Techno-Rave statt Karnevalsmusik So kam die Party-Lösung am Bornheimer Rathaus bei jungen Besuchern an

Bornheim-Roisdorf · Ein neues Partykonzept sollte an Weiberfastnacht in Bornheim für mehr Sicherheit sorgen und jungen Leuten trotzdem etwas bieten. Während sich die Polizei zufrieden zeigte, fiel das Echo bei Besuchern gemischt aus.

Die Party auf dem Parkplatz am Bornheimer Rathaus blieb wie gewünscht friedlich und ohne Verletzte - kam aber längst nicht bei allen jungen Besuchern gut an.

Die Party auf dem Parkplatz am Bornheimer Rathaus blieb wie gewünscht friedlich und ohne Verletzte - kam aber längst nicht bei allen jungen Besuchern gut an.

Foto: Alexander C. Barth

Weiberfastnacht, am Nachmittag vor dem Bornheimer Rathaus. Von einer Bühne dröhnen Techno-Klänge, vielleicht 30 Jugendliche halten sich unmittelbar davor auf und tanzen. Deutlich mehr stehen im weiteren Umkreis, auf dem halb vollen Platzplatz ist aber noch genug Raum, um durchzuatmen. Die Beamten der Bonner Polizei, die das Gelände mit Verstärkung aus dem Umland absichern, wirken entspannt. Auch die meisten der kostümierten jungen Leute sind nicht gerade außer Rand und Band. „Früher an der Kirche war es besser“, sagt Nina (18), die sich ebenso wenig wie ihre drei Begleiter für den Rave begeistern kann. „Wir hätten lieber Karnevalsmusik gehabt, wir lieben das“, erklärt Vivien (19).

Das bunte Treiben auf dem Rathausparkplatz hat eine Vorgeschichte. In den Jahren vor der Corona-Pandemie gab es immer wieder Probleme beim Straßenkarneval: Zu viele Menschen, vor allem feierfreudige jüngere Besucher, auf engem Raum. Als besonderes Nadelöhr erwies sich der beliebte Bereich zwischen altem Kirchturm und Feuerwehrhaus, wo sich Siegesstraße, Siefenfeldchen, Ehrental und Brunnenstraße kreuzen. Dort kam der Zug oftmals kaum noch durch, auch Einsatzkräfte und Sanitäter hatten Schwierigkeiten. Es waren also Sicherheitsbedenken, die Ortsvorsteher und Zugleiter Karl-Heinz Nauroth und die Stadtverwaltung dazu veranlassten, das Konzept für den Straßenkarneval zu überdenken – und eine Lösung zu suchen, die jüngeren Besuchern trotzdem Raum zum Feiern bietet.

Polizei zeigte verstärkt Präsenz

Weil die traditionelle After-Zoch-Party auf dem Bauhof in Waldorf ausfiel, rechneten die Verantwortlichen mit einem besonders großen Andrang. Auch die Polizei wollte auf alles eingestellt sein und war mit einem größeren Aufgebot als früher vor Ort. Wie Einsatzleiter Alexander Neuhaus im Gespräch mit dem GA erklärte, dachte man bei den Planungen an Jugendliche, die nach der Pandemie zum ersten Mal bei einer größeren Veranstaltung mit Alkohol in Berührung kommen würden.

Vor Ort sind daher nicht nur Sanitäter – die kaum etwas zu tun haben – sondern auch Mitarbeiter der Bornheimer Jugendförderung. Sie verteilen Wasser und herzhafte Snacks, gegen Herausgabe von mitgebrachtem Alkohol bekommen Jugendliche warme Suppe. Ein neuer Ansatz, erklärt Abteilungsleiterin Katja Cîmpean vor Ort, und zeigt sich zufrieden mit dem friedfertigen Verlauf. Für die Überlegungen der Veranstalter und der Behörden haben viele der jungen Besucher Verständnis, darunter auch der 20-jährige Lennart. Dennoch vermisst er ebenso wie seine Begleiter die Karnevalsmusik und schwärmt von der Zeit vor Corona, als die Stelle am Kirchturm noch ein richtiger Treffpunkt im Dorf gewesen sei.

Die Techno-Musik kommt nicht bei jedem an

Die Musiker vom Techno-Kollektiv „Komm Rave“ erklären, man habe darüber nachgedacht, auch Karnevalsmusik aufzulegen, sich dann aber gemeinsam dagegen entschieden, um dem eigenen Genre treu zu bleiben. Zumindest bei einem kleineren Teil des Publikums kommen die harten schnellen Bässe durchaus gut an. Die Idee mit der Party auf dem Parkplatz sei eine tolle Idee gewesen, hört man dort.

Erfreut über den insgesamt ausgesprochen ruhigen Verlauf zumindest des Straßenkarnevals zeigte sich am Donnerstagabend der Bonner Polizeisprecher Michael Beyer. In ganz Bonn und Umgebung hatte es bis dahin nur eine Handvoll Platzverweise, zwei Fälle leichter Körperverletzung und einen „aggressiven Störer“ gegeben. In Roisdorf konnte man sich allenfalls über die vielen Schnapsfläschchen beklagen, die vor dem Rathaus zu Boden gingen – das dort ausgesprochene Glasverbot ignorierten viele, und von einer Kontrolle durch Ordnungsamtsmitarbeiter war nichts zu sehen.

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