Podiumsdiskussion in Bornheim Landratskandidaten diskutieren hitzig über die Südtangente

Rhein-Sieg-Kreis · Der Stadtjugendring Bornheim hat das einzige Aufeinandertreffen der fünf Landratskandidaten organisiert und live gestreamt. Die Diskussion zeigte Streitpunkte wie Karneval mit Corona, die Südtangente und Klimaziele.

Die fünf Landratskandidaten (hinten sitzend, v. l.) Christian Koch, Michael Otter, Wolfgang Roth, Sebastian Schuster und Denis Waldästl warten auf Fragen von Moderatorin Jana Schäfer.

Die fünf Landratskandidaten (hinten sitzend, v. l.) Christian Koch, Michael Otter, Wolfgang Roth, Sebastian Schuster und Denis Waldästl warten auf Fragen von Moderatorin Jana Schäfer.

Foto: Axel Vogel

Wolfgang Roth (Piraten) war an Karneval zuletzt als Einhorn verkleidet. Sebastian Schusters (CDU) Lieblingsort im Kreis ist der Drachenfels. Und außer Christian Koch (FDP) bevorzugen alle Landratskandidaten die rechte Rheinseite. Diese und weitere Fakten über die Anwärter auf das Amt des Landrats erfuhren die rund 40 Zuschauer, die sich am Freitagnachmittag in die Live-Übertragung der Podiumsdiskussion mit den fünf Kandidaten geschaltet hatten. Auf Youtube streamten der Stadtjugendring Bornheim und das Gustav-Stresemann-Institut die einzige Debatte mit allen fünf Anwärtern aus dem Bornheimer Rathaus – wegen Corona ohne Publikum vor Ort.

Die Diskussion beherrschten vor allem zwei Themenblöcke: die Verkehrssituation im Kreis und die Corona-Pandemie. Einigkeit herrschte darüber, dass der Kreis in Fahrradwege und den ÖPNV investieren müsse, um Autos von den Straßen zu holen und den Dauerstau aufzulösen. Während Roth einen kostenlosen Nahverkehr befürwortete, empfand Denis Waldästl (SPD) ein 365-Euro-Jahresticket als guten Kompromiss zwischen Finanzierbarkeit und günstigen Fahrpreisen. Auch einen Wasserbus auf dem Rhein könne er sich vorstellen.

Südtangente erhitzt die Gemüter

Weit auseinander gingen die Meinungen beim Stichwort „Südtangente“. Die FDP befürwortet den Anschluss an die A 3 über das Siebengebirge laut Koch, um die Orte dort und Bonn zu entlasten. Michael Otter (Linke) hingegen befürchtete, dass der Ennertaufstieg den Verkehr nur verlagern würde.

Schuster, den das Projekt als Königswinterer Einwohner direkt betrifft, regte die Diskussion sichtlich auf. „Es grenzt fast schon an Körperverletzung, was jeden Tag durch Ittenbach rollt“, sagte der amtierende Landrat. Er argumentierte, dass es keine Stadt in der Größenordnung Bonns gebe, die ohne einen um sie geschlossenen Autobahnring auskomme. Nur den ÖPNV auszubauen, werde den Menschen in abgelegeneren Regionen nicht gerecht. Waldästl dazu: „Statt seit 30 Jahren das gleiche Verkehrsprojekt vor uns herzutragen, sollten wir endlich über Alternativen reden und digitale Möglichkeiten nutzen“ – wie Shared Space-Arbeitsplätze im ländlichen Bereich. So müssten Pendler den Weg zur Arbeit gar nicht erst antreten.

FDP-Kandidat befürwortet Karnevalsverbot

Uneins waren die Kandidaten auch beim Thema Karneval und Corona. Wie berichtet, hatte Schuster NRW-Ministerpräsident Armin Laschet um eine NRW-weite Absage gebeten. „Ich sehe den Karneval in der Form, wie wir ihn lieben und schätzen, in der nächsten Session nicht“, sagte er. Waldästl fand die Absage seiner Heimatstadt Sankt Augustin „nachvollziehbar und richtig“. „Wer hätte gedacht, dass ich mich als FDPler für Verbote ausspreche?“, wunderte sich Koch, der sich keine Session vorstellen kann.

Otter und Roth plädierten für eine Differenzierung zwischen Veranstaltungen draußen und drinnen. „Die Ansteckungsgefahr ist draußen kaum gegeben“, war der Piraten-Politiker überzeugt. So könne er sich im Winter auch vorstellen, einen Weihnachtsmarkt zu besuchen. „Das Leben macht weiterhin Spaß, auch wenn man eine Maske aufhat.“

Zwar zeigten alle Kandidaten Verständnis für die Anti-Corona-Maßnahmen-Demos in Berlin, nicht aber für die Unterwanderung durch Rechte. Einer Zusammenarbeit mit der AfD erteilten auf eine Zuschauerfrage hin, die über den Youtube-Chat gekommen war, alle fünf eine Absage. Ein weiterer Zuschauer wollte wissen, ob sie das Ziel der CO2-Neutralität bis 2035, wie die Fridays for Future-Bewegung sie fordert, für realistisch hielten. Koch empfand das Jahr 2050 als realistischer. „Wenn man ein Ziel nicht ambitioniert formuliert, lässt man nach, das Ziel zu erreichen“, erwiderte Waldästl. Ähnlich argumentierten Roth, Schuster und Otter.

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