Theater der Pfadfinder in Hersel Krippenspiel mal anders

Bornheim-Hersel · Der Pfadfinderstamm St. Franziskus Hersel und Widdig zeigt in der Kapelle der Ursulinenschule das Stück „Hilfe, die Herdmanns kommen“ nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Barbara Robinson.

 Machten ihre Sache großartig: Sechs der 35 Akteure in der Kapelle der Herseler Ursulinenschule. Seit Oktober hatten die Pfadfinder für ihren Auftritt geprobt.

Machten ihre Sache großartig: Sechs der 35 Akteure in der Kapelle der Herseler Ursulinenschule. Seit Oktober hatten die Pfadfinder für ihren Auftritt geprobt.

Foto: Axel Vogel

„Was ich an der Sonntagsschule am meisten mag, ist, dass es hier überhaupt keine Herdmanns gibt.“ Vielleicht ist es kein besonders christlicher Gedanke, den der kleine Charlie da äußert. Ein praktischer ist es allemal – denn die Herdmanns sind wirklich die schlimmste Familie aller Zeiten. Rauchend, rülpsend und pöbelnd bahnen sich sechs Geschwister ihren Weg durchs Leben und wer sich ihnen in den Weg stellt, riskiert blaue Flecke.

Hätte Charlie ihnen in einem unbedachten Augenblick nicht von den Süßigkeiten vorgeschwärmt, die es in der Sonntagsschule gibt – die Kirche wäre weiterhin ein Herdmann-freier Raum geblieben. Doch nun schlagen Eugenia, Olli, Klaus, Ralph, Hedwig und Leopold Herdmann ausgerechnet zur Probe des weihnachtlichen Krippenspiels auf – und geben sich mit nichts weniger als den Hauptrollen zufrieden.

Bereits 2010 hatte der Pfadfinderstamm St. Franziskus Hersel und Widdig das Theaterstück „Hilfe, die Herdmanns kommen“ nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Barbara Robinson auf die Bühne gebracht. Während damals einige Rollen mangels Nachwuchsschauspielern von Erwachsenen gespielt wurden, konnten am Samstag bei der Aufführung in der Kapelle der Herseler Ursulinenschule alle Rollen von Kindern und Jugendlichen besetzt werden.

Mit Charme und viel Einsatz

Seit Anfang Oktober hatten die 35 Pfadfinder im Alter zwischen sieben und 18 Jahren mit ihren Betreuern Kerstin Völker-Stenzel und Silke Merdian sowie Monika und Michael Lorenz zwei bis drei Mal wöchentlich für das fast 90-minütige Stück geprobt. „Es war wunderbar, zu sehen, wie die jungen Schauspieler nach und nach in ihre Rollen hineingewachsen sind“, lobte Völker-Stenzel. „Für einige Rollen war wirklich viel Text zu lernen, aber alle waren mit großem Eifer dabei“, berichtete Lorenz und ergänzte ein Zitat aus dem Theaterstück: „Es gibt keine kleinen Rollen, sondern nur kleine Schauspieler.“

In der Tat machten sowohl die kleinen als auch die großen Pfadfinder – vom Engelchen bis zur durchgeknallten Herdmann-Tussi – ihre Sache großartig. Als eine der jüngsten in der Runde versprühte Helena Sinzig in ihrer Rolle als Charlie Bradley jede Menge Charme, und auch Stella Bittner machte als Hedwig Herdmann dem „Engel des Herrn“ mit ihrer frechen Batman-Einlage Konkurrenz.

Die brave Herdmann-Tochter Betty Bradley (Frauke Reinders, die auch den Part der Erzählerin übernahm) stand im tollen Kontrast zur aufgedrehten, schrill geschminkten Eugenia Herdmann (Sophie Lorenz). Hübsch bieder und am Rande des Nervenzusammenbruchs agierte Rike Stollenwerk als Barbara Bradley, die als Leiterin des Krippenspiels letztlich zur Schlüsselfigur der Geschichte wird.

Denn sie ist es, die mit ihrer „Jetzt-erst-recht“-Einstellung allem Hohn zum Trotz das Beste aus der Situation machen will. Nicht nur zu ihrer eigenen, sondern zu aller Überraschung wird Weihnachten mit den Herdmanns tatsächlich zu einem denkwürdigen Ereignis: Ein etwas anderes Krippenspiel – aber irgendwie auch das beste, das es je gab.

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