Immer der Baskenmütze nach Heinrich-Böll-Weg im Vorgebirge

Bornheim-Merten/Rösberg · Anlässlich des Jubiläumsjahrs zum 100. Geburtstag des Literaturnobelpreisträgers eröffnen die Bornheimer einen Heinrich-Böll-Weg. Er führt drei Kilometer durch Merten, seinem Wohnort von 1982 bis 1985, und Rösberg.

 Vor einer der Tafeln des neuen Heinrich-Böll-Wegs (v.l.): Hans Gerd Feldenkirchen, René Böll, Wolfgang Henseler und Peter Tourné.

Vor einer der Tafeln des neuen Heinrich-Böll-Wegs (v.l.): Hans Gerd Feldenkirchen, René Böll, Wolfgang Henseler und Peter Tourné.

Foto: Christoph Meurer

Knapp drei Jahre hat der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll von 1982 bis zu seinem Tod 1985 in Merten gelebt. Ab sofort können Interessierte auf den Spuren des Schriftstellers durch Merten und Rösberg wandern. Rund 120 Menschen waren am Freitagnachmittag gekommen, als der Heinrich-Böll-Weg eröffnet wurde.

Plaketten sowie ein Flugblatt weisen den rund drei Kilometer langen Weg: vom Heinrich-Böll-Platz in Merten über das ehemalige Wohnhaus des Schriftstellers an der Martinstraße, hinauf zum Rösberger Schloss und wieder bergab zum alten Mertener Friedhof. Dort liegen Böll und seine Frau Annemarie begraben. Böll selbst ist durch die Straßen im Ort und über die Wege auf der Höhe spazieren gegangen. Seine Eindrücke vom Vorgebirge und den Menschen hat er in der Erzählung „Oblomow auf der Bettkante“ festgehalten.

Die Einweihung des Wanderwegs gehört zu den Höhenpunkten des Böll-Jahres, mit dem die Stadt Bornheim an den 100. Geburtstag ihres (posthumen) Ehrenbürgers erinnert. Der Gedanke, einen Heinrich-Böll-Weg in Bornheim zu schaffen, geisterte schon geraume Zeit durch die Köpfe, hatte Bürgermeister Wolfgang Henseler vor der offiziellen Eröffnung gesagt.

Weiter dankte er allen, die an der Realisierung des Projekts mitgeholfen hatten. In der Tat ist der neue Rundweg das Ergebnis eines Engagements vieler Helfer und Sponsoren: die Kreissparkasse Köln, der Naturpark Rheinland, das Katholische Bildungswerk Rhein-Sieg-Kreis, örtliche Gastronomen, die Bornheimer Europaschule sowie eine Projektgruppe.

In dieser haben sich auch die Ortsvorsteher Hans Gerd Feldenkirchen (Merten) und Peter Tourné (Rösberg) engagiert. „Es war etwas Erfüllendes, an dem Projekt mitzuarbeiten“, sagte Tourné. Überdies habe es eine schöne Begleiterscheinung: Der Weg zwischen Merten und Rösberg sei saniert worden.

QR-Codes an verschiedenen Stationen

Nun werde Heinrich Böll das zuteil, was er zu Lebzeiten in Merten nicht erleben durfte, meinte Feldenkirchen mit Blick darauf, dass das Verhältnis vieler konservativer Mertener zum Linksintellektuellen Böll bestenfalls distanziert war. Hildegard Helmes, CDU-Kreistagsabgeordnete aus Merten, wollte das nicht unkommentiert lassen. Als sie einst mit Kinderwagen an Böll vorbeigegangen sei, habe er ihren Gruß nicht erwidert. „Er wollte den Kontakt nicht“, sagte sie.

Die Besucher der Wegeröffnung wollten jedenfalls mit Böll soweit es ging in Kontakt treten. An den einzelnen Stationen lauschten sie den Anekdoten und Erzählungen um und über Böll, die die Kunsthistorikerin Christel Diesler, der ehemalige Stadtarchivar Christian Lonnemann und dessen Nachfolger Jens Löffler vortrugen.

Viele Teilnehmer zückten auch ihre Smartphones, um die QR-Codes zu scannen, die an verschiedenen Punkten angebracht sind. Wer das tut, kann Ausschnitte aus der Kurzgeschichte „Oblomow auf der Bettkante“ hören sowie Interviews mit Zeitzeugen. Möglich gemacht wurde dies durch die Arbeit von Schülern der Europaschule. Fortan weisen Plaketten mit der Baskenmütze, der typischen Kopfbedeckung Bölls, als Symbol den Weg zwischen den einzelnen Stationen. Wie Harald Sauer, Geschäftsführer des Naturparks Rheinland, berichtete, seien die Hinweisschilder erst am Donnerstagnachmittag geliefert worden. Fleißige Helfer hätten den Weg dann noch schnell ausgezeichnet.

Weiter gibt es zwei große Infotafeln: an der Von-Weichs-Straße in Rösberg sowie auf dem Heinrich-Böll-Platz in Merten. Auf der einen Seite weisen sie auf den Weg hin, auf der anderen Seite will der Naturpark Rheinland noch sein Wanderwegenetz anbringen, in das der Heinrich-Böll-Weg integriert ist. Unter den Gästen der Eröffnung war auch René Böll, der Sohn, bei dem der Schriftsteller einst in Merten wohnte. Böll, Jahrgang 1948, selbst lebt mittlerweile in Köln. Die Eröffnung des Weges hätte seinem Vater gefallen, meinte er. Er sei diese Wege schließlich oft gegangen.

Alle Veranstaltungen in Bornheim anlässlich des Böll-Jahres sind auf www.bornheim.de/kultur/boell-jahr-2017.html zu finden. Das Flugblatt zum Heinrich-Böll-Weg ist im Rathaus erhältlich sowie im Internet auf der Seite www.bornheim.de/kultur/heinrich-boell-weg.html abrufbar.

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