Öffnungszeiten bis 18 Uhr Langer Samstag zog nur wenige Kunden nach Bornheim

Bornheim · Der Gewerbeverein Bornheim hat Kunden stressfreies Shoppen in der Bornheimer Innenstadt versprochen. Doch das Angebot an der Königstraße nutzten am ersten langen Samstag weniger Kunden als erwartet.

 Ortsvorsteher Franz Gerihsen nutzt den Samstag, um Schuhe zu kaufen.

Ortsvorsteher Franz Gerihsen nutzt den Samstag, um Schuhe zu kaufen.

Foto: Meike Böschemeyer

Nur wenige Kunden nutzten den ersten langen Samstag zum gemütlichen Shoppen in der Bornheimer Innenstadt. Zum ersten Mal hatten die meisten Geschäfte in der Königstraße – nicht alle Ladeninhaber machten mit – bis 18 Uhr durchgehend geöffnet. Mit seiner Veranstaltung wollte der Bornheimer Gewerbeverein den Käufern eine zusätzliche Möglichkeit des stressfreien Shoppens bieten – als Alternative zum Frühlings- und Spargelfest, das wegen Corona ausfallen musste.

„Wir wollten als kleine Kommune ein Zeichen setzen. Das lokale Einkaufen rückt beim Verbraucher immer mehr in den Fokus“, machte der Vorsitzende Jörg Gütelhöfer deutlich. Er hatte sich mehr Resonanz erhofft. „Die Menschen sind dieses Neue nicht gewöhnt. Außerdem haben immer noch sehr viele eine gesunde Angst vor dem Einkaufen.“

Schon zu Beginn der Pandemie Ende Februar hatte der Inhaber des Orthopädie- und Schuhhauses ein rückläufiges Kundenverhalten festgestellt. Obwohl sein Geschäft als Teil der medizinischen Infrastruktur während des Shutdowns offen bleiben durfte, brach sein Umsatz im April um 50 Prozent ein – er hatte die im Februar georderte Sommerware nicht abverkaufen können. „Den Verlust konnten wir im Mai durch die Aktion ‚Kauf drei, zahl zwei’ auffangen, sodass wir mit dem Umsatz wieder auf Vorjahresnivieau lagen“, bilanzierte Gütelhöfer.

Mitmachen aus Solidarität

Im Unterschied zu ihm mussten die meisten Geschäfte seiner Kollegen zwischen Mitte März und Mitte April komplett schließen. So auch „Hautnah Wäsche und Bademode“. Inhaberin Christiane Pohl freute sich über die Chance, die eine oder andere Kundin am Samstag ausführlich beraten zu können. „Eine solche Veranstaltung kann allerdings den Verlust der vergangenen Wochen nicht aufholen“, stellte die Geschäftsfrau fest. Sie mache aus Solidarität mit, denn es sei nicht schön, wenn bei einer solchen Aktion einzelne Geschäfte ausscherten.

Sie verkauft Dessous – da ist es oft mühsam, Maskenpflicht und Abstandsregeln einzuhalten. „Gelegentlich gab es Schwierigkeiten mit Kunden, die besonders das Tragen der Nasen- Mund-Bedeckung nicht einsahen. Aber es hilft ja nichts“, erzählte Pohl, die am Samstag schon im Vorfeld keine Kundenschlangen erwartet hatte. „Wenn Veranstaltungen auf der Straße erlaubt wären, wäre bestimmt mehr los.“

Als „Qualitätskontrolle in eigener Sache“ empfand Heike Fuß die vier Wochen geschäftsfreie Zeit, denn „unsere Osterhasen und Pralinen in österlichem Design habe ich selber essen müssen“, schmunzelte die Chefin von „Genussvoll leben“. Geduldig warteten ihre Käufer auf die Erlaubnis zum Eintreten. Liebevoll beriet die Bornheimerin ihre Kunden beim Kauf von Öl, Essig oder Süßigkeiten – am Ende gab es entsprechende Proben samt Rezept und eine kleine Überraschung. „Man muss sich etwas einfallen lassen. Die Kunden waren begeistert“, zeigte sich Fuß zufrieden.

Die Zeit der Schließung hat sie finanziell nur mit Geld der Corona-Soforthilfe überstanden. „Damit konnte ich die Miet- und Personalkosten decken.“ Ihre Kundin Regine Brock hat ihr Bornheimer Lieblingsgeschäft während des Lockdowns schmerzlich vermisst. „Ich bin einfach froh, dass ich meine Vorräte jetzt wieder auffüllen kann“, sagte sie.

Geschlossen wegen Maskenpflicht

Bornheims Ortsvorsteher Franz Gerihsen nutzte den langen Samstag, um bequeme Sportschuhe zu kaufen. „Jetzt habe ich Zeit, mich in Ruhe umzusehen. Mit Maske einzukaufen, ist anstrengend, aber es geht nun mal nicht anders“, sagte er. Nicht weit entfernt hatte eine Boutique geschlossen. Das permanente Arbeiten mit Maske empfanden deren Chef und Mitarbeiter laut eigener Aussage als so anstrengend, dass sie auf die Teilnahme am langen Samstag verzichteten.

Für Apotheker Michael Peters kein Argument – auch wenn weniger Leute unterwegs waren als erhofft. „Bei dem guten Wetter und den allgemeinen Lockerungen nach so langer Zeit wollen sich die meisten Menschen einfach nur bewegen“, meinte er. Im März verzeichnete der Pharmazeut Hamsterkäufe bei Medikamenten; im April, Mai und Juni waren die Verkaufsrenner Handschuhe und Masken. Er fände es gut, wenn erneut ein langer Samstag in Kombination mit Musik und Ständen durchgeführt würde. Für die musikalische Untermalung am Samstag sorgte zumindest der Bad Honnefer Alleinunterhalter Wilfried Heiser.

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