Sigrid Beer Landtagsabgeordnete stellte sich der Kritik des Bornheimer Fachpublikums

BORNHEIM · "NRW auf dem Weg zur Inklusion": So lautete der Titel des Vortrags der Landtagsabgeordneten Sigrid Beer (Grüne) am Donnerstagabend mit anschließender Diskussion im Fachpublikum, die zeigte, wie holprig sich dieser Weg derzeit zum Teil noch darstellt. Inklusion, soweit die Theorie, soll Menschen mit und ohne Handicap den individuellen Bedürfnissen entsprechend in gemeinsamen Gruppen fördern.

 Eine möglichst individuelle, aber gemeinsame Förderung ist das Ziel der Inklusion - der Weg dorthin ist aber noch weit.

Eine möglichst individuelle, aber gemeinsame Förderung ist das Ziel der Inklusion - der Weg dorthin ist aber noch weit.

Foto: dpa

Die Umsetzung dieser Idee in die Praxis, insbesondere eine von der Landesregierung geplante Änderung des Schulgesetzes, sorgt allerdings für Verunsicherung.

In Bornheim geht es um die Zukunft der Verbundschule Uedorf und den Fortbestand integrativer Lerngruppen wie in der Europaschule. Entsprechend groß war der Diskussionsbedarf der etwa 40 größtenteils Fachkräfte, die in den Ratssaal des Bornheimer Rathauses gekommen waren.

Erschrecken hätte der Entwurf des Schulrechtänderungsgesetzes in der Europaschule ausgelöst, sagte deren Leiter Christoph Becker: "Wir haben uns 2009 auf den Weg gemacht und sehr partizipativ beschlossen, dass wir diesen Schritt gehen wollen." Doch der Gesetzesentwurf "hat uns verunsichert". Es sei nicht deutlich geworden, ob damit nur Ressourcen eingespart werden sollten.

Denn aus dem Entwurf gehe nicht klar hervor, ob und in welcher Form es einen Ersatz geben werde für die Gelder, die es bisher über ein System der Etikettierung gab. "Zwei integrative Lerngruppen einzurichten wäre eigentlich der nächste Schritt: Aber ist das zu stemmen?", fragte der Europaschulleiter und wies darauf hin, dass integrative Lerngruppen auch der Ressourcenbündelung dienen. Derzeit gibt es eine Klasse in der Europaschule, in der auch Förderschüler unterrichtet werden. Geplant war, im kommenden Schuljahr zwei solche Klassen einzurichten.

Beer versprach, dass der ausgearbeitete Gesetzesentwurf bezüglich der Ressourcen Klarheit schaffen werde. Derzeit wird der vielfach als nicht durchdacht kritisierte Entwurf überarbeitet, weil es zahlreiche Proteste gab - unter anderem aus Bornheim. Die Möglichkeit einer Budgetierung solle eingeführt werden: "Der Gedanke dahinter ist, dass gemeinsam pädagogische Entwicklung gemacht wird, und das geht nur, wenn Lehrer an der Schule auch verheimatet sind und fortgebildet werden", erläuterte Beer.

Die Kreistagsabgeordnete Gabi Deussen-Dopstadt (Grüne) kritisierte, dass der sonderpädagogische Förderbedarf mit dem neuen Gesetz künftig nur noch von den Eltern beantragt werden könne: "Meine Sorge ist, dass Eltern aus sozial schwierigen Verhältnissen den Bedarf nicht früh genug erkennen." Denn der kann nur zum ersten oder dann erst wieder zum fünften Schuljahr festgestellt werden. Solche Eltern müssten beraten und von der Schule unterstützt werden, antwortete Beer.

Andrea Strunk-Klein von der Verbundschule Uedorf kann nicht nachvollziehen, warum der Förderschwerpunkt Lernen künftig in den Förderschulen keine Rolle mehr spielen soll: "Wir haben die Förderschwerpunkte Sprache und Lernen, und ich kann da keine qualitativen Unterschiede erkennen: Beide Schülergruppen erweitern ihre Kompetenzen."

"Wir sind im internationalen Vergleich die einzigen, die diesen Förderschwerpunkt aufweisen", stellte Beer klar. Bei Lernbehinderten sei der Anteil aus sozial schwachen Verhältnissen oft höher. Im sonderpädagogisch unterstützten Unterricht an einer allgemeinbildenden Schule könnten diese auch "positive Orientierung aus Lebensentwürfen" mitnehmen. Beer räumte allerdings auch ein, dass die Reduzierung von Klassengrößen dazu nötig ist.

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