Mertener Bildhauer Martin Langer Lust an der Erkundung

BORNHEIM/REMAGEN · Lange Objekte, die an Ruder ebenso wie an Golfschläger erinnern, große ovale Formen, welche Assoziationen an Schilde auslösen oder ein Stück, dessen Ausbuchtungen Faustkeilen ähnelt - wenn die Galerie Modern Art Showroom Martin Langers Holzarbeiten unter dem Titel "Artefakte" zeigt, ist der Name Programm.

 "Artefakte" heißt die Ausstellung von Martin Langer, die unter anderem Schilde zeigt.

"Artefakte" heißt die Ausstellung von Martin Langer, die unter anderem Schilde zeigt.

Foto: Martin Gausmann

Der 1967 in Bagdad/Irak geborene Bildhauer, der sein Atelier im Mertener Kunsthof hat, lässt seine in den vergangenen zehn Monaten entstandenen Schöpfungen aus heimischen Hölzern wie Eiche, Linde, Weide, Birne und Zwetschge bewusst alt aussehen. Ihre leicht unregelmäßigen Formen erhielten sie ohne Zirkel und Lineal frei Hand. Die Holztöne haben ihre Verfärbungen durch Beize erhalten, aber auch dadurch, dass sie in feuchte Erde gelegt wurden. Andere wirken verblichen, wie in der Sonne gedörrte Knochen.

Langer spielt mit den kollektiven Bildern vom Kulturgut ferner Völker und vergangener Zeit: "Ich verfolge durchgängig die Absicht, dass die Gegenstände etwas Vertrautes ausstrahlen." Die Nähe zu Werkzeugen oder sonstigen nützlichem Alltagsgerät war auch für die von Kuratorin Almut Leib begrüßten Vernissage-Gäste augenfällig. "Doch bleibt immer offen, wozu sie gebraucht werden". Genau das aber hält die Betrachter neben der angenehm harmonischen Optik gefangen. Zu was taugen Schilde, deren mittige Kreise nicht aufgebrachte Dekore, sondern Aussparungen im Material sind?

Die Lust an der Erkundung wird noch angestachelt durch seltsame Erläuterungen. Zu "Qoppa", vom Künstler nach dem griechischen Buchstaben benannt, liest man: "Die kleinsten Exemplare sind nur fingergroß, die größten weisen Armlänge auf. Sie wurden aus unterschiedlichsten Laub- und Nadelhölzern angefertigt und zeigen alle Gebrauchsspuren, ihr Verwendungszweck bleibt jedoch unklar." Weitere Exponate werden als "die einzigen bekannten hölzernen Artefakte aus dem Paläoxylikum (von griech. palaios "alt" und xylos "Holz") und dem Neoxylikum (griech. neo "neu")" angesprochen, von denen man sich Aufschluss erhoffe über "eine bisher unbekannte Kultur und deren Lebensweise".

Da hat Langer, der vor dem Studium der Bildhauerei an der Alanus Hochschule Alfter Orgelbau erlernte, seine Kunst doch tatsächlich etikettiert, als handele es sich um wissenschaftlich einzuordnende Ausstellungsstücke einer Antikensammlung oder aus dem Völkerkundemuseum. Das hat Witz, lässt vermittels der Aufwertung durch respektable Kontexte aber auch darüber nachdenken, wie verführbar der Mensch ist, reinen Behauptungen zu trauen, sei es in der Politik, in der Werbung oder in der Kunst.

Die "Artefakte" sind bis Sonntag, 21. Juli, in der Kirchstraße 25/Ecke Drususplatz samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen.

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