Gespräch am Wochenende: Hannes Schöner Ex-Höhner-Bassist Hannes Schöner: „Ich sehe mich als Singer-Songwriter“

Interview | Bornheim-Hersel · Hannes Schöner gastiert am 3. März in der Rheinhalle Hersel. Im Interview erzählt der frühere Bassist der Höhner von seinem musikalischen Werdegang, seinen schönsten Momenten mit der kölschen Band und seiner neuen Solo-Platte

Ex-Höhner-Bassist Hannes Schöner in seinem Studio in Bad Münstereifel.

Ex-Höhner-Bassist Hannes Schöner in seinem Studio in Bad Münstereifel.

Foto: Jörg Manhold

Er ist wieder da. Der frühere Höhner-Bassist Hannes Schöner, der 2020 seinen Abschied vom Karnevalstourneestress nahm, wandelt auf Solopfaden wie in den 70er Jahren schon einmal – und gastiert am kommenden Freitag in der Rheinhalle Hersel. Mit ihm sprach GA-Redakteur Jörg Manhold.

Sie haben 2020 ihren Abschied bei den Höhnern genommen, was ist seitdem passiert?

Hannes Schöner: Ich habe erst mal die Zeit genossen ohne die vielen Auftritte. Dann habe ich mich viel in meiner Umgebung umgeschaut. Ich mag es, die lokale Musikszene zu beobachten und hier und da bei Sessions mitzumachen. Ich habe das in früheren Zeiten schon in Irland erlebt und finde es einfach schön, mit anderen zu musizieren.

Gibt es eine neue Soloplatte?

Schöner: Ja, ich habe eine neue Platte mit dem Titel „Nah bei mir“ produziert. Einiges habe ich allein aufgenommen, bei anderem haben mich befreundete Musiker unterstützt. Die Platte ist sehr akustisch und vom Chanson beeinflusst. Es sind aber auch popmusikalische Einflüsse drin. Alles auf Hochdeutsch.

Und was dürfen die Zuhörer beim Auftritt in der Rheinhalle Hersel erwarten?

Schöner: Ich werde Stücke von der neuen Platte spielen, aber auch Songs von den Höhnern. Außerdem gibt es einige Gastauftritte von befreundeten Musikern, die mit eigenen Stücken dabei sind. Und last but not least gab es bei mir auch ein Leben vor den Höhnern. Davon werde ich auch was bringen.

Apropos Gastmusiker – wer wird denn kommen?

Schöner: Das möchte ich noch nicht verraten!

Stichwort Leben vor den Höhnern – was waren da die Stationen?

Schöner: Ich habe in den 60ern in einer Schülerband angefangen und dann ging es hoppla hopp. Mit einer Elvisband. Dann kam der erste Plattenvertrag mit der Single „Judy’s Café“. 1980 durfte ich bei Ilja Richters Disco auftreten. Und später insgesamt drei Mal in der ZDF-Hitparade.

An was erinnern Sie sich am liebsten?

Schöner: Ganz besonders war die deutsche Vorentscheidung zum Grand Prix. Da kam ich auf Platz drei mit dem Titel „Nun sag schon Adieu“. Siegerin war Nicole mit „Ein bisschen Frieden“, die ja dann den Grand Prix gewann.

Sie haben hier im Schrank eine kleine Trophäe stehen!

Schöner: Das ist die stilisierte Zwei. Mit dem Grand-Prix-Titel bin ich in der ZDF-Hitparade auf Platz zwei gekommen. Die Langspielplatte dazu hatte Harold Faltermeyer produziert. Das war ein besonderes Erlebnis.

Damals waren Sie viel auf Achse?

Schöner: Tatsächlich war ich in der ersten Zeit sehr viel alleine mit dem Auto unterwegs. Ich hatte mir einen Passat gekauft und musste manchmal innerhalb eines Tages von einem Auftritt in München ganz nach Norden an die See fahren. Nach einem Jahr hatte ich 115 000 Kilometer auf dem Tacho. Das war eine ziemlich einsame Angelegenheit. Deshalb hatte ich später einen Roadie und Fahrer dabei, das war dann schon geselliger.

