Sammlerliebe in Bornheim Eisenbahnwagon als Konferenzraum

BORNHEIM · Der Bornheimer Spediteur Wilfried Wirtz besitzt einen Eisenbahnwaggon aus dem Jahr 1940, den der 56-Jährige auf seinem Firmengelände für Mitarbeiter- und Kundengespräche sowie Konferenzen nutzt.

 Kleine Pause in einem der rot gepolsterten Sitze: Wilfried Wirtz.

Kleine Pause in einem der rot gepolsterten Sitze: Wilfried Wirtz.

Foto: Sebastian Laubert

Viele Menschen fahren mit der Bahn. Viele Fahrgäste nehmen ihre Mahlzeiten im Speisewagen ein. Doch nur ganz wenige Menschen besitzen einen eigenen Speisewagen. Einer davon ist Wilfried Wirtz. Der Waggon der Österreichischen Bundesbahn, 1940 in den Waggonwerken Görlitz gebaut, steht auf seinem Firmengelände im Gewerbegebiet Bornheim-Süd.

Wenn der 56-jährige Bornheimer Spediteur in einem der rot gepolsterten Sitze Platz nimmt und über den Waggon erzählt, gerät er leicht ins Schwärmen. Mit dem Kauf des Speisewagens vor acht Jahren hat er sich einen Jugendtraum erfüllt. Sein Vater Franz Wirtz schenkte dem sechsjährigen Sohn 1966 eine Tischeisenbahn von Märklin. Von da an war sein Interesse geweckt. Die Bahn wurde ausgebaut und fand bald im Keller des Hauses der Familie an der Bornheimer Kalkstraße ihren Platz.

Im Jahr 2009 erfuhr Wirtz, dass die Eisenbahnfreunde im baden-württembergischen Crailsheim einen alten Waggon verkauften, der bis 1988 im Dienst stand. 1990 kauften ihn die Crailsheimer und nutzten ihn bis 2005 für Sonderfahrten. Wirtz erstand den Waggon für den Schrottpreis von 7000 Euro, wie er sagt. Der Transport des 52,8 Tonnen schweren und 20,96 Meter langen Gefährts erfolgte mit einer Rangierlok bis Roisdorf. Die Firma Viktor Baumann, Nachbar von Wirtz im Gewerbegebiet, verlud den Waggon auf einen Spezial-Lkw und hievte ihn per Kran auf seinen jetzigen Standort.

Repliken von Mitropa-Geschirr

In die Restaurierung hat Wirtz noch etwa 80 000 Euro investiert. Der Waggon war ursprünglich ein Eilzugwagen. Die Beschriftung auf rubinrotem Grund ist von einem Original-Waggon nachgebildet. Wirtz ließ die Sitze neu polstern, installierte neue Lampen und baute eine Küche ein. Originalteile wie Lüftungshebel, die rote Notbremse und Heizungsregler blieben an ihrem Platz. Außen musste der Waggon mit Sandstrahl behandelt und neu lackiert werden. Der Umbau dauerte zwei Jahre.

Wirtz nutzt den Waggon für Mitarbeitergespräche, Konferenzen und für Kundengespräche. Gesellschaften können das gute Stück auch mieten und sich vom Wirtz-Team leckere Speisen auf Repliken von Mitropa-Geschirr servieren lassen.

Die Geschichte der Spedition Wirtz begann vor mehr als 100 Jahren. Während der Schwerpunkt der ersten drei Generationen auf dem Obst- und Gemüsehandel lag, erfolgte in der vierten Generation unter der Leitung von Wilfried Wirtz der Wandel zu einem modernen Transportdienstleister. Seit 1984 entwickelte sich das Unternehmen zu einem international tätigen Logistikspezialisten mit mehr als 60 modernen Thermosattelzügen, das heute von Wilfried Wirtz und Martina Zimmermann geleitet wird.

Der zentral gelegene Firmensitz in Bornheim in Nähe der Autobahn bietet ideale Bedingungen: Dort befindet sich neben der Verwaltung auch das Umschlaglager mit 1000 Quadratmeter Fläche und integriertem Kühlhaus sowie einer eigenen Werkstatt und Betriebstankstelle. Die ganze Anlage inklusive der 40 Lkw-Stellplätze wird rund um die Uhr per Kamera überwacht.

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