Frühjahrsbestellung Landwirte im Linksrheinischen bereiten neue Saison vor

Rhein-Sieg-Kreis · Landauf, landab stehen Landwirte in den Startlöchern: Die Frühjahrsbestellung steht an. Noch ist der Boden allerdings zu nass und zu kalt.

 In den Startlöchern steht in Hersel Landwirt Reinhold Decker. Die Zeit des schlechten Wetters nutzt er, um Kartoffeln abzupacken. FOTOS: AXEL VOGEL

In den Startlöchern steht in Hersel Landwirt Reinhold Decker. Die Zeit des schlechten Wetters nutzt er, um Kartoffeln abzupacken. FOTOS: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Während Betriebe mit Tierhaltung das Jahr über keine Pause kennen, geht es bei den meisten rheinischen Ackerbauern seit Dezember etwas ruhiger zu. Die Landwirte verbringen zwar im Winter ihre Zeit nicht auf dem Traktor, dennoch gibt es auch für sie einiges zu tun: Die neue Saison ist vorzubereiten. Ackerboden muss gelockert und gedüngt, Maschinen müssen gewartet, Saatgut besorgt werden. Mit der Aussaat von Zuckerrüben und dem Setzen von Frühkartoffeln beginnen für viele Landwirte die ersten Arbeiten im neuen Jahr in der Außenwirtschaft. Auch im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis stehen die Bauern in den Startlöchern. Noch warten sie auf das „richtige“ Wetter, das für die neuen Pflanzungen wärmer und trockener sein muss. Denn eine der Voraussetzungen für den Start der Arbeiten, so der Rheinische Landwirtschaftsverband, sei die Befahrbarkeit des Bodens.

In Warteposition befindet sich auch Josef Schick. Er rechnet mit der Aussaat seiner Zuckerrüben – mit ihnen beginnt für den Morenhovener die Saison – Ende März. „Noch haben wir Frost im Boden. Für das Wachstum der Zuckerrüben brauchen wir eine Bodentemperatur von mindestens acht Grad Celsius“, erklärt der 55-jährige Landwirt, dessen Familie seit den 60er Jahren Zuckerrüben und Getreide anbaut. Den Kälteeinbruch im Februar hat Schick indes begrüßt, denn dadurch wurde das Wachstum des Wintergetreides etwas verzögert. Die Zuckerrüben beginnen und beenden bei ihm das landwirtschaftliche Jahr. Denn mit der Ernte der letzten Zuckerrüben Ende Januar beginnt für den Familienvater die „feldlose“ Zeit, auch wenn die Arbeit nicht aufhört.

Feldfreie Zeit wird für die Wartung der Geräte genutzt

Denn neben Fortbildungsmaßnahmen werden in den zwei Monaten Wartungsarbeiten an den Maschinen durchgeführt. Seit Anfang März hat Schick die Felder für die kommende Aussaat vorbereitet. Der Boden wurde gelockert, der mineralische Flüssigdünger aufgebracht. Nach den Zuckerrüben werden Sojabohnen gesetzt – da braucht der Boden schon eine Mindesttemperatur von zehn Grad –, ab Mitte Juli wird das Wintergetreide geerntet.

Die Frostperiode im Februar und der Regen im März veranlassen auch Reinhold Decker, die Anpflanzung seiner Frühkartoffeln statt in der ersten Märzwoche nun auf Ende März zu verschieben und die Aussaat von Zuckerrüben für Anfang April zu planen. „Eigentlich wollten wir die ersten Frühkartoffeln im März schon unter Folie und Vlies pflanzen, aber der Boden war einfach zu nass“, sagt der Landwirt aus Hersel, der auf knapp 14 Hektar Kartoffeln, auf 20 Hektar Zuckerrüben und auf 50 Hektar Winterweizen, Wintergerste und Winterrogen anbaut.

Die verspätete Aussaat und Pflanzung der Kartoffelsorten Annabell und Leyla habe – wenn diese bei frostfreiem Wetter stattfinde – auf eine pünktliche Ernte im Juni keinen Einfluss. Nach der Ernte des Wintergetreides und der Speisekartoffeln im Sommer und Herbst endet die Feldarbeit für den Landwirt mit derjenigen der Zuckerrüben Anfang Dezember. In der ackerfreien Zeit kümmert sich Decker um liegengebliebene Büroarbeiten und repariert seine Maschinen. Und nutzt die Zeit für die Vermarktung der Frühkartoffeln im Hofladen.

Wechselnde Fruchtfolge

Wie Decker wartet auch der Swisttaler Landwirt Johannes Brünker auf steigende Temperaturen. Ob er als Erstes in diesem Jahr Erbsen oder Zuckerrüben aussäen wird, weiß der 54-jährige Landwirt, der gemeinsam mit Sohn Matthias (29) den landwirtschaftlichen Betrieb leitet, noch nicht. Bei ihm erfolgt der Anbau pro Feld nach wechselnder Fruchtfolge, damit der „Boden sich immer wieder erholen kann“, so der Landwirt aus Hohn.

Er hat auf den Feldern, auf denen im vergangenen Jahr Wintergerste oder Winterweizen wuchsen, noch im Herbst eine Zwischenfrucht angepflanzt, „damit Nährstoffe im Boden gebunden und Bodenschädlinge bekämpft werden können. Stickstoff und Phosphor werden somit im Boden nicht ausgewaschen. Es wird verhindert, dass Nitrat in tiefere Bodenschichten eindringen kann“, erklärt Brünker. Schon im Januar wurde eine Mischung auf der Basis von Gelbsenf und Ölrettich gemulcht, weitere Feldarbeiten können noch nicht gemacht werden. Denn der Boden ist zum Teil noch gefroren. Zudem hat der kontinuierliche Regen im März die Bodenschichten nicht trocknen lassen.

Daher geht der Landwirt zurzeit regelmäßig aufs Feld und prüft die Qualität des Bodens. Weisen die obersten 15 Zentimeter keine Klumpen auf, ist der Boden trocken genug, um mit dem Traktor ins Feld zu fahren. „Ist der Boden zu nass, können Strukturschäden auftreten“, so der Fachmann. Daher hofft er für die nächsten Wochen auf trockenes Wetter und steht mit seinen Mitarbeitern für die Feldarbeit bereit.

Die Vorbereitungen für die Außenwirtschaft sind zum großen Teil bereits abgeschlossen. Die Maschinen wurden gewartet und falls nötig repariert, der Stallmist – zum Betrieb gehört auch eine Pferdepension – als mineralischer Dünger Ende Februar auf den Äckern verteilt, das Saatgut kann schnell beschafft werden. Bisher war für Brünker das Wetter kein Problem. Auch der Frost der vergangenen Tage habe den Feldern gut getan.

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