Im Namen der Waisen Grigorij Richters läuft von Paris nach Berlin

Bornheim · Der Hamburger Filmemacher will mit seiner Aktion auf die Situation von Flüchtlingskindern aufmerksam machen, die in Lagern auf der griechischen Insel Lesbos festsitzen. Dabei legt er auch eine Station im Vorgebirge ein.

 Manuel Wiemann (links) und Grigorij Richters.

Manuel Wiemann (links) und Grigorij Richters.

Foto: Sabrina Bauer

Einige Passanten bleiben stehen, zücken ihr Smartphone für ein Foto. Der Bully von Grigorij Richters erfüllt seinen Zweck – Aufmerksamkeit erregen und die Leute neugierig machen für das, was Richters seit Ende Oktober unternimmt. Der 31-Jährige ist derzeit von Paris nach Berlin unterwegs, um auf die Situation von Flüchtlingskindern aufmerksam zu machen. Der bunt besprayte Bus ist dabei sein ständiger Begleiter, aber nicht als Gefährt, sondern als Transportfahrzeug und Gelegenheitsschlafplatz – denn Richters will die gesamte Strecke zu Fuß zurücklegen. Sein Weg führte ihn nun durchs Vorgebirge nach Bonn.

Konkret geht es dem Hamburger Filmemacher dabei um Flüchtlingskinder, die als Waisenkinder in Lagern auf der griechischen Insel Lesbos festsitzen. Über Hilfsorganisationen kam er in Kontakt mit den Flüchtlingshelfern und -kindern vor Ort. Innerhalb der Aktion will er Unterschriften sammeln und fordert die europäischen Regierungen dazu auf, die unbegleiteten Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen eine Perspektive zu geben.

Im Internet hat er eine Petition gestartet, aber auch auf dem Bus können Passanten solidarisch unterschreiben. Bisher stehen dort mehr als 1000 Namen.

Petition im Internet

„Die Reaktionen waren überraschenderweise bisher sehr positiv – auch in den Dörfern“, sagt der 31-Jährige. So begutachteten zwei Polizeibeamte vor dem EU-Parlament in Brüssel den besprayten Bus. Richters rechnete schon mit einem Strafzettel, doch zu seiner Verwunderung umarmte ihn die Polizistin und bedankte sich für seinen Einsatz. Es gibt aber auch negative Reaktionen. In Aachen drohten ihm und beleidigten ihn drei junge Männer, in Belgien durchtrennten ihm Unbekannte die Bremsschläuche. „Wenn alles perfekt funktionieren würde, würde ich die Hälfte der Leute nicht kennen lernen“, sagt er. Als der Bus repariert werden musste, spendierte ihm ein Werkstattbesitzer einfach die Reparatur. Den Bus fahren abwechselnd freiwillige Helfer.

Für Montag war spontan Manuel Wiemann eingesprungen. Er hatte erst am Vorabend von Richters, der in der WG übernachtet hat, und seiner Aktion erfahren. Seine Übernachtungsmöglichkeiten sucht er meist von Tag zu Tag, meist über die Internetplattform „Couchsurfing“. „Notfalls schlafe ich im Auto“, sagt er. 28 Städte will Richters auf seiner Route insgesamt besuchen.

An diesem Dienstag trifft er sich mit der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Doch zunächst will er mit seinem Bus vor dem Kölner Dom stehen. Im Vorfeld hatte er alle Oberbürgermeister und Presseämter auf seiner Tour angeschrieben, um ein Treffen zu organisieren. In Bonn sprach er mit der Integrationsbeauftragten der Stadt, Coletta Manemann. Wie auch in Aachen soll es positive Signale seitens der Stadt gegeben haben, sich an der Aufnahme von Flüchtlingskindern zu beteiligen. Ziel der Tour ist am 1. Dezember das Brandenburger Tor, vor dem sich Richters mit allen Parteien zum Gespräch treffen will. „Wenn ich in Berlin ankomme, möchte ich von einem Wir sprechen.“

Weitere Informationen zur Aktion und Kontakt im Internet unter imarchforyou.org/deutsch/

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