Verfahren um Cannabisplantage in Bornheim Landgericht Bonn verurteilt Gärtner wegen Beihilfe zu Drogenhandel

Bonn/Bornheim · Im Verfahren um eine Cannabisplantage in einem verlassenen Haus in Bornheim hat das Landgericht Bonn jetzt drei Gärtner wegen Beihilfe zu Drogenhandel verurteilt. Die wahren Cannabisbauern hatte eine Drohne enttarnt.

 Das Bonner Landgericht hat ein Trio wegen Beihilfe zu Drogenhandel verurteilt. Die Männer bekommen Haftstrafen zwischen 15 Monaten und zwei Jahren – jeweils zur Bewährung.

Das Bonner Landgericht hat ein Trio wegen Beihilfe zu Drogenhandel verurteilt. Die Männer bekommen Haftstrafen zwischen 15 Monaten und zwei Jahren – jeweils zur Bewährung.

Foto: dpa/Arne Dedert

Die Wahl des leer stehenden Gehöfts für eine Cannabisplantage war denkbar ungünstig. Aber das konnten die Mitglieder einer Drogenbande nicht ahnen, als sie sich im Sommer 2020 für das abgelegene Haus in Bornheim entschieden: Seit 2017 stand es nach dem Tod des Eigentümers leer, war umgeben von Feldern und einem Bach – und niemand schien sich um die Immobilie zu kümmern. Also wurde sie professionell zur Plantage umgebaut, 622 Marihuana-Stecklinge gepflanzt und eigens drei „Gärtner“ engagiert. Die Männer im Alter zwischen 35 und 39 Jahren sollten „ein wenig aufpassen“ und regelmäßig gießen. Dafür bekamen sie insgesamt 10.000 Euro. Und landeten am Ende auf der Anklagebank.

Das Bonner Landgericht jedoch hat sie nicht – wie angeklagt – wegen Drogenhandels in nicht geringen Mengen, sondern nur wegen Beihilfe zu Haftstrafen zwischen 15 Monaten und zwei Jahren verurteilt. Alle zur Bewährung. Die drei Angeklagten hatten großes Glück: Ein Zeuge konnte bestätigen, dass ihre Beteuerungen, sie seien von einer Drogenbande beauftragt worden, nicht völlig aus der Luft gegriffen waren.

Drogenfahnder entdecken Pflanzen

Denn diesem Zeugen, einem Nachbarn aus dem Dorf, kamen die umtriebigen Vorgänge um das unbewohnte Haus seltsam vor. Kurzerhand jagte er, als niemand vor Ort war, eine Drohne über das Gehöft und bannte auf seinen Luftaufnahmen Fahrzeuge mit osteuropäischen Kennzeichen, aber auch die Cannabisplantage. Zwar wuchsen keine Pflanzen aus den Fenstern, aber deutlich sichtbar waren Umbauten am Haus – mit klassischen Indizien für das Wachstum im Verborgenen. Seine Bilder stellte er später den Ermittlern zur Verfügung.

Aber nicht nur dieser Herr hatte ein aufmerksames Auge auf die Immobilie: Ein Mann, auf der Suche nach sogenannten Lost Places (vergessene Orte), die fotografiert und im Internet veröffentlicht werden, hatte sich das geheimnisvolle Haus genauer angeschaut – und schließlich nicht nur am Geruch, sondern auch mit einem verstohlenen Blick ins Innere die Plantage entdeckt und angezeigt. Als sie am 14. September 2020 durchsucht wurde, konnten Drogenfahnder die wachsenden Pflanzen sichern, aus denen 34 Kilo Marihuana hätten gewonnen werden können.

Zeuge identifiziert Angeklagte

Fest im Blick hatte die Immobilie noch ein dritter Beobachter: Der Sohn des 2017 verstorbenen Eigentümers, der ihn enterbt und seiner Pflegekraft sein Vermögen mitsamt Haus testamentarisch vermacht hatte, kam hier regelmäßig vorbei, um zu sehen, was mit dem Haus geschieht. Mit der Erbin soll er im noch offenen Rechtsstreit liegen. Aber auch der Sohn spielte als Zeuge in dem Kriminalfall eine wichtige Rolle: Denn bei seinen Kontrollfahrten hatte er die Fahrzeuge des gießenden Gärtner-Trios fotografiert – und konnte so die Angeklagten identifizieren.

Schließlich war noch die Erbin als neue Eigentümerin des Hauses in den Fokus der Drogenermittler gekommen: Wohl zu Unrecht, denn das Verfahren gegen die Pflegekraft wurde mangels Tatverdachts eingestellt.

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