Deutsch-französischer Tag am Humboldt-Gymnsaium Bornheim Freiheit, Gleichheit und Charlie

BORNHEIM · Die Feier zum 52. Jahrestag der deutsch-französischen Freundschaft stand auch im Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Bornheim unter dem Eindruck der Terroranschläge in Paris. Die Französisch-Fachschaft der Schule präsentierte mit ihrer Leiterin Birthe Gesellchen die Ergebnisse der wochenlangen Auseinandersetzung mit dem demokratischen Wertesystem in Europa.

 Die Schüler der Französisch-Fachschaft vor ihrem Infostand zur deutsch-französischen Freundschaft mit Lehrerin Birthe Gesellchen.

Die Schüler der Französisch-Fachschaft vor ihrem Infostand zur deutsch-französischen Freundschaft mit Lehrerin Birthe Gesellchen.

Foto: Hermes

Die Schüler der Klassen 8 und 9 sowie die Jahrgangstufe Q2 untersuchten dabei, welche Bedeutung freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit für eine Gesellschaft besitzen. Der vielfach intonierte Leitspruch "Je suis Charlie" wurde in diesem Zusammenhang zum Symbol für die Freiheit des Andersdenkens. Eindrucksvoll wusste der Referendar Jascha von Lüpke Szenen aus seinem Unterricht der praktischen Philosophie zu beschreiben, an dem vor allem konfessionslose und muslimische Schüler teilnehmen.

"Ich habe eine Gänsehaut bekommen, als ich hörte, wie schon Kinder der sechsten Klasse in der Lage waren, ihre Gefühle von Freiheitsbeschneidung zu beschreiben." Auf die Frage, ob man die Mohammed-Karikaturen verbieten solle, bekam der junge Lehrer als Antwort von den Sechstklässlern: "Auf keinen Fall, dann hätten die ja mit Waffengewalt gewonnen." Es sei beschämend für alle Muslime, dass sie mit dem Terror der Extremisten in Verbindung gebracht würden.

Das Motto des deutsch-französischen Tages am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium lautete angesichts der aktuellen politischen Ereignisse "Solidarité entre nous tous en Europe" (Solidarität zwischen uns allen in Europa). Die Schulleiterin Brigitte Engelhardt wies darauf hin, dass ihre Schule erst kürzlich eine Integrationsklasse eingerichtet habe und auch damit "Solidarität" praktiziere, die sich in diesem Falle auf die unmittelbaren Bedürfnisse der in Bornheim und Umgebung lebenden Flüchtlinge beziehe.

In den großen Pausen hatten alle Schüler Gelegenheit, sich mit der Präsentation der Fachschaft, die auf verschiedenen Stellwänden Themen der deutsch-französischen Freundschaft visualisierten, auseinanderzusetzen.

Mehr durch den Magen ging die Völkerverständigung beim Verzehr der diversen frisch hergestellten französischen Crêpes-Variationen. Die Schüler informierten sich aber auch über den Élysée-Vertrag, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Feinden Freunde machte, und die Austauschprogramme mit der französischen Partnerschule in Troan (Normandie).

Während die Französisch-Fachschaft die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit der deutsch-französischen Freundschaft im Forum der Schule präsentierte, wurde im Computerraum des Gymnasiums heftig diskutiert. Die Klassen 6c und d nahmen mit ihrer Französischlehrerin Silke Kaspar an einem Internet-Team-Wettbewerb teil, der unter anderen vom Institut français, dem französischen Kulturinstitut, den Kultusministerien und dem deutsch-französischen Fernsehsender Arte ausgerichtet wurde.

Aufgeregt diskutierend versuchten die etwa elf und zwölf Jahre alten Schüler ihr Wissen über die französische Sprache und Kultur in einem umfangreichen Online-Fragebogen zu beantworten. Dazu mussten sie auf französischen Internetseiten recherchieren und sich im Team für das richtige Ergebnis entscheiden.

Der Élysée-Vertrag

Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle unterzeichneten 1963 im Pariser Élysée-Palast den "Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über die deutsch-französische Zusammenarbeit".

Er ging nach dem Ort seiner Unterzeichnung als "Élysée-Vertrag" in die Geschichte ein. Der Vertrag ist die Grundlage, auf der sich nicht nur die deutsch-französischen Beziehungen entwickeln konnten, sondern auch die Voraussetzung für die politische Einigung Europas: 18 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der von Deutschen begangenen Verbrechen, verpflichteten sich die einstigen Kriegsgegner zu Freundschaft und umfassender politischer Zusammenarbeit.

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