Gruft wird saniert Heimatfreunde erinnern mit Tafel an Roisdorfer Wilhelm Custor

Bornheim-Roisdorf · Die Roisdorfer Heimatfreunde erinnern am Friedhof an den ehemaligen Mineralbrunnen-Chef. Die dortige Kapelle, in der Wilhelm Custor begraben liegt, muss indes saniert werden.

 Historiker Ernst Gierlich hat das Leben Wilhelm Custors recherchiert und den Text zu der Gedenktafel an der Friedhofskapelle verfasst. In der Hand hält er einen historischen Wasserkrug der Roisdorfer Mineralbrunnen aus der Zeit Custors.

Historiker Ernst Gierlich hat das Leben Wilhelm Custors recherchiert und den Text zu der Gedenktafel an der Friedhofskapelle verfasst. In der Hand hält er einen historischen Wasserkrug der Roisdorfer Mineralbrunnen aus der Zeit Custors.

Foto: Stefan Hermes

„Man muss den nachfolgenden Generationen auch einmal die Bedeutung des Roisdorfer Friedhofs klarmachen“, sagt Harald Stadler, der zusammen mit Ernst Gierlich und Edzard Anders am Freitagmorgen die Gedenktafel für Wilhelm Custor an der Friedhofskapelle enthüllte. „Es weiß doch kaum noch jemand, wer von den historisch bedeutsamen Roisdorfern hier begraben ist“, ergänzt Gierlich.

Die hochglänzend-weiße Kunststofftafel mit dem schwarzweißen Porträt Custors ist ein erster Schritt und Hinweis darauf, dass die marode gewordene Friedhofskapelle aufgrund ihrer Historie einer dringenden Sanierung bedarf. Das hatte Stadler schon 2018 festgestellt und dokumentiert. Mit einem im vergangenen Jahr erstellten Gutachten wurden auch bereits die Kosten für eine Sanierung ermittelt. Rund 64.000 Euro werden die Erneuerung des Daches und die Sanierung der Fassade sowie weitere Erhaltungsmaßnahmen die Stadt kosten, um dem Wunsch entsprechen zu können, auch den kommenden Generationen etwas über die Geschichte Roisdorfs zu vermitteln. Kaum ein Ort kann das so gut wie ein Friedhof.

Der Roisdorfer Friedhof an der Ecke Bonner Straße / Widdiger Weg wurde zwar erst im Jahre 1872 eingerichtet, ist jedoch unter den rund 280 geschützten Denkmälern Roisdorfs als Nummer 31 als schützenswert eingetragen. „Da stellt sich allerdings die Frage“, so Stadler, „ob man einen Friedhof in seiner Gesamtheit überhaupt schützen kann.“ Schließlich sei ein Friedhof ja – um seinem Zweck gerecht werden zu können – einer ständigen Wandlung unterlegen. Bei einem denkmalgeschützten Objekt sei Veränderung jedoch nicht erlaubt. Also müsse man festlegen, was auf dem Gräberfeld als denkmalswert deklariert werden muss.

Zuallererst nennt der promovierte Historiker und Heimatfreund Gierlich, neben der Kapelle und Gruft von Custor, die Maria-Hilf-Kapelle, die Priestergräber mit ihrem Kreuzmonument, das Hochkreuz und die Gruft der Familie Gammersbach sowie das daneben liegende, scheinbar ebenso alte Grab, für dessen Pflege zuletzt jemand namens Fenger eingetragen war.

 Harald Stadler hat die Schäden der Friedhofskapelle dokumentiert und den Sanierungsprozess in Gang gesetzt.

Harald Stadler hat die Schäden der Friedhofskapelle dokumentiert und den Sanierungsprozess in Gang gesetzt.

Foto: Stefan Hermes

Doch leider lässt sich bis heute nicht ermitteln, wer dahinter steckt. Die Heimatfreunde würden sich über Hinweise dazu freuen. Nun sind sie mit ihrer aktiven Heimatpflege bereits ein Stückchen weiter gekommen. Die Kapelle und Gruft von Custor wird saniert. Auch die dahinter liegende, unbenutzt vor sich hin schlummernde Halle wird dann zum Kolumbarium umgebaut werden.

Dass dort nach wie vor nur eine Toilette vorgesehen ist, die zudem nur für die auf dem Friedhof arbeitenden Menschen gedacht sein soll, hält Gierlich für ein Unding. Auch Friedhofsbesucher müssten die Gelegenheit bekommen, auf getrennten Toiletten ihrem Bedürfnis nachzukommen. Doch dieser Um- oder Einbau ist in der bisherigen Kostenschätzung von 30.000 Euro noch nicht vorgesehen.

„Eigentlich“, so Stadler, „sollte noch in diesem Jahr mit den Bau- und Sanierungsmaßnahmen begonnen werden.“ Doch nach bisherigem Stand seien die notwendigen Arbeiten noch nicht einmal ausgeschrieben. So bleibt im Moment nur die Gewissheit, dass die notwendigen 94.000 Euro bereitgestellt sind und die Kapelle damit für die kommenden Jahre ertüchtigt werden wird. „Es darf nur nicht allzu lange gewartet werden“, lacht Stadler wohl wissend, dass sich Kostenvoranschläge schnell überholen können.

     Der ehemalige Mineralbrunnenchef Wilhelm Custor.

Der ehemalige Mineralbrunnenchef Wilhelm Custor.

Foto: Harald Stadler/User

 Unter dem Altar beigesetzt

Indes sind die Kapelle und der jetzt mit einer Gedenktafel bedachte Wilhelm Custor eng miteinander verbunden. 1901 hatte der Kölner Apotheker zum 25-jährigen Jubiläum seines Roisdorfer Mineralbrunnens nicht nur 25.000 Mark zum Wohl seiner Arbeiter zur Verfügung gestellt, sondern auch der Gemeinde 10.000 Mark zum Bau der Kapelle übergeben, in der er einmal begraben werden wollte. Bereits vier Jahre später starb Custor mit 75. In „seiner“ Kapelle wurde er nach ihrer Fertigstellung 1909 unter dem Altar beigesetzt.

Vermutlich erklangen dazu die vier von ihm bereits 1897 gestifteten Glocken der Roisdorfer Pfarrkirche. Bis zum Anbringen der nun an der rechten Seite des Kapelleneingangs angebrachten Gedenktafel gab es  keinen Hinweis, der an den Spender erinnerte. 1968 wurde bei der letzten Renovierung der Kapelle der Altar entfernt. Auch der dann neu geflieste Boden lässt nicht erahnen, wer darunter begraben wurde. Der von Gierlich für die Gedenktafel verfasste Text über Wilhelm Custor vermittelt nun einen ersten Eindruck vom Leben eines für Roisdorf so bedeutsamen Menschen, der nicht in Vergessenheit geraten sollte.

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