Neuer Fahrsimulator in Roisdorf Entspannt Erfahrung sammeln mit Hightech-Fahrstunden

Bornheim-Roisdorf · Keine genervten Blicke, kein lautes Hupen: Die Fahrschule Lambertz in Roisdorf setzt auf neue Technik und bietet Praxisstunden im Fahrsimulator an.

 Fahrsimulator Fahrschule: Schulterblick nicht vergessen: Fahrlehrer Bernd Lambertz gibt der 17-jährigen Lara Tipps beim Fahren im Fahrsimulator.

Fahrsimulator Fahrschule: Schulterblick nicht vergessen: Fahrlehrer Bernd Lambertz gibt der 17-jährigen Lara Tipps beim Fahren im Fahrsimulator.

Foto: Roland Kohls

Theoretisch ist die Sache klar: Gang einlegen, Kupplung kommen lassen, Gas geben, losfahren. Praktisch jedoch treibt das Anfahren Fahranfängern oft die Schweißperlen auf die Stirn: Der Blick auf die lange Autoschlange im Rückspiegel, die Gewissheit, dass die Grünphase der Ampel nicht sehr lange dauert – und schwupp ist das Auto aus.

Abwürgen kann man den „Motor“ im Fahrsimulator der Fahrschule Lambertz in Roisdorf auch. Doch niemand hupt, niemand schaut genervt, niemand hat es eilig. „Versuche es noch einmal“, sagt eine ruhige Stimme, die übrigens auch fließend englisch, russisch, türkisch und bald auch arabisch spricht. „Tritt die Kupplung und schalte in den ersten Gang.“

Der virtuelle Fahrlehrer ist nicht nur mehrsprachig, er hat auch Nerven wie Drahtseile. „Letzteres gilt natürlich ebenso für unser echtes Fahrlehrerteam“, sagt Fahrlehrer Bernd Lambertz (48), für den die Möglichkeit, entspannt Praxiserfahrung zu sammeln, einer von vielen Vorteilen seiner Neuanschaffung ist.

Seit Januar können Schüler in seiner Fahrschule die ersten Fahrstunden, auf Wunsch, am Simulator absolvieren. Die Fahrten gelten als Praxisstunden, kosten für die Schüler aber nur die Hälfte. Mit der „Trockenübung“ kann man sich ausführlich vorbereiten, bevor es schließlich raus auf die Straße geht. „Durch die Übung am Simulator kommen manche Fahrschüler mit weniger Praxisstunden aus und der Führerschein wird günstiger“, erklärt Bernd Lambertz. „Oder man kommt auf den gleichen Preis, kann aber durch den günstigeren Simulator-Tarif öfter üben.“

Neben dem Kosten-Vorteil für die Schüler sieht Lambertz auch den ökologischen Pluspunkt, der weniger Autofahrten mit sich bringt. Die Fahrschule spart darüber hinaus Betriebskosten, wie Versicherung, Steuern und Benzin. 20 000 Euro hat der 48-Jährige in seinen „3D-Drive“ investiert. In der näheren Umgebung ist ihm keine Fahrschule bekannt, die ähnliches anbietet. Derzeit entwickelt Lambertz eine Internetplattform, über die auch andere Fahrschulen den Simulator nutzen können.

Ob der Einsatz von Simulatoren in Fahrschulen möglicherweise einmal obligatorisch wird? „Bislang gibt es keine Überlegungen, den Einsatz von Fahrsimulatoren obligatorisch zu machen“, erklärte dazu ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Ihr Einsatz könne als Ergänzung des Unterrichts aber sinnvoll sein. Da Fahrsimulatoren nicht zum vorgeschriebenen Unterrichtsmaterial gehören, konnten der Rhein-Sieg-Kreis und der Fahrlehrerverband Nordrhein keine Auskunft darüber geben, wie viele Fahrschulen im Rhein-Sieg-Kreis auf technischen Unterstützung in der Praxisschulung setzen.

Eine Kamera und das Softwareprogramm kontrollieren jede Aktion

Die 16-jährige Katrin Kopp aus Bornheim hat bereits ihre erste Doppelstunde am Simulator hinter sich und ist begeistert. „Nächste Woche habe ich meine erste Fahrt auf der Straße. Die Übung mit dem Simulator hat mir viel Nervosität genommen, obwohl ich natürlich trotzdem aufgeregt bin.“ Das Übungsgerät ist mit vier Monitoren ausgestattet, die für ein realistisches Fahrgefühl sorgen. Drei davon sind vor, einer ist hinter dem Fahrer angebracht. Eine Kamera und das Softwareprogramm kontrollieren jede Aktion: Schulterblick vergessen? Geschwindigkeit überschritten? Bordstein gerammt? Baum umgenietet? Dem virtuellen Auge entgeht nichts.

„Die Schüler kommen mit immer weniger Vorkenntnissen hierher“, berichtet Lambertz. Früher hat man vorher mal mit Papa oder Mama geübt – das hört man heute kaum noch. Die Anzahl der Fahrstunden, die bis zur Prüfung benötigt werden, ist angestiegen.“ Daher sei es gut, erst einmal in Ruhe ein Gefühl für das Auto und auch Selbstsicherheit entwickeln können.

Fahrschülerin Evelyn Fellauer (16) stand dem Simulator zunächst skeptisch gegenüber. „Erst habe ich gedacht: Wozu soll das gut sein, das brauche ich nicht“, erzählt die Schülerin. Dann habe sie sich aber doch überzeugen lassen, es einmal auszuprobieren. „Ich hatte großen Respekt vor meiner ersten Fahrstunde. Aber nach zwei Doppelstunden am Simulator konnte ich die Sache tatsächlich ruhiger angehen.“

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