Bei den Höhnern sind Sie als Bassist eingestiegen. Welche Instrumente spielen Sie sonst noch?

Schöner: Ich bin kein gelernter Bassist, sondern eher Gitarrist. Und ich spiele ein bisschen Keyboards. Ich sehe mich seit 40 Jahren als Singer und Songwriter.

Wie kam das Engagement bei den Höhnern zustande?

Schöner: Die Band suchte Anfang der 90er per Anzeige nach einem Bassisten. Ich zeigte den Zeitungsausschnitt meiner Frau und die sagte: mach doch. Als ich mich meldete, hieß es: Gut, dass du anrufst, wir wollten dich schon fragen. Wir nehmen dich. Die Krux dabei war, dass das Einstellungsgespräch am Mittwoch stattfand und der erste Auftritt schon am Freitag.

Damals waren die Höhner noch nicht so bekannt wie heute.

Schöner: Die Bläck Fööss waren schon viel weiter. Da konnten wir schwer gegen ankommen. Deshalb haben wir uns gesagt: Die Fööss singen auf Kölsch und sind in Köln total angesagt, dann müssen wir versuchen, mehr Hochdeutsch zu machen und von außen zu kommen. Erst mal außerhalb bekannt werden und von außen überholen.

Wie viele Auftritte hatten Sie mit den Höhnern?

Schöner: Das kann ich nur schätzen. Etwa 30 Jahre lang mit im Schnitt 150 Auftritten pro Jahr macht schon mal 4500. Dazu noch 30 bis 40 Roncalli-Shows und die Weihnachtstouren mit je 20 Konzerten. Ich schätze, es sind 5000 bis 6000 Gigs.

Warum sind Sie 2020 ausgestiegen?

Schöner: Irgendwann muss man aufhören. Und wir hatten überlegt, dass wir nach und nach den Nachwuchs nachrücken lassen. Deshalb bin ich zwei Jahre vor Henning Krautmacher gegangen. Das war so geplant. Bei einer Band, mit der du über Jahre auf der Bühne stehst, muss die Chemie stimmen. Auf der Bühne ist es wie auf hoher See. Man muss sich aufeinander verlassen können. Deshalb müssen die Mitglieder gut ausgesucht sein.

Was waren im Rückblick die Highlights?

Schöner: Wir hatten während der Handball-Weltmeisterschaft in Köln unseren ersten und einzigen Platz-Eins-Hit mit „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Als wir nach der gewonnenen WM vor dem Rathaus gespielt haben, war die Stimmung unfassbar gut. Auch die Roncalli-Circus-Shows mit Artisten aus aller Welt waren sehr bewegend. Und nicht zu vergessen: Die Hölle von Vettweiß. Da gibt es ein ganzes Zelt enthemmter Weiblichkeit. Da merkt man, dass das Publikum ein Raubtier sein kann, und die Band muss der Dompteur sein. Schließlich und endlich war auch das Arsch-huh-Konzert von 1992 mit 100 000 Zuschauern ein Gänsehautmoment.

Hannes Schöner & Freunde gastieren unter dem Titel „Nah bei mir“ am Freitag, 3. März, ab 20 Uhr in der Rheinhalle Hersel. Tickets kosten im Vorverkauf 24 bis 29 Euro, an der Abendkasse 28 bis 33 Euro. Die Karten gibt es in der Bookcompany, Euskirchener Straße 1, Swisttal-Heimerzheim, in der Bäckerei Landsberg, Ploon 4 in Bornheim-Brenig, am Ticketschalter Rheinhalle (dienstags 17 bis 20 Uhr) und unter www.bonnticket.de. Infos unter nette-veranstaltungen.de

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