Seit rund 70 Jahren Bornheimerin hat ihr Leben der Kunst gewidmet

Bornheim-Brenig · Seit rund 70 Jahren bestätigt sich die heute 92-jährige Gerta Fietzek-Kröll künstlerisch. Als Künstlerin hat sich die Bornheimer aber nie verstanden. Rückblick auf ein Lebenswerk.

 Mit der Malerei begann Gerta Fietzek-Kröll erst 1990, als sie mit 60 Jahren ein Studium an der Alanus Hochschule aufnahm.

Mit der Malerei begann Gerta Fietzek-Kröll erst 1990, als sie mit 60 Jahren ein Studium an der Alanus Hochschule aufnahm.

Foto: Matthias Kehrein

Plastiken, Installationen, Gemälde: Gerta Fietzek-Kröll hat ihr Leben der Kunst gewidmet. In zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland hat die heute 92-Jährige, die seit mehr als 40 Jahren in Brenig wohnt, ihre Werke immer wieder einer breiten Öffentlichkeit gezeigt – zuletzt 2021 im Bonner Frauenmuseum. Stets hat sie in den verschiedenen Kunstbereichen Ideenreichtum und Ausdrucksstärke bewiesen, und wurde dafür mit einigen Preisen ausgezeichnet.

Dabei waren die Anfänge ihres künstlerischen Wirkens während ihrer Lehre als Buchhändlerin in Köln Ende der 1940er-Jahre eher zufällig. „Ich bin in der Mittagspause zum alten Rathaus gelaufen, wo Steinfiguren ausgebessert wurden. Da blieb immer ein wenig Ton übrig, den habe ich mitgenommen und daraus meine erste Plastik ‚Die Bettlerin‘ geformt“, berichtet Fietzek-Kröll. Ton als Arbeitsmaterial ließ sie seitdem nicht mehr los. In Workshops begeisterte sie als Leiterin der Bücherei in Hürth zudem Kinder für Kunst und deren Ausdrucksvariationen.

Überall im Wohnhaus hängen Kunstwerke

Werkseminare, ein USA-Stipendium sowie Design-Studien in Kassel und Stuttgart vertieften die bildhauerischen Fertigkeiten beziehungsweise die theoretischen Fachkenntnisse und gaben Fietzek-Kröll das Rüstzeug zur Kunsterziehung. „Als Künstlerin habe ich mich nie verstanden, eher als berufstätige Frau“, sagt die rüstige Seniorin, während sie durch ihr Haus an der Vinkelgasse führt, in dem überall ihre Werke hängen.

Der künstlerische Durchbruch kam Mitte der 1960er-Jahre, als sie für den Landschaftsverband Rheinland durch die Lande tourte und Kindern das Arbeiten mit Ton ermöglichte. Die auf Fotos verewigten Werke veröffentlichte der Dumont-Verlag in einer Publikation unter dem Titel „Kinder kneten Ton“. Zeitgleich wurden die Objekte der Sechs-bis Zwölfjährigen in den Rosenthal-Studios ausgestellt – „was für Furore sorgte“, so Fietzek-Kröll.

Damals wie heute ist sie überzeugt, dass in jedem Menschen ein Künstler steckt. Eine Philosophie, die auch 1967 in ihrem Projekt „Var-El“ (Variable Elemente) zum Tragen kam. Betrachter konnten auf einer Magnettafel mithilfe von Halbkreisen, Quadraten oder Viertelringen ihre individuellen Kunstwerke schaffen, recht trendy damals. „In der Kunst war die Kinetik das Top-Thema“, führt die 92-Jährige aus.

Fietzek-Krölls Kunst ist mitunter auch politisch

Eine künstlerische Zäsur erfolgte durch eine 20-jährige Familienzeit. Stand bis 1970 die Arbeit mit Ton im Fokus, konzentrierte sich die dann 60-Jährige ab 1990 mit dem Beginn eines Studiums an der Alfterer Alanus Hochschule ausschließlich auf Malerei, um „in die bunte Welt der Farben einzutauchen“, wie sie sagt. Die Bilderreihe zum Gebrüder-Grimm-Märchen „Die Kristallkugel“ – ihre Abschlussarbeit an der Alanus Hochschule – hängt immer noch im Wohnzimmer, beim genauen Hinsehen ist eine mehrfache Schichtung der Wasserfarben zu erkennen.

Die ästhetische Vermittlung von Inhalten war und ist Fietzek-Kröll immer wichtig gewesen. Mit dem allgemein zunehmenden Bewusstsein für die Rettung der Umwelt wurden ihre Werke aber auch politischer. So auch in einer Ausstellung im Siegburger Stadtmuseum im Jahr 1993, in der sie mit vertrockneten Getreidehalmen, Ästen, Samen und geschorener Wolle auf die Pervertierung der modernen Agrarindustrie hinwies. Installationen und die Malerei hat sie seit einiger Zeit altersbedingt aufgegeben. „Es ist mir zu anstrengend. Dafür koche ich jetzt, eine andere Art von Malerei“, sagt sie – und lächelt.

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