15 Jahre Vinzenzkapelle in Merten-Trippelsdorf Kapelle wird gut angenommen

BORNHEIM-MERTEN · Ein Ort der Besinnung und Erholung ist seit Mai 2000 die Vinzenzkapelle im Mertener Ortsteil Trippelsdorf. Schon die Holzbänke, die sich an der rechten Seite des kleinen Gotteshauses befinden, laden die Spaziergänger bei sonnigem Wetter zum Verweilen ein.

 Ein besonderes Verhältnis zu der Kapelle in Merten hat Hans-Günter Engels.

Ein besonderes Verhältnis zu der Kapelle in Merten hat Hans-Günter Engels.

Foto: Axel Vogel

Betritt der Besucher dann das Gotteshaus, erblickt er in der Apsis ein überdimensionales Bild Marias mit dem Jesuskind. Davor steht unter einem großen Holzkreuz ein schmaler Altar. Auf Holzbänken finden rund 30 Gläubige Platz. Die Einweihung des Kapellchens übernahm im Mai vor 15 Jahren Weihbischof Friedhelm Hoffmann. In diesem Jahr feiert die Vinzenzkapelle ihren 15. Geburtstag.

Errichtet wurde das Gotteshaus fast an derselben Stelle, an der ursprünglich die alte 1783 abgerissene Trippelsdorfer Kirche stand. Planung und Bau des Kirchleins veranlasste die Marianische Bruderschaft Merten-Trippelsdorf 1713. Die Idee zum Bau in der Kapellenstraße hatte der damalige Brudermeister Gottfried Feldenkirchen. Die konkreten Planungen übernahm Hans-Günter Engels, damals Hauptgeschäftsführer der Bruderschaft und seit 2004 deren erster Vorsitzender. Nachdem die Stadt Bornheim das Grundstück in der Kapellenstraße der marianischen Bruderschaft für eine geringe Pacht überlassen hatte, nahmen die Mitglieder der Bruderschaft nach dem ersten Spatenstich durch den damaligen Bornheimer Bürgermeister Wilfried Henseler und unterstützt durch die kostenlose Hilfe zahlreicher Handwerksbetriebe die Bauarbeiten in Angriff.

"Ich finde es sehr schön, dass die Kapelle gebaut wurde", meinte denn auch Katharina Engels, die wie ihr Mann Hans-Günter Mitglied der Bruderschaft ist. Auf rund 280.000 Euro schätzte Engels den Wert der Kapelle schon 1999/2000. "Mein Ziel war es bei der Planung, die Kapelle mit null D-Mark zu bauen. Das haben wir geschafft, denn wir haben sie ausschließlich mit Spenden errichtet. Ich wollte damals auch sehen, ob es in der heutigen profitorientierten Zeit noch möglich ist, solch eine Kapelle überhaupt zu bauen", erläuterte Engels seine Motivation, sich für den Bau dieses Kapellchens zu engagieren.

Das damalige SPD- Mitglied im Bornheimer Stadtrat und spätere Ratsmitglied für die Unabhängige Wählergemeinschaft ist sehr zufrieden mit der Gestaltung der Kirche, zumal für die Bruderschaft keine Kosten anfielen. Die Handwerksbetriebe spendeten die unterschiedlichsten Baumaterialien und standen den Organisatoren beim Bau mit Rat und Tat zur Seite. So besteht zum Beispiel die Begrenzungsmauer, die um die Kirche führt, aus Feldbrandsteinen aus einer abgerissenen Scheune aus der Bachstraße in Trippelsdorf. Die Glocke, die zum Gebet ruft, hat die Bruderschaft in einer Marsdorfer Kapelle entdeckt und nach Merten gebracht. Den Dachschiefer spendete ein Unternehmen aus Mayen. "Als ich dort war, habe ich den Abfall gesehen, der bei der Produktion von Schiefer anfällt. Den haben wir mitgenommen und für die Gestaltung von Dach und Rundweg, der um die Kirche führt, verwendet", machte der 70-Jährige deutlich. Die rund 17 Quadratmeter Bleiglas, die für die Fenster verbaut wurden, stiftete eine Glashütte an der deutsch-tschechischen Grenze.

Die Glasfachschule in Rheinbach entwarf das Design und gestaltete dann die Buntglasfenster. Um sie vor Vandalismus zu schützen, hat die Bruderschaft vor die Fenster nicht sichtbare Panzerglasscheiben installieren lassen. "Da können auch Steine geworfen werden. Unsere Scheiben sind bruchsicher", so Engels. Generell präsentiert sich die Kapelle auf dem neuesten Stand der Technik. So verfügt sie nicht nur über eine Fußbodenheizung für kalte Winter. Per Knopfdruck wird das Geläute der Glocke an- und ausgestellt, eine Lichtschranke sorgt für Helligkeit in der Kirche. Schon beim Betreten des Gotteshauses erklingt automatisch leise Orgelmusik, die für eine mentale Entspannung der Gläubigen sorgen soll.

"Die Kapelle soll ein Ort der Ruhe und Besinnung sein. Mancher setzt sich kurz in die Kirche, um dem Alltagsstress zu entfliehen. Auch die Kinder der muslimischen Flüchtlinge in Merten kommen gelegentlich zur Kapelle. Einige von ihnen haben auf dem Altar kleine Plastikherzen hingelegt", freute sich der erste Vorsitzende. Sein Haus steht in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kapelle. Nur ein Gartentörchen trennt das Grundstück der Engels von dem der Kapelle. Für beide bedeutet der Bau mehr als nur ein Projekt. "Meine Familie und ich sind für die Kapelle da. Wir verschieben sogar unseren Urlaub, wenn dort Feiern angesetzt sind", so der ehemalige Kommunalpolitiker.

In Trippelsdorf und in den Orten der Umgebung wird die Vinzenzkapelle sehr gut angenommen. So nutzen immer mehr Gläubige das kleine Gotteshaus für private Messfeiern und Andachten. Neben der traditionellen Herz-Jesu-Messe um 8 Uhr an jedem ersten Freitag im Monat finden in der Kapelle diamantene, goldene und silberne Hochzeiten sowie Tauffeiern statt. Waren es 2012 14 Taufen und fünf Hochzeiten, 2013 zehn Taufen und sieben Silber- und Goldhochzeiten, so steigerte sich die Anzahl der Festivitäten 2015 auf bisher 16 Taufen und sechs Familienmessen. Mit Liebe zum Detail und viel Engagement pflegen die rund 400 Mitglieder der Bruderschaft nicht nur die Kapelle, sondern auch das pflanzliche Umfeld.

Auf 1800 Euro bezifferte Engels die laufenden Kosten im Jahr, die aus den Mitgliedsbeiträgen und einem Obolus für die Familienfeiern bezahlt werden. Aber auch Spenden wie die 500 Euro der Geschäftsstelle der Kreissparkasse nimmt die Bruderschaft dankbar entgegen.

Die Bruderschaft

Die Marianische Bruderschaft Merten-Trippelsdorf 1713 zählt zu den ältesten Bruderschaften in der Region. Zu ihren Hauptanliegen zählt die Marienverehrung. Zu diesem Zweck findet alljährlich Anfang September die traditionelle Wallfahrt nach Waldorf in Vinxtbachtal, einem Ort der Verbandsgemeinde Bad Breisig, statt.

Außerdem kümmert sich die Bruderschaft in Merten um gemeinnützige Aufgaben wie zum Beispiel die Aufstellung von Ruhebänken und die Pflege von Wegekreuzen.

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