Rhein-Sieg-Kreis Landwirte warten auf Regen

RHEIN-SIEG-KREIS · "Ist der Mai kühl und nass, füllt dem Bauer Scheun und Fass", lautet eine alte Bauernregel. Und eine andere: "Vor Johanni bitt' um Regen, nachher kommt er ungelegen." Der Mai war zwar recht kühl, nass war er nicht, und bis Johanni, dem 24. Juni, sind es nur noch wenige Tage. "Eine Rekordernte gibt es in diesem Jahr nicht", steht für Bernhard Rüb, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, schon jetzt fest.

 Auf dem Feld: Markus Mandt, Sohn des Alfterer Landwirts Karlheinz Mandt, zeigt den Kanal, den das ablaufende Wasser inmitten der Kartoffeln gebildet hat.

Auf dem Feld: Markus Mandt, Sohn des Alfterer Landwirts Karlheinz Mandt, zeigt den Kanal, den das ablaufende Wasser inmitten der Kartoffeln gebildet hat.

Foto: Roland Kohls

Der Wolkenbruch am vergangenen Freitag hat den Landwirten nur teilweise genutzt. Der Regen sei gut und notwendig gewesen, sagt etwa Landwirt Karlheinz Mandt, der in Alfter Spargel, Erdbeeren, Kartoffeln, Salate und Gemüse anbaut. Seit Ostern seien höchstens zwölf bis 13 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gefallen - deutlich zu wenig. "Aber vor allem in den Hanglagen hat das Wasser gar keine Zeit, in den Boden einzudringen", sagt er. Vielmehr schwemmt der Starkregen den guten Boden weg.

Doch während die Vorgebirgsbauern Salat, Gemüse und die Erdbeeren beregnen oder bewässern können, sind die Getreidebauern auf Regen angewiesen. Und für die Getreidebauern ist die Lage sehr unterschiedlich. "Hier in Dünstekoven hat es am Wochenende gerade einmal sieben bis acht Liter pro Quadratmeter geregnet", sagt der Swisttaler Landwirt Christoph Stippler, der Weizen, Gerste und Triticale - eine Kreuzung aus Roggen und Weizen - sowie Zuckerrüben und ein wenig Kartoffeln anbaut.

Bis Freitag war das Wetter in diesem Jahr deutlich zu trocken, so Stippler, jetzt sei die Situation sehr unterschiedlich. Unter dem Strich hat der Regen am Freitag jedoch geholfen. "Wenn die Bäume zu wenig Wasser haben, werden die Früchte nicht ausreichend groß", erklärt Biobauer Lothar Krämer. Er bewirtschaftet vor allem Apfelplantagen nach biologisch-dynamischen Regeln. Am Freitag habe es in Meckenheim nicht einmal fünf Liter pro Quadratmeter geregnet. Für die Bäume sei die Trockenheit ein Problem. Und wenn die Äpfel nicht die vom Handel vorgeschriebene Größe von 75 Millimetern erreichen, müsse er mit großen Ertragseinbußen rechnen. Allerdings ist ihm auch die Trockenheit lieber als Hagel, der die Ernte zerstören würde.

Noch sieht Bernhard Rüb die Situation nicht dramatisch. Immerhin war der Winter im Gegensatz zum vergangenen Jahr hinreichend nass. Doch auch er sieht, dass die Gerste jeden Tag heller wird. Bald hilft der Gerste kein Regen mehr. Und ebenfalls der Weizen benötigt jetzt Wasser, um wachsen zu können. "Ein oder auch zwei Tage warmen Landregen über den ganzen Tag, würde uns helfen", sind sich die Landwirte einig. Den sagen die Meteorologen allerdings nicht vorher.

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