Flüchtlinge beim Bornheimer Kirchenfest "Hier zeigen die Menschen mehr Respekt"
BORNHEIM · Ismael Hanifi steht mit einem kleinen Bier in der Hand auf dem Vorplatz der Kirche an der Pohlhausenstraße in Bornheim. Er ist einer von 30 Flüchtlingen, die am Sonntag das Fest rund um den Kirchturm von Sankt Servatius besuchten. Erst vor einer Woche gelangte der syrische Flüchtling mit seiner Frau nach einer abenteuerlichen Odyssee über die Balkanroute ins Vorgebirge.
Es ist sein erstes Fest bei den deutschen Nachbarn, und es gefällt ihm ausgesprochen gut. "Hier zeigen die Menschen mehr Respekt vor anderen als in unserer Heimat. Ich finde solch ein Fest schön. Das würde ich mir jede Woche wünschen", sagt der 29-jährige Kurde aus der Stadt Afrin und lächelt.
Über den Besuch ihrer ausländischen Nachbarn freute sich auch Barbara Nolden, die als Mitglied des Pfarrausschusses Bornheim das Fest gemeinsam mit den anderen Mitgliedern organisiert hatte. Fand bisher alle drei Jahre ein konventionelles Pfarrfest im Wechsel mit den Kirchengemeinden in Brenig und Waldorf statt, so sollte die Feier am Sonntag einen kleineren und weniger aufwendigen Rahmen haben. "Deshalb sollte das Fest auch nicht im Pfarrheim stattfinden, sondern rund um die Kirche mit einem musikalischen Schwerpunkt, wobei der Kirchenraum als zusätzlicher Raum genutzt werden sollte", erläuterte Diakon Adi Halbach. Jeweils zur vollen Stunde präsentierten die einzelnen Kirchenchöre ihr Programm.
Ob der ökumenische Chor "Klangspuren" unter der Leitung von Stefani Hachenberg, die ebenfalls mit ihrem Frauenchor "VocaBelles" auftrat, oder der Bornheimer Familienchor - die Lieder fanden stets zwischen 20 und 30 Zuhörer. Aber auch die Darbietungen klassischer Werke der Organisten Joachim Stahl und Laie Belmonte Miras kamen bei den Besuchern gut an. Auf ihre Kosten kamen am Sonntag ebenfalls die Kinder. Der katholische Kindergarten Sankt Servatius lud beispielsweise zum Bilderbuchkino ein, in dem die Werke "Freunde" von Helme Heine und "Irgendwie Anders" von Kathryn Cave für Spannung sorgten. Für die älteren Kinder hatte die katholische Leiterrunde Bornheim Wurfspiele und Kegel aufgebaut.
"Wegen des schönen Wetters hätte ich mir mehr Besucher gewünscht. Trotzdem sind wir mit der Anzahl der Besucher zufrieden", zog Diakon Halbach Bilanz. Besonders die musikalische Vielfalt lockte manchen Gast an. Auch einige der ausländischen Besucher fanden bei der Gelegenheit den Weg in die Kirche.
"Wir hatten gehört, dass es hier ein Fest mit Musik gibt. Ich gehe zu allen Religionen und habe mit anderen Religionen überhaupt kein Problem", betonte Soleyman Kabki fest. Der 26-Jährige ist kurdischer Syrer und lebt seit 14 Monaten in Bornheim. Mittlerweile spricht er gut Deutsch und fungiert als Übersetzer zwischen Deutschen und Landsleuten.