Bahnlärm in Bornheim Fährt ein Zug, wackeln die Wände

BORNHEIM-ROISDORF · Bahnlärm: Anwohner der Strecke in Roisdorf fordern einen zeitnahen Schallschutz

 Ein Güterzug fährt durch Roisdorf. Dahinter sind einige der unmittelbar anliegenden Häuser an der Mainzer Straße zu erkennen.

Ein Güterzug fährt durch Roisdorf. Dahinter sind einige der unmittelbar anliegenden Häuser an der Mainzer Straße zu erkennen.

Foto: Meurer

Mehrmals wird Heinrich Wilhelm im Gespräch richtig laut. Er muss beinahe brüllen, um verstanden zu werden - und zwar immer dann, wenn ein Zug vorbeifährt. Und das kommt an der Mainzer Straße in Roisdorf oft vor. Seit 1975 wohnt Wilhelm an der Straße, unmittelbar an den Bahnschienen, nur einige Meter Luftlinie vom Roisdorfer Bahnhof entfernt. "Damals fuhren vielleicht drei Züge in der Stunde durch." In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Situation aber hochgeschaukelt, führt der vom Lärm geplagte Anwohner weiter aus.

Wie auf Bestellung fährt da ein Güterzug vorbei. Er rumpelt kräftig, macht ordentlich Krach, eine normale Unterhaltung ist nicht möglich. "Das ist hier eine sehr nette Nachbarschaft", sagt Wilhelm. "Aber der Lärm macht krank." Deshalb frage er sich schon, was wichtiger sei - ob es sich lohne, hier weiter wohnen zu bleiben.

Neben Wilhelm waren rund weitere 15 Anwohner der Mainzer Straße zusammengekommen, um mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Hartmann über die Umsetzung von Lärmschutzmaßnahmen zu sprechen und ihre Forderungen zu formulieren.

Mit dabei waren auch Heribert und Elfriede Manz. Wenn Fern- oder Güterzüge vorbeiführen, wackelten die Wände und der Fußboden, berichtete das Ehepaar. Sogar im Garten seien die Erschütterungen zu spüren und der liege von den Schienen aus gesehen hinter dem Haus, fügte Heribert Manz hinzu. Seit 2004 lebt er mit seiner Frau an der Mainzer Straße. "Der Lärm geht in den Kopf und in den Rücken", ergänzte diese. Es gebe auch Häuser, in denen sichtbare Schäden wie Risse zu sehen seien, erläuterte wiederum Heinrich Wilhelm. "Wir haben nichts gegen die Bahn", betonte er. Aber so könne es nicht weitergehen.

Der Schienenverkehr habe deutlich zugenommen, führte dann Hartmann aus, wobei auch er umgehend vom Krach eines Zuges unterbrochen wurde. Die Strecke, an der auch Roisdorf liege, sei eine der am dichtesten befahrenen Strecken Europas - eine zentrale Achse, wie er sagte.

Eine Möglichkeit gegen den Bahnlärm sei, die Ursache zu bekämpfen, erläuterte er. So habe die große Koalition aus CDU/CSU und SPD beschlossen, dass laute Güterzüge ab dem Jahr 2020 das deutsche Schienennetz nicht mehr befahren dürfen. Allerdings gebe es Probleme mit der EU, ergänzte Gerd Kirchhoff, Erster Vorsitzender des Vereins "Bürger Initiativen Netzwerk (BIN) gegen Bahnlärm", der an diesem Abend als Gast aus Bad Honnef nach Roisdorf gekommen war. Die EU-Kommission wolle eine europaweite Regelung, was ein Verbot nicht vor 2026 bedeuten würde, so Kirchhoff. Hartmann hielt dagegen. Es sei egal, wenn die EU eine andere Zeitvorstellung habe.

Auch erinnerte er daran, dass die Strecke im Bereich Roisdorf im freiwilligen Lärmsanierungsprogramm des Bundes sei. Die Gelder für Lärmschutzmaßnahmen stünden bereit. Mit einer Umsetzung sei aufgrund des Verfahrens aber nicht vor 2018 zu rechnen (siehe Kasten), sagte Hartmann später im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Auch Roisdorfs Ortsvorsteherin Gabriele Kretschmer (CDU) war zur Versammlung in die Mainzer Straße gekommen. Sie erinnerte im Gespräch mit dem General-Anzeiger im Nachgang daran, dass im Oktober 2014 auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen zum Anwohnergespräch in Sachen Lärmschutz vor Ort war (der GA berichtete). "Die Politik muss weiter Druck auf die Bahn aufbauen", so Kretschmer. Sie wolle sich darüber hinaus dafür engagieren, dass die Roisdorfer Bahnanlieger der BIN-Initiative beitreten.

Maßnahmen zum Lärmschutz

Bis Ende dieses Jahres soll ein sogenanntes Schallgutachten der Deutschen Bahn zu Lärmschutzmaßnahmen im Bereich Roisdorf vorliegen. Wie berichtet, hatte es Streit zwischen der Bahn und dem Rhein-Sieg-Kreis über die Kosten der für das Gutachten notwendigen Geo-Basisdaten gegeben. Auf Einwirken der Politik gab es bekanntlich eine Einigung. "Ohne Gutachten geht es nicht", sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Hartmann. Es müsse schließlich geklärt werden, welche Lärmschutzmaßnahmen an welchen Stellen erforderlich sind. Nach dem Gutachten komme dann das Planfeststellungsverfahren. Auch das dauere seine Zeit. Aus diesem Grund sei mit einem Baubeginn nicht vor 2018 zu rechnen. Das sei der normale Lauf der Dinge, so Hartmann. "Das hätte man aber alles früher haben können", sagt er mit Blick auf den Disput zwischen Bahn und Kreis.

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