Ausstellung in Sankt Martin Kirchenglocken wurden Weltkriegsopfer

BORNHEIM-MERTEN · "Bronzeglocken. Vom Friedensinstrument zum Weltkriegsopfer" - das ist der Titel der Ausstellung, die der Dersdorfer Glockenforscher Achim Bursch zurzeit in der Mertener Pfarrkirche Sankt Martin präsentiert.

 Historisches Dokument: Das Foto zeigt Maria Zimmermann 1948, nur drei Jahre nach Kriegsende, als Patin der neuen Mertener Kirchenglocken.

Historisches Dokument: Das Foto zeigt Maria Zimmermann 1948, nur drei Jahre nach Kriegsende, als Patin der neuen Mertener Kirchenglocken.

Foto: Repro: Roland Kohls

Zu sehen sind 20 großformatige Plakate mit zahlreichen Fotos und Texten, die über Geschichte und Schicksal etlicher Kirchenglocken während des Ersten und Zweiten Weltkrieges berichten. Daneben sind auch Fotografien, Dokumente und Statistiken unter anderem von dem Fotografen Edmund Nönchen, aus dem Zweiten Weltkrieg, vom Heimatkundler Franz Levenkaul und dem Stadtarchivar Christian Lonnemann.

Aufgrund der großen und zunehmenden Materialknappheit im Verlauf der beiden Weltkriege wurde von der Obrigkeit vermehrt auf die Bronzeglocken der Kirchen zurückgegriffen. Allein in der Region Bornheim/Alfter wurden im Ersten Weltkrieg 16 von 55 Kirchenglocken eingeschmolzen und im Zweiten Weltkrieg sogar 29 von 69. Das Material der eingeschmolzenen Bronzeglocken, welche aus Kupfer und Zinn bestanden, wurde in erster Linie zur Herstellung von Waffen und Geschossen verwendet. Die deutsche Kriegsrüstung stellte im Jahr 1918, unter anderem mit Hilfe des Glockenmetalls, pro Monat elf Millionen Artilleriegeschosse her.

Bursch geht in seiner Ausstellung nicht nur auf die Geschichte von Glocken im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis ein, sondern wirft auch einen Blick auf ganz Deutschland sowie nach Österreich und Belgien. Konnte im Ersten Weltkrieg häufig das Einschmelzen von Glocken durch den Widerspruch der Kirchen verhindert werden, so gelang dies im Zweiten Weltkrieg aufgrund des schwindenden Einflusses der Kirchen nicht mehr.

Eingehend hat sich Bursch mit den Mertener Glocken befasst. Weshalb seine Wanderausstellung nach der Präsentation im Oedekovener Rathaus im vergangenen Jahr nun auch in der Mertener Pfarrkirche zu sehen ist. Am 18. März 1942 wurden von den nationalsozialistischen Machthabern zwei Bronzeglocken aus dem Turm der Sankt-Martinskirche konfisziert. Die Martins-Glocke, 1868 von dem Sieglarer Glockengießer Christian Claren aus dem Material einer noch viel älteren Glocke hergestellt, wurde zwar nach Hamburg geschafft, überstand den Krieg aber unbeschadet. Sie kam zurück nach Merten und wurde 1948 an die Pfarrei Sankt Aegidius in Hemmerich verkauft, wo sie heute noch läutet.

Die zweite Glocke aus Merten, die ebenfalls 1968 in Sieglar gegossene Barbara-Glocke, wurde sofort nach der Abnahme eingeschmolzen. Organisator Achim Bursch will mit seiner Ausstellung nach eigenen Worten historische Bildungsarbeit betreiben: "Es handelt sich hier um belegte Geschichte. Und es ist wichtig, durch Nachforschung Legenden abzubauen", sagt er.

Die Ausstellung in der Kirche Sankt Martin ist bis Sonntag, 29. März, täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort