Übergangsheim in Bornheim Einiger Bürger machen ihrem Unmut Luft, andere werben für Offenheit

BORNHEIM · Gut zweieinhalb Stunden lang stellte sich Bornheims Sozialdezernent Markus Schnapka am Mittwochabend während einer Bürgerversammlung den Fragen zum geplanten Übergangswohnheim am Sechtemer Weg.

 Ins Auge gefasst für Wohncontainer, später für einen Festbau: Das Areal am Sechtemer Weg.

Ins Auge gefasst für Wohncontainer, später für einen Festbau: Das Areal am Sechtemer Weg.

Foto: Wolfgang Henry

Rund 100 Anwohner und interessierte Bornheimer, darunter einige Ratsmitglieder, waren ins katholische Pfarrzentrum gekommen, um sich über den Stand der Dinge zu informieren, Bedenken zu äußern und Kritik zu üben. Luft machten einige Betroffene vor allem ihrem Ärger über die aus ihrer Sicht mangelhafte Informationspolitik der Stadt. "Hier soll etwas schnell durchgezogen und über unsere Köpfe hinweg entschieden werden", urteilte ein Anwohner.

Diesem Vorwurf hielt der Sozialdezernent den dringenden Handlungsbedarf entgegen. Das Übergangsheim an der Mertener Brahmsstraße sei derzeit katastrophal überbelegt. "Die Entzerrung der dortigen Wohnsituation duldet keinen Aufschub", appellierte Schnapka. Wie berichtet, will die Stadt kurzfristig neuen Wohnraum für 40 Flüchtlinge in Form von Containern schaffen.

16 Asylsuchende sollen in Hersel an der Ecke Gillesweg/Domhofstraße auf einem 450 Quadratmeter großen Grundstück in mobilen Wohncontainern untergebracht werden. 24 weitere Flüchtlinge könnten auf einem 3400 Quadratmeter großen Grundstück am Sechtemer Weg noch in diesem Jahr eine vorübergehende Bleibe finden. Die Nutzung der beiden Standorte ist vorläufig für drei Jahre geplant.

Während dieser Zeit sollen die Voraussetzungen für Festbauten geschaffen werden, die die Container im Anschluss ersetzen sollen. Einstimmig hatte der Ausschuss für Schule, Soziales und demographischen Wandel in seiner letzten Sitzung die Entscheidung über die Standorte der Übergangsheime an den Rat verwiesen. Dieser soll sich auf Basis einer Beschlussvorlage, die laut Schnapka durch Vorschläge aus der Bevölkerung ergänzt wurde, am 2. Oktober mit dem Thema auseinandersetzen.

Hatte der Schwerpunkt bei der Bürgerversammlung in Hersel, die am 10. September zum gleichen Thema stattfand, auf Alternativen zur Containerlösung und der Frage nach einem besseren Standort innerhalb des Ortes gelegen, äußerten die Teilnehmer in Bornheim Bedenken zur Eignung des Grundstücks am Sechtemer Weg. Es wurde an ein Gutachten erinnert, dass seinerzeit eine Bebauung aufgrund von Altlasten ausschloss. Schnapka versicherte, dies prüfen zu lassen.

Das Argument des Natur- und Artenschutzes ließ er nicht gelten: "Das Recht auf Asyl steht für mich ganz klar über dem der Wechselkröte." Viele der Anwesenden fühlten sich über die Pläne der Stadt zu spät und unzureichend informiert. Die Einladung zur Bürgerversammlung habe die Anwohner sehr kurzfristig erreicht. "Ihr Verhalten trägt nicht dazu bei, dass sich die Bürger beteiligt und ernst genommen fühlen", sagte eine Teilnehmerin. Auch die Transparenz bezüglich der Alternativstandorte ließe zu wünschen übrig.

Neben den teilweise emotionalen Äußerungen gab es auch nachdenkliche und beschwichtigende Wortmeldungen von Bürgern, die die soziale Verantwortung gegenüber den Flüchtlingen betonten. Von sehr positiven Erfahrungen berichtete eine Anwohnerin, die in der Nähe eines Bornheimer Übergangsheims lebt: "Ich bitte Sie, seien Sie offen. Auch ich hatte Angst, aber heute weiß ich: Ich brauchte keine zu haben." Das ideale Grundstück für ein Übergangsheim gebe es in Bornheim schlichtweg nicht, resümierte Schnapka. "Was auch entschieden wird. Es wird nie angenehm und immer ein Kompromiss sein."

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