Planungen reichen nicht aus Bornheimer Kita-Neubauten werden den künftigen Betreuungsbedarf nicht decken

Im Bornheimer Jugendhilfeausschuss wurde die Kindergartenbedarfsplanung für die Jahre 2021 bis 2025 vorgestellt. Dabei zeigte sich: Es werden mehr Plätze gebraucht. Daran ändern auch die nächsten Neubauten nichts.

 An den Bornheimer Kitas tut sich immer wieder etwas. Wie in der Kita Wolfsburg, die 2020 neue Spielgeräte bekam. Trotzdem gibt es nicht so viele Betreuungsplätze wie Bedarf. (Archivbild)

An den Bornheimer Kitas tut sich immer wieder etwas. Wie in der Kita Wolfsburg, die 2020 neue Spielgeräte bekam. Trotzdem gibt es nicht so viele Betreuungsplätze wie Bedarf. (Archivbild)

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Immer mehr Kinder zwischen einem und sechs Jahren erhalten in Bornheimer Kindertageseinrichtungen einen Platz. Allerdings: Es wird auch in den nächsten Jahren bei Weitem nicht für alle ausreichen - trotz Neubauten. Das wurde bei der Vorstellung der Kindergartenbedarfsplanung für 2021 bis 2025 im Jugendhilfeausschuss deutlich.

Von den zwölf Punkten der dazugehörenden Beschlussempfehlung wurde außerdem nur die Hälfte beschlossen, darunter die Neu- und Ausbauten der Kitas Dersdorf, Kardorf, Merten (Händelstraße) und Hersel (He31) sowie die möglichst schnelle Errichtung von Kitas am Sportplatz in Rösberg und im Neubaugebiet Merten (Me) 16. Die Suche nach Ersatz- und Erweiterungsbauten für die städtischen Einrichtungen „Baumhaus“ (Roisdorf) und „Windrad“ (Bornheim), der dringend erforderliche Ersatzbau der Kita „Flora“ (Waldorf) und die Baumaßnahem in Me18 wurden aber zunächst einmal vertagt. Denn es bestand weiterer Diskussionsbedarf zu der Bedarfsprognose für die nächsten Jahre, die einige Kommunalpolitiker konkreter aufgeschlüsselt haben wollten.

2160 Kita-Kinder werden in Bornheim derzeit betreut

Schon im Dezember sollten die Kitabedarfszahlen vorliegen, was aber aus verwaltungstechnischen Gründen nicht passierte (der GA berichtete). Dabei ist eine systematische Abfrage der Ist- und Soll-Plätze ausgesprochen wichtig für die Einschätzung notwendiger Projekte. 2160 Kinder - davon 456 unter drei Jahren und 135 in der Tagespflege - werden im gesamten Bornheimer Stadtgebiet zwischen 25 und 45 Stunden pro Woche betreut. Mit 67 Kindern sind immer mehr Jungen und Mädchen mit Inklusionsbedarf dabei. Die meisten Plätze dafür sind bieten derzeit das Katholische Familienzentrum St. Sebastian Roisdorf (zehn Plätze), die Kita „Wolfsburg“ Sechtem (acht Plätze) und die Evangelische Kita „Die Arche“ in Sechtem (sieben Plätze).

Trotz sukzessiven Ausbaus neuer Kitas sei es schwierig, so Sozialdezernentin Alice von Bülow, der Nachfrage der Eltern gerecht zu werden. Zwei Aspekte spielen dabei eine wesentliche Rolle. Zum einen lockten die Neubaugebiete und die Ausweisung zusätzlichen Wohnraums vor allem Familien an, zum anderen geben immer mehr Eltern ihre Kinder immer früher in die Betreuung ab. Eine entsprechend hohe Nachfrage ergab daher eine Abfrage bei den Eltern. So liegt der Bedarf an Betreuungsplätzen bei Kindern ab drei Jahren bei 100 Prozent, bei Kindern über zwei Jahre bei 75 Prozent und Kinder über einem Jahr bei 50 Prozent. Einen Platz fanden bisher fast alle Kinder über drei Jahren. Dass dieses Soll bei den älteren Kindern bisher gut erfüllt werden kann, ist in Bornheim auf die Einrichtung provisorischer Lösungen wie an der Rathausstraße und durch Überbelegungen in einzelnen Einrichtungen zurückzuführen.

Erst zum Kitajahr 2026/27 wird der Bedarf gedeckt sein

Auch die künftigen Gruppen in Kardorf (Fertigstellung 2022/23), der Neubau in der Händelstraße in Merten zum Kita-Jahr 2023/24 und die Groß-Kita „Schatzkiste“ mit sechs Gruppen im Neubaugebiet Hersel (2023/24) sowie der Bau Merten 16 (2024/25) werden die Nachfrage nicht erüllen, aber „sie helfen bei der Stabilisierung“, so von Bülow. Erst mit den geplanten Erweiterungen von Me 18 (2024/25), Rösberg (2024/25) und dem Ersatzbau der „Flora“ in Waldorf (2026/27) könnte mit einer Entlastung zu rechnen sein. „Wenn wir allerdings mit Neubaugebieten so weitermachen wie bisher, werden wir die Bedarfe nicht halten können“, stellte von Bülow fest.

Immerhin gibt es Übergangslösungen. Um die Kapazitäten zu vergrößern, erhielt die Tageseinrichtung Burgwiese (Hemmerich) eine weitere Gruppe, eine 1,5-Gruppe fand Unterschlupf in der Containeranlage Jennerstraße. Daher beschloss die Politik auch eine zügige Realisierung der beiden geplanten Projekte Rösberg, ein Zeitraum für die Umsetzung steht aber noch nicht fest, und für Me 16. Die Planung dieser vierzügigen Einrichtung läuft, ein Träger soll bis Herbst 2022 gefunden werden.

Verzögerungen wegen fehlender Fachkräfte

In einer der nächsten Sitzungen wird auch der Ersatzbau der „Flora“ auf der Tagesordnung stehen. Deren Bau hat sich verzögert - unter anderem wegen fehlender Fachkräfte. „Wir bauen zurzeit an allen Schulen, um den Rechtsanspruch auf den Offenen Ganztag und einen entsprechenden Schulplatz beim Zuzug zu gewährleisten. Wir sind froh, wenn wir mit allen geplanten Kitaeinrichtungen an den Start gehen können“, machte von Bülow deutlich. Dass auch Personal in den neuen Einrichtungen zur Verfügung stehen wird, ist für Jugendamtsleiter Maruan Azrak keine Frage, denn „neue Einrichtungen sind immer attraktiv. Das haben wir im Maarpfad gesehen. Daher müssen wir auch die Bestandsgebäude entsprechend gestalten“. Der Forderung von Markus Hochgartz (Grüne), mehr Gruppen pro Kita einzurichten, lehnte von Bülow ab. „Die Grundstücke geben das nicht her. Das sehen wir Merten, wo statt fünf nur viergruppig gebaut werden kann. Für Bornheim ist diese Größe eine gute Deckung. Wir fahren gut damit.“ Künftig wird die Verwaltung einmal im Jahr über Bedarf und aktuelle Entwicklung Auskunft geben. Für Frank W. Krüger (SPD) ist das auch nötig, denn „die Planung ist ein ständig laufender Prozess“.

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