Stark sanierungsbedürftig Was für und gegen einen Neubau des Hallenfreizeitbad Bornheim spricht
Bornheim · Neubau oder Sanierung? Die Frage ist beim Hallenfreizeitbad Bornheim noch immer offen. Eine Studie schätzte nun die Kosten für beide Varianten ein - und warf weitere Fragen auf.
Sanierung oder Neubau? Die Frage, die sich beim stark sanierungsbedürftigen Bornheimer Hallenfreizeitbads (HFB) schon seit einer Weile stellt, ist immer noch nicht beantwortet. Zwei neue Studien geben den Verantwortlichen nun aber zumindest eine Entscheidungsgrundlage. Die Deutschen Gesellschaft für das Bäderwesen (DGfdB) hat die Optionen Neubau versus Sanierung gegeneinander abgewogen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO hat außerdem untersucht, wie Stadt und Stadtbetrieb sich das Schwimmbad am besten aufteilen können, um Steuern zu sparen.
Bürgermeister Christoph Becker sagte in der Sitzung des Verwaltungsrats des Stadtbetriebs am Dienstag, dass eine Entscheidung im ersten Halbjahr 2021 fallen soll.
■ Was stimmt nicht mit dem HFB? Die DGfdB hat sich Hallen- und Freizeitbad des HFB angeschaut und dabei einige Mängel festgestellt: Nach den Richtlinien des Koordinierungskreises Bäder (KOK) verfügt das Bad über zu wenige Umkleiden. Die Sanitäranlagen im Hallenbad sind zu klein, im Freibad fehlen sie völlig. Es bestehen Sicherheitsbedenken, etwa weil die Wege am Beckenrand in der Halle und auch draußen nicht breit genug sind und die Rutsche im Sprungbecken mündet. Draußen und drinnen steht nicht genug reine Schwimmfläche zur Verfügung.
An vielen Stellen ist das Bad nicht barrierefrei. Dass Saunagäste zunächst durch die Umkleiden und Sanitäranlagen gehen müssen, um das externe Gebäude der Sauna zu erreichen, findet die DGfdB unhygienisch. Damit das Freibad die KOK-Richtlinien erfülle, bedürfe es „einer totalen Reorganisation“. Energetisch ist das Bad nicht auf dem neusten Stand, auch das Dach ist veraltet, Treppen, Fassaden und Böden sind beschädigt. „Bei allen Gewerken ist rechnerische Nutzungsdauer erreicht oder überschritten.“ Wege für die Feuerwehr sind zu eng.
■ Wie gut ist das HFB ausgelastet? Beim Vergleich mit 56 ähnlichen Bädern fand die DGfdB heraus, dass das HFB im Jahr 2018 etwa ein Drittel weniger Besucher hatte als der Durchschnitt. Die Wasserfläche liege in Bornheim im Vergleich aber um rund ein Viertel höher. Die Minderauslastung liege so bei knapp der Hälfte des Durchschnittswerts. „Die wasserbezogene Auslastung ist in Bornheim zu gering beziehungsweise die vorgehaltene Wasserfläche außen ist im Verhältnis der Besuche zu groß“, schreibt die Gesellschaft.
Insgesamt sei der Besuchertrend zwischen 2009 und 2018 negativ, rund 1500 Besucher kommen pro Jahr weniger. Besonders hoch ist der Verlust bei den Saunagästen mit gut einem Viertel pro Jahr. Die Öffentlichkeit nutze das Bad weniger, Schulen dafür umso mehr.
■ Was sagen die weiteren Zahlen? Nur gut die Hälfte der Kosten des HFB decken sich durch Einnahmen. Der Wärme- und Stromverbrauch liegt über dem Durchschnitt, der Wasserverbrauch hingegen darunter, was möglicherweise an der Nutzung von Brunnenwasser liegt.
■ Was sind die Konsequenzen? „Weitreichende Eingriffe in die Grundriss-Struktur der Anlage werden erforderlich“, um bei einer Sanierung die Funktionsdefizite auszugleichen, schreibt die DGfdB. Ohne konkrete Maßnahmen könne die Gesellschaft dafür aber keine Kostenschätzung abgeben. Das Missverhältnis von Besucherzahlen zu Wasserfläche sollte berücksichtigt werden. Außerdem müsse es ein Energiekonzept geben.
■ Was würden die beiden Varianten kosten? Neubau: Die Studie geht von mindestens 27 Millionen für das Hallenbad, acht Millionen für das Freibad und 2,5 Millionen Euro für die Sauna aus, also insgesamt 37,5 Millionen. Nicht mit eingerechnet sind die Kosten für ein Grundstück, sollte das Bad an anderer Stelle neu errichtet werden. Sanierung: Soll die Sanierung keine Funktionsdefizite ausgleichen, sondern nur das Nötigste abdecken, geht die DGfdB von mindestens 19,8 Millionen Euro aus. Kosten für den Brandschutz fehlen in diesem Betrag noch. Da die Gesellschaft von einer Kernsanierung ausgeht, muss das Bad während der Sanierung komplett geschlossen werden.
■ Was sagen die Parteien? Die dritte Alternative, nämlich das Schwimmbad ersatzlos zu schließen, kam für keine Fraktion im Verwaltungsrat infrage. „Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche in Bornheim Schwimmen lernen können“, betonte der Bürgermeister. Am Ende sei die Entscheidung Sanierung/Neubau eine Kostenfrage. Viele Aspekte müssten vor einer Entscheidung geklärt werden, fanden die Parteien, ob das Schwimmbad der Stadt oder dem Stadtbetrieb gehört, ob ein Neubau eher Spaß- oder reines Schwimmbad sein soll, ob eine Sauna noch gebraucht wird, was bei einem Neubau mit dem alten Grundstück passiert. Einigkeit herrschte auch darüber, die Öffentlichkeit an der Planung zu beteiligen.
■ Wie geht es weiter? Der Stadtbetrieb verweist den Sachverhalt wegen des Umfangs des Projekts und der Schwere möglicher Folgen an den Bürgermeister. Dieser soll zusammen mit den entsprechenden Gremien eine Entscheidung finden.