Jugend in Sechtem Kein Platz für junge Menschen

BORNHEIM-SECHTEM · Schon bald nach der Eröffnung des Sechtemer Spielplatzes hatte es Beschwerden aus der Nachbarschaft gegeben: Zu laut waren die Bälle die gegen den Zaun prallten, zu häufig landete das Spielgerät in Nachbars Garten. Deshalb wurden Tore und Bänke abgebaut.

"Es tut sich was für die Jugendlichen in Sechtem" - mit dieser Ankündigung hatte der ehemalige Ortsvorsteher Dieter Paschmanns gemeinsam mit den Sechtemer Ratsmitgliedern Rainer Züge (SPD), Uwe Kuhnert (CDU) und Hans-Martin Siebert (FDP) im Jahr 2012 einen kleinen Bolzplatz auf dem hinteren Teil des städtischen Spielplatzes an der Berner Straße eingeweiht. Die 160 Quadratmeter große Kunstrasenfläche, die mit zwei fest verankerten Metalltoren ausgestattet wurde, konnte durch Spenden aus der Bevölkerung finanziert werden:

16.000 Euro kamen dank der Unterstützung vieler ortsansässiger Betriebe und großzügiger Spenden aus der Sechtemer Bevölkerung für das Projekt zusammen. Zwei Jugendbänke, die auf dem Spielplatzgelände aufgestellt wurden, stiftete die Bornheimer Frauen-Union. Die Freude, nach langer Suche endlich einen Treffpunkt für junge Leute und einen Platz zum spontanen Kicken gefunden zu haben, war groß.

Drei Jahre später sind sowohl Bänke als auch Tore vom Platz verschwunden: Die Tore lagern im Bornheimer Bauhof, die Jugendbänke wurden in Richtung Geschwister-Scholl-Haus umgesiedelt. "Das ist nicht die Entwicklung, die wir uns erhofft hatten", bedauert der jetzige Sechtemer Ortsvorsteher Rainer Züge. Schon bald nach der Eröffnung des Platzes hatte es Beschwerden aus der Nachbarschaft gegeben: Zu laut waren die Bälle die gegen den Zaun prallten, zu häufig landete das Spielgerät in Nachbars Garten.

Installation eines "Flüsterzauns"

Mit der Installation eines "Flüsterzauns" und eines über die gesamte Spielfläche gespannten Netzes wurde Abhilfe geschaffen. Doch das reichte den Anliegern nicht aus. "Nachdem alle scheinheiligen Argumente außer Kraft gesetzt worden waren, wurde klar, dass es weder Bälle noch Zäune, sondern die Jugendlichen waren, die störten", ärgert sich der Dorfgemeinschaftsvorsitzende Dieter Paschmanns. Die Nutzung des Spielplatzes ist auf 20 Uhr begrenzt und für Kinder bis 14 Jahre zugelassen. Beides ist schwer umzusetzen, wenn man einen Treffpunkt für Jugendliche schafft. "Natürlich wird es da gerade im Sommer mal später", räumt Züge ein.

Eine Klägergemeinschaft geht derzeit gerichtlich gegen die Bolzfläche auf dem Spielplatz vor. Die Stadt will nach Informationen von Bürgermeister Wolfgang Henseler versuchen, einen Kompromiss mit den Anwohnern zu erreichen, so dass zumindest der "Spielplatz mit Bewegungsfläche" erhalten werden kann. Aus diesem Grund können die Tore nicht an ihren Bestimmungsort zurückkehren. Wir hoffen, dass das Gerichtsurteil dem Spielplatz kein Ende setzt", so Henseler.

Projekt "Bornheim Mobil"

Auch das Projekt "Bornheim Mobil" des Trägers Rheinflanke bedauert die derzeitige Situation auf dem Spielgelände. Mit ihrem Bus hatten die Mitarbeiter der mobilen Jugendarbeit, deren Unterstützung meist über Sportangebote erfolgt, einmal wöchentlich Station am Spielplatz an der Berner Straße gemacht. Zwischen zehn und 15 Jugendliche nutzen nach Angaben der Rheinflanke das Angebot in Sechtem.

"Nachdem Tore und Bänke demontiert worden waren und es immer wieder Beschwerden gab, fühlten sich die Jugendlichen vor die Tür gesetzt", berichtet Mitarbeiterin Pia Strohmeyer. Übergangsweise steht der bunt bemalte Bus derzeit vor dem Kunstrasenplatz des Fußballvereins Salia Sechtem. "Wir dürfen den Platz nutzen, der Verein ist sehr entgegenkommend", betont Strohmeyer. Eine Dauerlösung sei dieser Standort jedoch nicht. Alternativen zu finden, werde schwierig, vermutet sie. "Dennoch wollen wir unser Angebot in Sechtem auf jeden Fall aufrecht erhalten."

Vandalismus in Sechtem

Problematisch ist laut Ortsvorsteher Züge, dass Sechtem stark mit Vandalismus zu kämpfen habe. Rund um den Bahnhof werden Schilder beschädigt, und auch der Modelleisenbahnclub, dessen Vereinsheim direkt an den Gleisen liegt, hat immer wieder Grund zur Klage. "Es gibt hier durchaus junge Menschen mit destruktiver Zerstörungswut", meint CDU-Mann Uwe Kuhnert. "Da die Vorkommnisse jedoch vor allem rund um den Bahnhof zu beobachten sind, vermute ich, dass die Übeltäter nur zu einem geringen Anteil Sechtemer sind." Dem Bemühen, einen geeigneten Aufenthaltsort für Jugendliche zu finden, sind solche Aktionen alles andere als dienlich.

Dennoch hofft Ortsvorsteher Züge, doch noch einen Ort zu finden, an dem sich junge Leute auch abends treffen können. Ebenso würde er es begrüßen, wenn zumindest die Tore wieder an ihren ursprünglichen Bestimmungsort zurückkehren würden. "Viele Sechtemer haben sich für die Errichtung der Fläche eingesetzt. Es wäre schön, wenn entschieden würde, dass auch auf einem Spielplatz Tore stehen dürfen."

Der Sechtemer Vertreter des Bornheimer Seniorenbeirats, Volker Lederer, habe zudem die Idee eingebracht, auf dem vorderen Teil des Spielplatzes eine Boule-Fläche einzurichten. "Gegen diese Idee habe ich keine Einwände, denn so könnte der Platz tatsächlich ein Treffpunkt für alle Generationen werden."

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