Mann vor Gericht Lagerarbeiter muss in die Psychiatrie
BORNHEIM/BONN · Gericht entscheidet nach Messerattacke.
Äußerlich gefasst wirkte ein 40 Jahre alter Mann, als die Richter der Bonner Schwurgerichtskammer am Freitag das Urteil verkündeten: Der Mitarbeiter eines Großhandels für Metzgereibedarf und Lebensmittel in Bornheim, der seinen Chef mit einem Messer niedergestochen hatte, wurde zwar nicht wegen versuchten Mordes verurteilt. Er wurde jedoch von den Richtern auf unbestimmte Zeit in ein psychiatrisches Krankenhaus geschickt.
Auslöser für die Tat am Morgen des 5. März dieses Jahres war eine paranoid halluzinatorische Psychose. Damals hörte der bis dahin als ruhiger und zuverlässiger Kollege geschätzte Angeklagte eine Stimme, die ihm befahl, jemanden zu töten. Daraufhin nahm sich der 40-Jährige ein Messer mit einer zwölf Zentimeter langen Klinge und lief los. Dem Chef (57), der mit einem Kollegen vor einem Regal stand, stach der psychisch kranke Täter das Messer ohne Vorwarnung seitlich in den Bauch. Schwer verletzt wurde das Opfer ins Krankenhaus gebracht. Der 53-jährige Kollege hatte den Angreifer packen und von weiteren Stiche abhalten können. "Er konnte der Stimme nicht widerstehen", so die vorsitzende Richterin.
Sie machte deutlich, dass sich in dem 40-Jährigen, der offenbar keine Drogen konsumierte, vor der Tat ein großer Druck aufgebaut hatte. Bereits seit 2009, damals war er nach mehreren Jahren in Südeuropa nach Bonn zurückgekehrt, hatte er sich regelmäßig ärztlich behandeln lassen.
Obwohl der Lagerarbeiter seine Medikamente nahm, wurde es Anfang des Jahres laut Urteil "immer schlimmer". Vermehrt hörte der 40-Jährige eine Stimme. Da die Psychose auch heute noch besteht, war in den Augen der Richter an eine Aussetzung der Unterbringung zur Bewährung momentan nicht zu denken. Ein "großer Hoffnungsschimmer" für den Mann sei, dass er einsehe, krank zu sein. Die Richterin: "Das kann Ihnen den Weg zurück in ein normales Leben ebnen." jeo
