Preisverleihung an der Europaschule Inklusionsaktivist Raúl Krauthausen hat den „Bornheimer“ 2022 erhalten

Bornheim · Bei einem Festakt hat der Inklusionsaktivist Raúl Krauthausen den „Bornheimer“ der Europaschule erhalten. Frühere Preisträger waren unter anderem Astrid Lindgren und das Team der „Sendung mit der Maus“. Bei der Verleihung hatte Krauthausen eine wichtige Botschaft für die Anwesenden.

 Raúl Krauthausen mit dem „Bornheimer“, den er von der Europaschule verliehen bekommen hat. Foto: Petra Reuter

Raúl Krauthausen mit dem „Bornheimer“, den er von der Europaschule verliehen bekommen hat. Foto: Petra Reuter

Trotz seines Namens ist der „Bornheimer“ mitnichten nur eine regionale Auszeichnung der Bornheimer Europaschule. Und so war es kein Wunder, dass der Berliner Inklusionsaktivist Raúl Aguayo Krauthausen nicht eine Sekunde zögerte, den Preis in der 600 Kilometer entfernten Stadt im Vorgebirge entgegenzunehmen. Verliehen wird er alle zwei Jahre an eine Persönlichkeit, „die sich in besonderer Weise um pädagogische Themen in der Öffentlichkeit bemüht und hier bahnbrechend gearbeitet hat“, wie es auf der Internetseite der Gesamtschule heißt.

Das trifft auf Krauthausen zu. Der 42-Jährige hat Osteogenesis imperfecta – umgangssprachlich als Glasknochen bezeichnet –, ist kleinwüchsig und nutzt einen Rollstuhl. Seit Jahren setzt sich Krauthausen, der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation studiert hat, für Inklusion, Barrierefreiheit und für Menschen mit einer Behinderung ein.

Inklusion steht an der Europaschule ganz oben auf der Agenda

Daher musste die Schulgemeinschaft als Vertretung von Schülern, Lehrern und Eltern und zuständig für die Auswahl der Preisträger bei ihrer Wahl in diesem Jahr auch nicht lange überlegen. Schließlich steht Inklusion in der Europaschule ganz oben auf der Agenda.

Wie auch in den vergangenen Jahren ging die Preisverleihung im Rahmen einer Feierstunde mit Musik und Gesang von Bigband und Schulchor über die Bühne. Moderiert wurde der Festakt von den Schülerinnen Paula Kuhn und Hannah Look. Krauthausen setzt sich als Blogger, Publizist, Radiomoderator und Gründer des Vereins „Sozialhelden“ für die Inklusion ein. Der Verein hat unter anderem die „Wheelmap“ entwickelt: eine digitale, interaktive Karte, auf der Orte nach ihrer Rollstuhlgerechtigkeit beziehungsweise nach ihrer Barrierefreiheit bewertet werden können.

Laut Schulleiter Eike Brandt ist Krauthausen ein „Vorbild, das durch seine Handlungen die Welt gerechter macht“. Es gehe darum, „die Gesellschaft konkret zu verändern, dass alle Menschen mit Behinderung teilhaben können“, sagte er weiter. Für Christoph Becker, Bürgermeister und ehemaliger Leiter der Europaschule, hätten alle bisherigen Preisträger „wertvolle Impulse in die Schulgemeinschaft gebracht.“ Sie seien „Fixsterne für die Solidarität, die in Zeiten der Krise so wichtig ist“, so der Bürgermeister.

Krauthausen: Inklusion beginnt im Kopf

Die Laudatio auf Krauthausen hielten der Inklusionsbeauftragte der Schule, Philipp Michel, und die beiden 17-jährigen Schüler Senta Schmahl und Moritz Schwechheimer. Krauthausen sei ein Mutmacher, befanden sie. „Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden“, zitierte Sportlehrer Michel den Preisträger. 100 Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Bedarf werden an der Gesamtschule mittlerweile unterrichtet. Damit ist sie ein Vorreiter bei der Inklusion im Rhein-Sieg-Kreis.

Krauthausen würdigte dieses Engagement. In seiner Dankesrede machte er klar, dass Inklusion im Kopf beginne. Inklusion bedeute zum Beispiel nicht den Bau einer Rampe, denn der Weg auf die Bühne dauere zu lange. „Das kann man vermeiden, wenn man Inklusion denkt. Rollstuhlfahrer hassen Rampen. Da gibt es bessere Lösungen“, so Krauthausen. Behinderte Menschen hätten ein Recht darauf, mit Nichtbehinderten zusammen zu sein.

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