Zwei Konfessionen, eine Kirche Evangelische Kirche in Walberberg ist umgezogen

Bornheim-Walberberg · Im Juni war die evangelische Kirche in Walberberg entwidmet worden. Nun haben die Gemeindemitglieder eine neue Heimat gefunden, im örtlichen katholischen Gotteshaus. Umgezogen sind auch drei richtige schwere Gegenstände.

 Feiern gemeinsam Gottesdienst: Pfarrerin Sandra Nehring und Pfarrer Matthias Genster.

Feiern gemeinsam Gottesdienst: Pfarrerin Sandra Nehring und Pfarrer Matthias Genster.

Foto: Matthias Kehrein

Seit einigen Tagen liegt das Okay des Erzbistums Köln vor: Die evangelischen Christen der Walberberger Martin-Luther-Kirche dürfen Dauergäste in der katholischen Sankt-Walburga-Kirche sein. Nach der Entwidmung des evangelischen Gotteshauses am Matthias-Claudius-Weg im März standen die rund 500 Gemeindemitglieder, die zur evangelischen Kirchengemeinde Brühl gehören, ohne eigenes Gotteshaus da. Da aber seit rund 15 Jahren die Ökumene in Walberberg großgeschrieben wird, war es für die katholischen Mitchristen kein Thema, den Glaubensbrüdern und -schwestern die Mitnutzung der eigenen Kirche anzubieten.

Und so feierten Pfarrer Matthias Genster und seine Amtskollegin Sandra Nehring in einem Willkommensgottesdienst die nächste Stufe der Ökumene. Feierlich hielten liturgische Geräte wie der Weinkelch und die Hostienschale sowie die Gebetbücher der evangelischen Gemeinde Einzug in die katholische Kirche. Kantorin Marion Köhler und der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Brühl übernahmen die musikalische Begleitung.

Bauantrag für Glocken nötig

Die drei jeweils 300 Kilogramm schweren Glocken der Martin-Luther-Kirche hatten Gemeindemitglieder vorab per Transporter herübergeschafft und mit einem Gabelstapler in St. Walburga untergebracht. Sie werden irgendwann im Glockenturm der Pfarrkirche hängen. „Bis es jedoch soweit ist, wird es noch ein wenig dauern. Denn wegen der Statik haben wir erst einmal einen Bauantrag stellen müssen“, sagte Genster.

In Zukunft werden die Glocken beider Konfessionen gemeinsam erklingen, der Klang des evangelischen Geläutes passt dabei perfekt zu dem seines katholischen Pendants. „Schon beim Guss 1974 wurde unser Sound auf den der katholischen Kirche abgestimmt“, erklärte Nehring. Ökumenische Gottesdienste gab es immer wieder in St. Walburga, künftig wird die Ausnahme zur Regel.

„Wir haben seit Jahren einen guten Kontakt zu Pfarrerin Nehring. Und so war die Lösung, die wir jetzt haben, keine Frage“, betonte Genster. Seiner Anregung hatten der Pfarrausschuss und der Kirchenvorstand schon vor einigen Wochen zugestimmt, nun hat auch das Erzbistum grünes Licht gegeben. Für Nehring war das eine tolle Antwort, übt die historische Pfarrkirche auf sie doch immer wieder eine besondere Faszination aus.

Erste Taufe und erste Hochzeit

Die erste evangelische Taufe war bereits im Juni am 800 Jahre alten Taufstein der Walburga-Kirche erfolgt. „Da war die Zeit der Trauer, die durch die Entwidmung entstanden ist, vorbei“, so Nehring. Auch der erste Hochzeitstermin stehe schon fest. Regelmäßige Sonntagsgottesdienste würden einmal im Monat nach den katholischen Messen stattfinden, die Resonanz der evangelischen Christen aus dem Dorf werde sicher groß sein.

 Auch die drei Glocken der evangelischen Kirchen finden in der katholischen Kirche ein neues Zuhause.

Auch die drei Glocken der evangelischen Kirchen finden in der katholischen Kirche ein neues Zuhause.

Foto: Matthias Kehrein

Aber auch die Gemeindemitglieder aus Brühl werden die Walberberger Pfarrkirche nutzen. Erste Anfragen für Hochzeiten und Taufen liegen bereits vor. Terminliche Überschneidungen hält Genster für ausgeschlossen, denn es gebe ja Kalender. Für Hans Dieter Wirtz von der Walburga-Gemeinschaft hat die Partnerschaft auch sehr positive Effekte. „So kommen wir in den Genuss eines Posaunenchores“, sagte er.

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