Mangelnde Resonanz Kinder- und Jugendparlament Bornheim vor dem Aus

Bornheim · Die Stadt Bornheim schlägt der Politik die Auflösung des 2012 gegründeten Gremiums vor. Die Suche nach Kandidaten, die die Interessen der jungen Bornheimer vertreten wollen, gestaltet sich seit Jahren schwierig.

 Die Mitglieder des Bornheimer Jugendparlaments bei einer Sitzung im Jahr 2013.

Die Mitglieder des Bornheimer Jugendparlaments bei einer Sitzung im Jahr 2013.

Foto: Roland Kohls

Die Tage des Bornheimer Kinder- und Jugendparlaments (Kijupa) sind gezählt. Die Stadtverwaltung schlägt der Politik vor, das Kijupa zum 28. Juni aufzulösen. Dies ist Thema in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses in der kommenden Woche, der eine Empfehlung zur finalen Beschlussfassung an den Stadtrat abgibt. Sollte der Rat entsprechend entscheiden, wäre die offizielle Vertretung von Kindern und Jugendlichen in Bornheim Geschichte.

Die Stadt begründet das geplante Aus mit mangelnder Resonanz seitens der Kinder und Jugendlichen. Wie berichtet, konnte die Wahl zum Kijupa im Herbst 2019 nicht stattfinden, weil es zu wenige Kandidaten gab. Und das trotz umfangreicher Werbemaßnahmen. Auch zuvor war es schwierig gewesen, Nachwuchsparlamentarier zu finden (siehe „Ideen für Gremium“). So konstatiert die Verwaltung in den Sitzungsunterlagen für den Jugendhilfeausschuss: „Trotz junger Einzelpersönlichkeiten, die mit großem Engagement im Kinder- und Jugendparlament wirkten, erzielte das Gremium nicht die angestrebte Reichweite und konnte der Multiplikator Funktion als Interessenvertretung einer Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen in Bornheim nicht gerecht werden.“

Zugleich will die Stadt aber nach neuen Möglichkeiten zur Beteiligung von jungen Bornheimern suchen. So soll eine Projektgruppe, bestehend aus Kindern und Jugendlichen, gebildet werden, um mit weiterer Hilfe Projekte des Kijupas fortzuführen, etwa den Jugendkunstpreis oder Poetry Slams. Ebenso ist die Gründung einer Steuerungsgruppe geplant. Bestehend aus Vertretern der Stadt, der Politik und der Jugendlichen, soll sich die Gruppe Gedanken machen, wie eine politische Beteiligung des Nachwuchses in Bornheim künftig funktionieren kann.

■ Das sagt die Stadtverwaltung: Sie bedauere das Aus für das Kinder- und Parlament nicht, sagte die Sozial-Beigeordnete Alice von Bülow auf GA-Anfrage. Vielmehr sehe sie eine Chance, Kinder und Jugendliche auf andere Weise beteiligen zu können. „Wir mussten erkennen, dass starre Strukturen nur für wenige attraktiv sind.“ Das Parlament sei nicht mehr zeitgemäß, daher sehe sie im Moment auch keine Chance für eine Wiederbelebung.

Zugleich führte von Bülow aus, dass es durchaus erfolgreiche Projekte des Kijupas gegeben habe, etwa den Jungendkunstpreis. Diese wolle man fortführen. Generell seien Jugendliche bereit, sich in Projekten zu engagieren, meinte sie. Und über ein solches Engagement fänden so manche den Weg in die Politik.

■ Das sagt eine Par­la­men­ta­ri­e­rin: „Das Kinder- und Jugendparlament ist für mich ein Ausdruck von Engagement und Begegnung“, sagte Sarah El-Zayat im Gespräch mit dem GA. Die 19-Jährige ist noch Vorsitzende des Gremiums. Lebendige Demokratien benötigten den Austausch auf Augenhöhe und die Teilhabe aller gesellschaftlicher Gruppen. „Im Falle von Jugendlichen setzt dies offensichtlich noch niederschwelligere Strukturen voraus als die bisherigen“, meint El-Zayat. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass so etwas ermöglicht werde. Wichtig ist aus ihrer Sicht eine unbürokratische Form der Beteiligung. „Bornheimer Kinder und Jugendliche sind engagiert und wollen sich einbringen. Es liegt an uns allen sie zukünftig auch durch geeignete Strukturen darin zu unterstützen.“

■ Das sagt der Stadtjugendring: „Bornheim ist eine Flächengemeinde und Jugendliche haben meist nur eine Identifikation zu dem Stadtteil, in dem sie selbst leben“, sagte Dominik Pinsdorf, Vorsitzender des Stadtjugendrings, der Vertretung aller Bornheimer Jugendorganisationen. Dem Stadtjugendring bereite es jedoch Bauchschmerzen, dass junge Menschen im Stadtgebiet nun ihre legitimierte Vertretung verlieren. Ebenso sei für den Jugendring in Teilen noch unklar, wie es nach dem 28. Juni weitergehen soll.

Im Gesamtergebnis habe das Parlament neun Jahre gute Arbeit geleistet, ist Pinsdorf sicher. Gleichwohl habe sich gezeigt, dass projektorientiert mehr geschafft worden sei als in formalen Sitzungen. Allerdings sollten die Verantwortlichen „noch einmal mit großer Ernsthaftigkeit darüber debattieren, wie eine legitimierte Beteiligung von Jugendlichen in Bornheim dauerhaft gesichert werden kann“. Der Stadtjugendring fordere dies und lehne eine Alibibeteiligung in Form einzelner Projekte ab.

Der heute 26-jährige Pinsdorf war Jugendparlamentarier der ersten Stunde. „Wir mussten uns erstmals Respekt und Gehör verschaffen in Politik und Verwaltung“, erinnert er sich. Dies sei aber schnell gelungen. „Wir konnten die Schließung der Bornheimer Stadtbibliothek mit verhindern und konnten neue Akzente setzen.“

Der Jugendhilfeausschuss tagt am Dienstag, 23. Juni, ab 18 Uhr in der Sporthalle des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, Adenauerallee 50, der Stadtrat am Donnerstag, 25. Juni, ab 18.30 Uhr. Der Tagesordnungspunkt zum Kinder- und Jugendparlament ist in beiden Fällen öffentlich.

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