Interview mit Komödiant Kalle Pohl "Ich sehe mich als Kleinkünstler"

Bornheim-Waldorf. "Du bist mir ja einer" heißt das Programm, mit dem Karl-Heinz "Kalle" Pohl am Freitag, 7. November, in Waldorf gastiert. Bevorzugt bezeichnet sich der 63-Jährige als Komödiant. Er lässt aber auch die Bezeichnungen Kabarettist, Musiker und Schauspieler gelten.

Saukomisch, bissig und gut für große Lacher: Am Freitag, 7. November, 20 Uhr, gastiert Kalle Pohl in Waldorf.

Saukomisch, bissig und gut für große Lacher: Am Freitag, 7. November, 20 Uhr, gastiert Kalle Pohl in Waldorf.

Foto: Oniro Media

Wenn ich den Namen Kalle Pohl lese, bin ich sogleich geneigt, in den typischen Rudi-Carrell-Slang zu verfallen. Der lobte ihr Talent stets in höchsten Tönen, was Ihrer Popularität sicher nicht abträglich war. Was verdanken Sie Carrell?
Kalle Pohl: Ich habe ihm viel zu verdanken. Er war ein eigenartiger Typ, also ein Mensch, der eine eigene Art hatte. Ich war immer ehrlich zu ihm. Das hat er gemocht. Wir haben uns auch mal gezofft, wenn ich zu ehrlich war. Er sagte mal zu mir: 'Ich habe im Leben alles gehabt - außer Freunde.' Er war ein Arbeitstier. Rudi hatte eine unglaubliche Disziplin, was das Geschäft anging und immer einen Instinkt fürs Publikum. Er wusste, was die Leute wollten - und was nicht. Er war mir ein guter Lehrer.

Ihr Terminkalender verrät, dass Sie alleine im September und Oktober 15 Mal in "Ein schöner Schwede" als Theaterschauspieler zu sehen sind und fünfmal mit Ihrem Soloprogramm "Du bist mir ja einer". Sie scheinen selbst viele Jahre nach dem Ende von "7 Tage, 7 Köpfe" recht gut gebucht zu sein.
Pohl: Ja, und ich habe jetzt bis Mitte Dezember noch einiges zu tun. Aber im Oktober nehme ich mir auch wieder Zeit für mein Domizil in Spanien. Ich weiß, dass ich nicht zu den oberen Zehn der deutschen Comedy-Szene gehöre, die Riesenhallen und Stadien bedienen. Ich sehe das, was ich seit mehr als 30 Jahren mache, als Kleinkunst an, was natürlich nichts mit meiner Größe zu tun hat. Ich reise von Westen nach Osten und von Norden nach Süden. Das Schöne für mich ist: Ich habe das Theater, und ich habe mein Soloprogramm. Jeweils nur das eine wäre mir zu einseitig - gar nicht zu arbeiten auch.

Die Ankündigungsschrift zu "Du bist mir ja einer" bezeichnet das, was sie auf der Bühne präsentieren als "Kabarettcomedy". Was erwartet die Zuschauer?
Pohl: Eine Mischung aus beidem. Ich bezeichne mich gerne als Komödiant. Ich bringe verschiedene Typen mit Herz, Seele und ihrer eigenen Körperlichkeit auf die Bühne. Das ist in unserem Comedy-Zeitalter ein bisschen verloren gegangen. Jüngst habe ich die Sendung "Nightwash" gesehen. Da waren junge Comedians zu sehen, die Witze erzählt haben, die vor über 40 Jahren der Komiker Kurt Lauterbach schon fast genau so auf die Bühne brachte. Meine Zuschauer erwartet Abwechslung. Ich mache Kabarett, heute heißt es Stand-up-Comedy, ich präsentiere Gedichte, Chansons, gespielte Szenen, Sketche, eine Oper für Arme - das knallt wunderbar. Mir ist die Abwechslung wichtig.

Apropos knallen: Einer, der es verbal knallen lässt, ist ihr fiktiver Vetter Hein Spack. Woher stammt der Ärger, den Ihre Figur artikuliert?
Pohl: Er ist ein Ungetüm aus meiner Familie (lacht). Im Grunde sind er und alle meine Figuren Konglomerate von Menschen - nicht nur aus meiner Familie. Ich beobachte halt gerne und höre genau zu. Das gehört zu meinem Beruf. Das kann auf der Straße, im Supermarkt, in der Straßenbahn oder im Café sein. Spack etwa weiß von allem die Hälfte und versteht davon auch nur zehn Prozent. Er lässt sich nichts bieten, aber auch nicht kleinkriegen. Insofern ist er ein Antiheld, der sagt, was er denkt. Vielleicht sprechen meine Figuren dem Publikum ja hier und da aus der Seele.

Wenn ich Kalle Pohl in die Suchmaschine Google eingebe, erscheint etwas Kurioses. Das Programm schlägt unter "Wird auch oft gesucht" nach Ihnen, nach Moderator Lou Richter und der 7 Tage-Mitstreiterin Gaby Köster den Ex-SPD-Spitzenpolitiker Rudolf Dressler vor, der sich dereinst mit Norbert Blüm im Bundestag zu sozialen Fragen fetzte.
Wie erklären Sie sich das?
Pohl: Was? (lacht) Rudolf Dressler ist mir nicht wirklich als Komiker präsent, aber wer weiß, vielleicht lachen er und Norbert Blüm sich ja heimlich ins Fäustchen - deren Rente jedenfalls ist sicher.

Im Frühjahr 2015 erwartet uns Ihr neuestes Programm "Selfie in Delfi". Worum geht es?
Pohl: Jeder, der auf die Bühne geht, braucht einen guten Titel. Wir haben sogar in Kauf genommen, dass der Titel falsch geschrieben ist, weil Delphi mit ph daherkommt. Dass viele Leute aus dem Urlaub nicht viel mehr als ein Selfie-Foto mitbringen, ist aber nicht der rote Faden im Programm. Es geht um Dinge, die mich sehr beschäftigen in unserer ichbezogenen Gesellschaft. So schlüpfe ich unter anderem in verschiedene Rollen, die manch einem sicher bekannt vorkommen. Ich möchte meinem Publikum auch mit dem neuen Programm eine vielfältige humorvolle Unterhaltung bieten.

Info

Am Freitag, 7. November, 20 Uhr, ist Kalle Pohl im Hotel "Zum Dorfbrunnen", Schmiedegasse 36 in Waldorf, zu sehen. Das Lokal ist eine der Spielstätten des "Theaters im Kloster". Karten zum Preis von 17 Euro, ermäßigt 14 Euro, sind in den GA-Geschäftsstellen erhältlich.

Zur Person

Schon vor der Sendung "7 Tage, 7 Köpfe", in der er von 1997 bis 2005 mitwirkte, gab es ein Leben für den am 20. August 1951 in Düren geborenen Rheinländer. Der ehemalige Polizeihauptkommissar studierte klassische Gitarre und verfasste mehrere Gitarrenbücher. Von 1985 bis 1996 schrieb er Kabaretttexte für Harald Schmidt, Gaby Köster und andere. Außerdem moderierte er diverse Kabarettsendungen im WDR-Radio und gründete das Kölner Atelier Theater mit. Als Schauspieler war er etwa 2011 im Münster-Tatort zu sehen.

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