Heimatforscher Heinz Vorzepf legt Band 4 seiner Sechtemer Chronik vor

BORNHEIM-SECHTEM · Pünktlich zur 900-Jahr-Feier im Mai hat der Heimatforscher Heinz Vorzepf seinen vierten Band der "Sechtemer Dorfchronik" herausgebracht. Sie behandelt alle Häuser Sechtems um 1850, Ehejubiläen und Vereinsfahnen. Auch den in den beiden Weltkriegen gefallenen Soldaten ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Zudem finden sich Berichte Überlebender in der Chronik.

 1925 sah der Sechtemer Bahnhof noch etwas anders aus.

1925 sah der Sechtemer Bahnhof noch etwas anders aus.

Foto: Repro GA

Zu letzteren gehörte der mittlerweile verstorbene Peter Braun. Im April 1945 war er bei Marburg in amerikanische Gefangenschaft geraten. Die Amerikaner übergaben ihn an die Franzosen, die ihn später für Grubenarbeiten nahe Lille einteilten. Nach acht Monaten harter Arbeit wagte Braun den ersten Fluchtversuch - doch er wurde entdeckt. "Es gab 30 Tage Prison (Gefängnis) bei Flöhen und Wanzen", schreibt Braun. "Um mich bei weiteren Fluchtversuchen kenntlich zu machen, wurde mir das Kopfhaar auf drei Millimeter rasiert."

Dennoch versuchte es der damals 20-Jährige immer wieder. Beim siebten Mal versteckte er sich unter einem D-Zug. "Ich legte mich mit dem Gesicht nach oben auf die Querträger eines Wagens." Er wechselte noch auf einen weiteren Zug, der nach Koblenz fuhr: "Hier verbrachte ich nahezu acht qualvolle Stunden." Als er ankam, war er "durchnässt, schwarz, verfroren und nahezu kraftlos". Über Bonn gelangte er schließlich nach Sechtem, wo er nachmittags "wohlbehalten und unvermutet" bei seinen Eltern und Geschwistern ankam.

Von 139 gefallenen Sechtemern sind in der Chronik Totenzettel, zum Teil auch Fotos oder Briefe vom Deutschen Roten Kreuz zu finden. Das gesamte Kapitel ist bereits 2012 als Sonderband erschienen, allerdings nur in einer Auflage von 20 Exemplaren.

Band 4 der "Sechtemer Dorfchronik" hat eine Auflage von 500 Stück. Nachdrucke soll es nicht geben, sagt Vorzepf: "Was weg ist, ist weg." Derzeit gebe es aber noch genügend Exemplare.

Bisher nicht veröffentlicht wurden die Liste der Häuser in Sechtem um 1850: "Damals wurden die Häuser noch durchnummeriert", erläutert der Heimatforscher, der zu jedem einzelnen der 150 Häuser seine Bewohner, ihre Geburts- und Sterbedaten und die Daten ihrer Eheschließung aufgelistet hat. Zu den Ehejubiläen - goldene, diamantene und eiserne Hochzeiten - gibt es darüber hinaus ein eigenes Kapitel. Auch Zeitungsartikel sind enthalten. Dabei ist Vorzepf aufgefallen, dass Ehejubiläen immer seltener in der Zeitung stehen: "Der letzte Zeitungsartikel über eine goldene Hochzeit in Sechtem ist von 2009."

Als Quellen dienten Heinz Vorzepf die Archive in Düsseldorf, Bornheim, Sechtem (Pfarrarchiv) sowie zahlreiche private Sammlungen von ihm bekannten Sechtemern. Vieles stammt auch aus der Bildersammlung seines Vaters Anton Vorzepf: "Er hat viel Geld für Bilder ausgegeben. Fünf bis sechs Mark musste er für eine Repro bezahlen." Kein verschwendetes Geld: In der "Sechtemer Dorfchronik" erfreuen sich nun bestimmt viele Bewohner des Ortes an ihnen, sowie an den vielen Daten und Geschichten darin.

Der Band 4 der "Sechtemer Dorfchronik" kostet 15 Euro und ist bei Heinz Vorzepf und in verschiedenen Sechtemer Geschäften (unter anderem in der Kreissparkasse) erhält.

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