Buch über Bäche und Ortsgeschichte Chemieprofessor analysiert die Bornheimer Bäche

Bornheim · Das Wasser der Bornheimer Bäche habe eine gute Qualität, und das könne man auch schmecken, meint Georg Schwedt. Der emeritierte Chemieprofessor hat für sein Buch Wasserproben von rund 20 Bächen in Bornheim, Alfter und Wesseling genommen. Auf seinen Exkursionen hat er aber auch die Geschichte vieler Ortschaften erkundet.

 Eingespieltes Team: Georg Schwedt analysiert eine Wasserprobe während seine Frau Heidrun die Messergebnisse protokolliert.

Eingespieltes Team: Georg Schwedt analysiert eine Wasserprobe während seine Frau Heidrun die Messergebnisse protokolliert.

Foto: Stefan Hermes

Das Wasser an der Quelle eines Bachlaufs würde Georg Schwedt bedenkenlos trinken. Ob er auch das Wasser des Bornheimer Bachs trinken würde? Schwedt lacht. „Eher nicht“, sagt er. Dabei denke er jedoch nur an mögliche Verunreinigungen durch Tiere als an gefährdende Inhaltsstoffe. Während der 79-jährige emeritierte Chemieprofessor spricht, steht er auf einer Brücke und lässt einen Kunststoffbecher an einer langen Schnur in das unter ihm leicht dahinfließende Wasser des Bornheimer Bachs sinken. Später wird er die Probenentnahme mithilfe seines mitgebrachten Analysekoffers auf Härte-, Mineral und Nitratgehalt hin untersuchen.

Fast 70 Mal hat er solche Untersuchungen bereits an verschiedenen Stellen der Bornheimer Bäche für sein aktuelles Buch durchgeführt. Dieses widmet sich den Gewässersystemen des Alfterer Bornheimer Bachs und des Dickobsbachs im südlichen Vorgebirge. Auf 148 Seiten berichtet Schwedt von seinen Exkursionen, die neben den wissenschaftlich ermittelten Wasseranalysen auch viel Historisches zu den Orten, zu Mühlen, Burgen und Schlössern enthalten, die er im Umkreis der Bäche und ihrer Zuflüsse besucht hat.

Gut 100 Kilometer zu Fuß zurückgelegt

Mit vielen anregenden Details ist dabei eine naturhistorisch-ökologische Gewässerkunde entstanden, mit der Schwedt Anwohner, Wanderer und Naturliebhaber ansprechen möchte. Besucht und beschrieben hat er die Orte Gielsdorf, Birrekoven, Alfter, Roisdorf, Bornheim, Brenig, Widdig, Geildorf, Walberberg, Schwadorf, Trippelsdorf, Merten, Rösberg, Sechtem und Keldenich. „Es werden um die 100 Kilometer gewesen sein, die ich dafür zu Fuß zurückgelegt habe“, sagt er. Zugute gekommen sei ihm dabei aber auch das 9-Euro-Ticket, mit dem er unkompliziert Busse und Bahnen im Vorgebirge nutzen konnte.

„Auch Corona hat mit zum Gelingen des Buches beigetragen“, erzählt Schwedt lachend. Denn ohne die mit der Pandemie verbundenen Reiseeinschränkungen wäre er wohl eher im Urlaub gewesen. Auf seinen Erkundungstouren bedauerte er nur, dass viele Lokale, die er gerne zusammen mit seiner Frau Heidrun besucht hätte, wegen Corona oder Personalmangels geschlossen waren. Trotzdem habe er viele schöne und empfehlenswerte Wege entlang der Bäche entdeckt.

Manchmal hat er die rund 20 von ihm erfassten Bäche erst suchen müssen, da sie über weite Strecken in unterirdisch verlegten Rohren verlaufen. Oftmals habe ihn seine Frau, die ihn auf vielen seiner Ausflüge als Protokollantin begleitete, erst auf ein leises Plätschern aufmerksam gemacht, sodass sie ein Rinnsal oder einen kleinen Bach auffinden konnten. Dann hätten sie „über Stock und Stein“ versucht, an das Wasser zu kommen.

Mineralstoffhaltiges Wasser im Vorgebirge

Nicht immer war es für den 79-jährigen ehemaligen Professor der Technischen Universität Clausthal (Niedersachsen) so einfach, an eine Wasserprobe heranzukommen, wie es beispielsweise an der Roisdorfer Brunnenallee der Fall ist. Doch wo auch immer er seine Messungen durchführte, bestätigte sich laut Schwedt, dass das Wasser der Bornheimer Bäche eine gute Qualität besitzt. „Man kann es auch schmecken“, sagt er. Der Vorteil der hiesigen Bächen sei, dass aus der Voreifel gesundes und mineralstoffhaltiges Wasser komme. „Wenn man es mit der Hand schöpft und trinkt“, so Schwedt, „dann merkt man schon, dass das Wasser nicht so fade ist, sondern Geschmack hat.“

Überrascht stellte Schwedt nach einem rund 500 Meter langen Fußweg entlang des Roisdorf-Bornheimer Baches fest, dass sich die Härtegrade des Wassers deutlich verändert hätten. „Es war mineralischer geworden“, sagt er. In seinem Buch liefert er dazu auch eine Antwort: „An dieser Stelle“, so schreibt Schwedt, „tritt eine deutliche Erhöhung der Härtegrade sowie der Calcium- und Sulfatgehalte auf, die anscheinend auf den starken Zufluss (aus dem Roisdorfer Mineralbrunnen) zurückzuführen sind.“

Es geht auch um Sehenswürdigkeiten

Auch wenn Schwedts wissenschaftlich motivierte Wanderungen, die er auch schon an 47 Bonner Bächen durchgeführt und veröffentlicht hat, immer wieder mit detaillierten Wasseranalysen versehen sind, kommt dabei die Historie nicht zu kurz. Seine Leser erfahren nicht nur, dass es bis zu einer zentralen Wasserversorgung ein langer Weg gewesen sei und die Menschen bis ins frühe 20. Jahrhundert auf die natürlichen Quellen angewiesen waren. Der Autor liefert auch Geschichtliches zu den Orten sowie zu Sehenswürdigkeiten in Bachnähe. Es wird deutlich, dass der seit seiner Emeritierung in Bonn ansässig gewordene Schwedt sich Buch für Buch seinen neuen Lebensraum erobert, in den er durch seine in Alfter aufgewachsene Frau gekommen ist. Das nächste Buch, über die Bäche der Eifel, ist bereits in Vorbereitung.

Georg Schwedt: „Bornheimer Bäche - Von Alfter und Roisdorf bis Wesseling - Eine naturhistorisch-ökologische Gewässerkunde“, Book on Demand im Kid Verlag, 148 Seiten, 19,80 Euro

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