Lokalgeschichte Lokalhistoriker veröffentlicht Schrift über die Geschichte der Rösberger Kirchenfenster

Bornheim-Rösberg. · Willi Hermann ist ein unermüdlicher Lokalhistoriker. Sein neuestes Werk ist sicher nicht nur für Rösberger interessant.

 Dem Stifter Johann Franz ist eins von sechs Fenstern in der Rösberger Pfarrkirche Sankt Markus gewidmet.

Dem Stifter Johann Franz ist eins von sechs Fenstern in der Rösberger Pfarrkirche Sankt Markus gewidmet.

Foto: Matthias Kehrein

Im Jahr 2005 organisierten 18 Anwohner der Rösberger Hemmergasse ein Straßen- und Brunnenfest, um den Umbau und die Neugestaltung ihrer Straße zu feiern. Zwei Jahre später folgte eine zweite und letzte Veranstaltung dieser Art – das dabei erwirtschaftete Geld von 1400 Euro überreichten nun Willi Hermann und Katharina Urfey als frühere Helfer der Festivitäten Vertretern örtlicher Organisationen und Jugendgruppen.

Spende für die Schule

Überrascht vom Geldsegen zeigte sich denn auch Carsten Dresen, Vorsitzender des Fördervereins der Markus-Schule. Der Betrag werde in den Kauf von iPads gesteckt. Aber auch Günther Hayenga, dessen Organisation Sternschnuppe Herzenswunsch schwerkranken Kindern Wünsche erfüllt und Senioren zu Terminen fährt, kann das zusätzliche Geld gut gebrauchen: „Die Nachfrage bei den Senioren wird immer größer. Wir werden einen Teil des Geldes für den Kauf eines zweiten Fahrzeuges zurücklegen.“

Da die Messdiener wegen Corona in diesem Jahr zu Ostern keine Sammlungen durchführen konnten, kann jetzt die Verpflegung der Sternsinger sichergestellt werden, so Messdienerleiterin Andrea Jüssem. Bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr mit insgesamt 18 Aktiven wird das Geld fürs Zeltlager und Freizeitaktivitäten verwendet. Einen Restbetrag erhält das jecke Tanzcorps Leckere Mäuschen.

Seit 1994 veröffentlicht Hermann Schriften

„Es war an der Zeit, das Geld auszugeben. So wird es aus dem Dorf fürs Dorf verwendet“, freute sich denn auch Hermann. Er war es auch, der am Sonntag beim Kirchweihfest eine besondere Rolle einnahm. Nach der Messe stellte der 55-Jährige seine neue Broschüre „Geschichte der Kirchenfenster der Pfarrkirche St. Markus Rösberg“ vor.

Seit 1994 veröffentlicht der leidenschaftliche Lokalhistoriker in unregelmäßigen Abständen fast ausschließlich Hefte zur örtlichen Geschichte. Und da hat es ihm das Gotteshaus besonders angetan. Nach Publikationen zu Krippe und Glocken hat Hermann nach monatelagen Recherchen im Pfarrarchiv, in kirchlichen Archiven und im Archiv des Landes NRW mit seiner Neuveröffentlichung nun sein Projekt realisiert. Auf ursprünglich 40 Seiten wollte Hermann die Geschichte der Kirchenfenster erzählen, 80 Seiten wurden es. Die Auflage von 500 Stück hat die Rösberger Kirchengemeinde finanziert, so dass die Exemplare kostenlos zur Verfügung stehen. „Die Fenster sind die Augen der Kirche, denn durch sie fällt von außen, von der Welt das Licht in den Innenraum“, beschreibt Pfarrer Norbert Prümm deren Bedeutung im Vorwort.

Spiegel der Dorfgeschichte

Und wie die Geschichte der Kirchenfenster ein Spiegel der Dorfgeschichte ist, erläutert Hermann mit zahlreichen Fotos, Auszügen aus Quellen und historischen Einordnungen.Der Rösberger stützt sich bei seiner Darlegung besonders auf das Buch von Pfarrer Christian Maaßen (Dechant des Dekanates Hersel) aus dem 19. Jahrhundert und auf den Rösberger Pfarrer Jakob Flamm (1939 bis 1959). Aber auch in Werken zur Wappenkunde hat Hermann viele Stunden geschmökert, um „mich über die Familiengeschichte der Stifterfamilien zu informieren“.

Sechs Stifterfenster, die auch als Wappenfenster bezeichnet werden, aus dem Neu- beziehungsweise Erweiterungsbau der Kirche 1707 sind noch erhalten. Die dort genannten Personen spendeten einen Beitrag für den Bau der Kirche und ein Fenster, das an sie und ihre Familie erinnert. Zu diesen gehörte auch der kurfürstliche Kammerdirektor und Landrentmeister Ferdinand Flörkin, der als „allgemein bekannter Erbauer der Kirche gilt“, zitiert Hermann Dechant Johann Joseph Dortans. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Fenster schwer beschädigt.

In Glas verewigt

Dazu zitiert der Autor Pfarrer Flamm in der Pfarrchronik. „Die Kirche erlitt großen Schaden durch zum Teil starke Beschädigungen der wertvollen aus dem Jahr 1707 stammenden Kirchenfenster. Die sonstigen Beschädigungen waren geringfügig.“ Die Scherben der Fenster wurden zusammengesucht, so dass nach Hermanns Recherchen in mühseliger Arbeit die Rekonstruktion der Wappen erfolgen konnte. 1964 wurden fünf neue Fenster hergestellt, auf denen besonders zwei Repräsentanten der damaligen Gegenwart gewürdigt wurden. So erhielten Papst Paul VI., der das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende führte, und der Kölner Kardinal Josef Frings – er setzte sich für die Bedürfnisse der Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg ein - in zwei eigenen, von Rösbergern Bürgern gestifteten Fenstern, eine ganz persönliche Anerkennung.

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