Wasserversorgung in Bornheim Knappes Votum für Vollversorgung durch Wahnbachtalsperrenverband

BORNHEIM · Das Ergebnis fiel denkbar knapp aus: Mit sieben zu sechs Stimmen entschied der Bornheimer Betriebsausschuss am Donnerstag, das Wasserversorgungskonzept für die Stadt (siehe Kasten) zu ändern. Zum nächstmöglichen Termin soll die Wasserversorgung ausschließlich durch den Wahnbachtalsperrenverband (WTV) erfolgen.

Beantragt hatte das die CDU, die ABB schlossen sich gleichlautend an, dafür stimmten ebenfalls die Grünen. Dagegen votierten SPD, UWG, FDP und die Linke. Von der Verwaltung lagen Beschlussvorschläge vor, das bisherige Konzept beizubehalten, mit der Option, eine Enthärtungsanlage zu errichten (der GA berichtete). Ein Gutachten dazu hatte Andreas Holy, Geschäftsführer des Ingenieurbüros H2U.aqua.plan, am Donnerstag vorgestellt.

Bereits im Dezember und im April war das Thema Wasserversorgung im Ausschuss diskutiert worden. In der Aprilsitzung hatte Holy ein Gutachten zur möglichen WTV-Vollversorgung vorgestellt. Das Ergebnis damals: Eine Umstellung auf eine Vollversorgung sei nicht zu empfehlen.

Das aktuelle Wasser entspreche der Trinkwasserverordnung, und es kämen höhere Kosten auf die Kunden zu. Berechnungen zufolge müsste ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 180 Kubikmetern Wasser 41,40 bis 61,20 Euro - je nach Rabatt durch den WTV - im Jahr mehr zahlen. Am Freitag fügte Holy unter anderem hinzu, dass bei jeglicher Änderung der Wasserversorgung das Korrosionsverhalten geprüft werden müsse. "Jeder Wechsel einer Wasserqualität führt zu Deckschichtumbildungen in den Rohren."

Die Debatte am Donnerstag wurde mitunter emotional geführt. Dazu kamen zwei Sitzungsunterbrechungen auf Antrag der CDU. "Seit anderthalb Jahren unterhalten wir uns darüber, wie wir das Wasser verbessern können", sagte Bernd Marx (CDU). Viele Gespräche mit Bürgern hätten gezeigt, dass eine Vollversorgung mit WTV-Wasser zu erachten sei. "So könnten wir dem Wunsch der Bürger nach weicherem Wasser schnell Rechnung tragen", so Marx.

Eine Enthärtungsanlage als Alternative lehne man aufgrund der hohen Kosten und der ungeklärten Entsorgungssituation des bei der Enthärtung anfallenden nicht nutzbarem Wasserkonzentrats ab. Die CDU-Fraktionsvorsitzende Petra Heller beklagte, dass es viele noch offene Fragen, etwa zur Realisierung der Enthärtungsanlage, gebe. "Wir bekommen immer neue Gutachten, aber die Abschlussbewertung ist immer offen." Zudem verwies sie auf geringere Kosten für Wasch- und Spülmittel durch weicheres Wasser.

Bürgermeister Wolfgang Henseler (SPD) betonte die gute Qualität des jetzigen Bornheimer Wassers, auch für die Gesundheit. Zugleich brachte er die Frage der Wirtschaftlichkeit ins Spiel: "Die Gebührenzahler haben das Recht, dass mit den Gebühren sachgerecht umgegangen wird."

Ebenfalls verwies Henseler auf Paragraf 50 Absatz 2 des Wasserhaushaltsgesetzes. Dieser besage, dass der Bedarf "vorrangig aus ortsnahen Wasservorkommen zu decken" sei. "Aus Sicht der Wasserqualität gibt es keinen Grund, an der Versorgung etwas zu ändern", ergänzte der SPD-Fraktionsvorsitzende Wilfried Hanft. Und: Die Arbeit mit dem Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel sei immer vorbildlich.

Laut Alexander Schüller (FDP) sollte es in der Debatte "um Fakten statt um Emotionen gehen". Daher sehe auch die FDP keinen Grund für eine Änderung. Manfred Umbach (ABB) meinte, es gehe in der Diskussion schlicht um "gutes Wasser". Joachim Wolf (Grüne) erneuerte die Forderung seiner Partei nach WTV-Wasser. Es sei aber wichtig, die Bürger in die Entscheidung einzubeziehen.

Durch die Entscheidung vom Donnerstag könnten die notwendigen Sanierungsarbeiten am Wasserwerk weiterhin nicht erfolgen, sagte Ulrich Rehbann, Vorstand des Stadtbetriebs Bornheim, am Freitag auf Nachfrage. "Sie liegen komplett in Wartestellung." Hintergrund ist die ungeklärte Frage, wie die Vollversorgung mit WTV-Wasser erfolgen soll: komplett über das Wasserwerk oder in Teilen über den Hochbehälter in Botzdorf.

Deshalb hatte Rehbann auch vorgeschlagen, den CDU-Antrag zu erweitern, dass man sich auf die komplette Versorgung über das Wasserwerk festlegen solle. Das lehnte die CDU aber ab, man wolle sich alle Möglichkeiten offen halten. Laut Rehbann muss auch das Korrosionsverhalten untersucht werden. Weiter sagte er: "Wir werden WTV-Vertreter zu einem Gespräch einladen und besprechen, was sinnvoll ist." Zugleich machte er deutlich: Ein Wechsel könne nicht über Nacht erfolgen.

Bornheimer Wasserversorgung

Noch wird das Wasser zu 75 Prozent vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) sowie zu 25 Prozent vom Wahnbachtalsperrenverband (WTV) geliefert. Im April 2013 war es zu einem Störfall im Bornheimer Wasserwerk Eichenkamp gekommen: Zu viel Natronlauge, die ursprünglich den pH-Wert neutralisieren sollte, war ins Trinkwasser gelangt. Mehrere Menschen in den Rheinorten erlitten Verätzungen. Sowohl der WTV als auch der WBV hatten daraufhin angeboten, die Versorgung komplett zu übernehmen.

Der WTV warb mit weicherem Wasser, der WBV mit dem günstigeren Preis. Angebote des WTV für eine Vollversorgung hatte es bereits in den Jahren 2002 und 2009 gegeben. Das aktuelle Bornheimer Wassergemisch kommt auf einen Härtegrad von etwa 13 Grad deutscher Härte (dH) und liegt damit im mittleren Bereich. Reines WTV-Wasser liegt bei circa 7 Grad dH und gilt als weich. Hartes Wasser erhöht das Risiko, dass Haushaltsgeräte verkalken und den Verbrauch von Spül- und Waschmitteln.

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