendem Haarschmuck Luftküsschen ans Publikum verteilen?

"Wir bedanken uns ganz besonders bei den vielen helfenden Händen, die sich für die Verwirklichung dieses Projekts eingesetzt haben", betonte Adi Halbach, Diakon der Kirchengemeinde, der den Umzug bei seiner Ankunft auf dem Festplatz kommentierte. Lehrer und Eltern hatten in rund einem Jahr Vorbereitungszeit Kostüme geschneidert, Wagen dekoriert und mit den Kindern die historischen Hintergründe erarbeitet. Dem Leierkastenmann, der das Publikum akustisch auf die längst vergangenen Zeiten einstimmte, folgten die ersten Siedler Roisdorfs, die mit Obst und Gemüsewagen, Schaufeln und Hacken den fruchtbaren Boden der Gegend beackerten.

Den Siedlern folgten die Römer, die bereits in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung den Roisdorfer Mineralbrunnen zu schätzen wussten: Davon zeugen die im Brunnenschacht gefundenen Münzen, die man hineinwarf, um die Quellgötter günstig zu stimmen. Im Gegensatz zu vergangenen Zeiten nahm vor den Insassen des Siechenhauses niemand Reißaus: Zwar machten die Schüler der Sebastian-Grundschule mit Klappern auf ihren "Aussatz" aufmerksam - ernteten dafür aber viel Applaus und ein wahres Blitzlichtgewitter vom Wegesrand.

Mit dem Bau einer kleinen Lokomotive hatte sich die Kindertagesstätte Lummerland dem Bau der "Bonn-Cölner-Eisenbahn" etwa Mitte des 19. Jahrhunderts angenommen. Die Klasse 3 b der Sebastian-Schule machte ihren Vorgängern an der 1836 gegründeten Dorfschule alle Ehre. Unter Aufsicht eines gestrengen Oberlehrers drückten die Jungs und Mädchen vorbildlich und brav die mitgeführte Schulbank. Auch die Gründung der Pfarrgemeinde im Jahr 1891, eine Obst und Gemüseversteigerung aus den 1920er Jahren und das wachsende Vereinsleben in den Jahren 1919 bis 1939 wurde in anschaulichen Bildern, humorvoll und mit viel Liebe zum Detail dargestellt.

"Lasst uns nun die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft weiter zusammen feiern", rief Diakon Adi Halbach alle Teilnehmer und Zuschauer nach der Ankunft des Zuges auf dem Festplatz auf.

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