Interview mit Bornheims Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf „Der Stadtjugendring braucht neue Ideen“
Bornheim · Acht Jahre war Dominik Pinsdorf im Vorstand des Bornheimer Stadtjugendringes, sechs davon als Vorsitzender. Vielen Projekten konnte er seinen Stempel aufdrücken. Bei den Wahlen im Februar wird der 28-Jährige, inzwischen Ortsvorsteher von Bornheim, nicht mehr kandidieren. Im GA-Interview blickt er auf die vergangenen Jahre zurück, erklärt er, warum er nicht mehr antritt, und verrät, was er seinem Nachfolger wünscht.
Warum kandidieren Sie nicht mehr?
Dominik Pinsdorf: Es wird Zeit, dass jüngere Menschen das Ruder übernehmen. Meine Stellvertreterin Catalina Gómez und ich haben das Fundament in den ersten zwei Jahren gelegt, auf dem meine Nachfolger aufbauen können. Der Stadtjugendring braucht frischen Wind und neue Ideen, um attraktive Angebote für Jugendliche weiterzuentwickeln. Das Ende einer Tätigkeit bedeutet auch einen Neuanfang. Für mich war dies 2020, als ich Ortsvorsteher von Bornheim wurde. Dieses Amt erfordert meine ganze Kraft, sodass ich die neuen Herausforderungen mit einer Tätigkeit beim Stadtjugendring nicht mehr vereinbaren konnte.
Gibt es bereits Kandidaten für Ihre Nachfolge?
Pinsdorf: Auf Vorschlag des Vorstandes werden sich Sarah El-Zayad und Elisa Färber zur Wahl stellen. Allerdings können auch andere Vereine ihre Personalvorschläge bei der Mitgliederversammlung einbringen. Man wird sehen, was daraus wird. Wir hoffen, dass die Veranstaltung trotz Corona stattfinden kann.
Der Stadtjugendring existiert seit 1999. Was hat sich seit Ihrem Vorsitz verändert?
Pinsdorf: 2015 war gefühlt die Luft raus, es gab kaum junge Menschen im Vorstand. Wir haben dann neu gestartet. Freizeitangebote wie der Jugendtreff waren auf den Weg gebracht worden. Da gab es nichts mehr zu tun. So haben wir einen anderen Schwerpunkt gesetzt. Unser Ziel war es, das Demokratieverständnis der jungen Menschen zu fördern. Junge Menschen müssen lernen, dass sie in einer freien Gesellschaft leben und die Möglichkeiten der Entfaltung nicht selbstverständlich sind.
Wie haben Sie Ihre theoretischen Überlegungen realisiert?
Pinsdorf: Wir haben entsprechende Formate entwickelt. 2017 ging „Jugend trifft auf Politik“ mit unserem ersten Gesprächspartner Claus Weselsky, dem Vorsitzenden der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, an den Start. Der SPD-Bundespolitiker Wolfgang Thierse übernahm die Schirmherrschaft, was uns weitere Türen öffnete. Ein Netzwerk entstand, sodass wir immer wieder bekannte und tolle Gäste in Bornheim hatten. Mittlerweile hat sich das Format etabliert. Wir arbeiten mit den weiterführenden Schulen zusammen. Die Jugendlichen bestimmen die Inhalte der Veranstaltungen. Wir überlegen dann, wen wir einladen können. Dabei sind wir sowohl inhaltlich als auch technisch flexibel. So haben wir in der Corona-Zeit das Format weiterentwickelt und auf Digitalität gesetzt.
Eines Ihrer weiteren Projekte war „Jugend trifft auf Blaulicht“. Wie sieht die Bilanz bisher aus?
Pinsdorf: Ausgesprochen gut. Da sind Malteser, Freiwillige Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und das Rote Kreuz auf uns zugekommen und haben auf ihre Nachwuchsprobleme hingewiesen. Wir haben daraus eine gemeinsame Aktion aller Hilfsorganisationen gemacht. Der Erfolg gab uns recht. Insgesamt sechs Preise, davon drei Auszeichnungen der „Helfenden Hand“ des Bundesinnenministeriums, haben wir erhalten. Aber auch die Übernahme der Schirmherrschaft von NRW-Innenminister Herbert Reul war eine große Wertschätzung. Mittlerweile zählt die eine oder andere Einrichtung so viel interessierte Jugendliche, dass es Wartelisten gibt. Aktuell fehlen Betreuer. Erwachsene zu finden, die sich da einbringen möchten, wird nun Aufgabe des nächsten Vorstandes sein.
Das Kinder- und Jugendparlament, das der Stadtjugendring unterstützt hat, ruht zurzeit. Haben Jugendliche kein Interesse an politischer und gesellschaftlicher Mitgestaltung?
Pinsdorf: Das Kinder- und Jugendparlament wurde auf Wunsch damaliger Jugendlichen eingerichtet. Da haben sich die Vorstellungen junger Menschen geändert. Die Verwaltung gab dem Kinder- und Jugendparlament den Charakter eines Ausschusses, was Jugendlichen nicht entspricht. Auf Betreiben des Stadtjugendringes wird gemeinsam mit der Verwaltung ein Konzept erarbeitet, um Jugendliche auf andere Weise zu erreichen. Wir haben es bisher immer wieder geschafft, Jugendliche auf die eine oder andere Art einzubeziehen, wie zum Beispiel beim Poetry Slam oder Pizzaessen.
Welches waren Ihre persönlichen Höhepunkte als Vorsitzender?
Pinsdorf: Da gab es mehrere. Einer war der Besuch Gregor Gysis in Bornheim als Gast der Veranstaltung „Generationen verbinden“, die leider wegen Corona nur einmal stattfinden konnte. Seine brillante Rhetorik hat mich nachhaltig beeindruckt. Aber auch ein persönlicher Brief des früheren und mittlerweile verstorbenen SPD-Politikers Wolfgang Clement berührt mich bis heute sehr emotional. Darin lobte er den Stadtjugendring als besonders kreative Organisation. Mit dem einen oder anderen Politiker tausche ich bis heute Geburtstags- und Weihnachtswünsche aus, da haben sich sogar Freundschaften ergeben.
Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger beziehungsweise Ihrer Nachfolgerin?
Pinsdorf: Ich hoffe, dass die erfolgreichen Projekte fortgeführt werden. Darüber hinaus ist für junge Leute der Öffentliche Personennahverkehr ein Thema. Auch könnten Jugendliche bei der Verschönerung der Stadt einbezogen werden. Da könnte man zum Beispiel Kunstprojekte anstoßen.