Erntehelfer fehlen, Gastronomie kauft nicht Die Spargelbauern im Vorgebirge bangen

Bornheim · Das Stechen des Edelgemüses beginnt. Viele Saisonarbeiter kommen nicht, und die Gastronomie fällt als Abnehmer aus. Was das für die Spargelbauern im Vorgebirge bedeutet.

 Spargelstecher sind in dieser Saison knapp. Wegen der Corona-Krise können viele osteuropäische Erntehelfer nicht reisen.

Spargelstecher sind in dieser Saison knapp. Wegen der Corona-Krise können viele osteuropäische Erntehelfer nicht reisen.

Foto: Matthias Kehrein

50 statt 500: Mit einem Bruchteil der sonst üblichen Zahl von Saisonarbeitern hat bei Spargel Ritter in Bornheim die Ernte begonnen. Dass die Helfer derart dezimiert sind, hat nichts mit der Insolvenz des Landwirtschaftsbetriebs zu tun. Grund ist die weltweite Ausbreitung des Coronavirus. Einige Helfer aus Rumänien hätten aufgrund geschlossener Grenzen nicht mehr einreisen können, so Claus Ritter.

Erste Aufgabe: Instandhaltung der Erdbeertunnel

Daher musste der aufgrund des warmen Winters ursprünglich schon für Montag angesetzte Erntebeginn um einen Tag verschoben werden. Die Saisonarbeiter mussten sich zunächst um die Instandhaltung der Tunnel für die Erdbeeren kümmern. Inzwischen stehen aber die ersten großen Chargen Spargel im Kühlhaus, erzählt Inolvenzverwalter Andreas Schulte-Beckhausen aus Bonn.

Er sei am Dienstag selbst auf dem Feld gewesen. Die Spargelernte funktioniere nun. Die Frage sei, wie er von den Kunden angenommen wird, sagt Schule-Beckhausen mit Blick auf die Corona-Krise. Die ersten Verkaufsstände sollen dem Insolvenzverwalter zufolge am Donnerstag, 26. März, in Alfter und Hennef eröffnet werden. Weitere kämen am Mittwoch, 1. April, in der Region dazu.

Was den Spargelverkauf in diesem Jahr angeht, ist der Vorsitzende des Vereins der Bornheimer Spargelanbauer, Leonhard Palm, besorgt. Er befürchtet, dass es zwar genug Spargel gibt, aber die Kunden fehlen – darunter seien auch Gastronomen, doch Restaurants müssen wegen der Corona-Krise geschlossen bleiben. „Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll“, sagt Palm und klingt dabei etwas resigniert. Die Spargelernte bei seinem eigenem Hof in Bornheim-Uedorf ist Palm zufolge mangels Erntehelfern ohnehin in Verzug. „Wir müssen noch Folien auslegen, weil uns die Leute fehlen“, erzählt er. Ein Lichtblick ist da, dass immerhin der direkte Verkauf von Gemüse über den Hofladen gut laufe. „Das muss man auch mal sagen.“

Beim Landwirtschaftsbetrieb von Gottfried Krumbach aus Bornheim-Widdig liegt ein Schwerpunkt auf der Direktvermarktung. Krumbach will wegen der Krise um Corona in seinem „kleinen Betrieb“ in diesem Jahr möglicherweise ganz auf die Spargelernte verzichten. Ihm fehlen Erntehelfer. Dass Menschen aus der Region, die momentan aufgrund der Pandemie nicht arbeiten können, ein guter Ersatz wären, glaubt Krumbach nicht. „Spargelstechen ist schwere Arbeit“, gibt er zu bedenken.

Arbeit der Bauern „absolut systemrelevant“

Dazu passt, dass sich laut Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg erst ein Landwirt aus der Region nach Ersatz-Erntehelfern erkundigt hat. Indes hat am Dienstag der Landtag in Düsseldorf einen Nachtragshaushalt in Höhe von 25 Milliarden Euro verabschiedet. Mit dem Geld soll unter anderem Unternehmen in der Corona-Krise geholfen werden. Der CDU-Landtagsabgeordnete Oliver Krauß aus Alfter hat sich nach eigenem Bekunden in den vergangenen Tagen ein Bild von der Situation der Landwirte im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis gemacht. Die Versorgung, die unter anderem die Gemüsebauern leisteten, sei „absolut systemrelevant“, betont Krauß.

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