Interview Marit Meyer-Wilkens Warum Gärtnern die Meditation ersetzt

Bornheim-Kardorf · Das dichte Grün im Garten von Marit Meyer-Wilkens bietet auch Wildtieren wie Igeln einen Rückzugsort. Rund um die Terrasse blühen bunte Blumen. Am Wochenende können Besucher diese Idylle erkunden.

Rund um die Terrasse blühen bunte Blumen. Über dem Kopf von Marit Meyer-Wilkens wächst ein Teil des Weins.

Rund um die Terrasse blühen bunte Blumen. Über dem Kopf von Marit Meyer-Wilkens wächst ein Teil des Weins.

Das beliebte Projekt „Offene Gartenpforte Rheinland“ geht am Wochenende in eine neue Runde. Dabei laden Gartenbesitzer Besucher ein, ihre Gärten zu besichtigen und sich über das gemeinsame Hobby auszutauschen. Mit dabei ist auch Marit Meyer-Wilkens aus Bornheim-Kardorf. Was die „Offene Gartenpforte“ so besonders macht, verrät sie im Gespräch mit Chantal Dötsch.

Warum machen Sie bei der „Offenen Gartenpforte“ mit?

Meyer-Wilkens: Gärtnern ist mein großes Hobby. Ich kenne das Projekt schon seit vielen Jahren. Zuerst habe ich als Besucherin mir sehr oft andere Gärten angeschaut. Das waren immer schöne Erfahrungen. Eines Tages sagte eine Bekannte zu mir, dass sie meinen Garten sehr schön findet und ich mit ihm doch auch teilnehmen sollte. Ich habe mich dann direkt im Netz schlau gemacht und mich als Teilnehmerin angemeldet. Das war 2018. Seitdem bin ich – mit Ausnahme der letzten drei Jahre während Corona – jedes Jahr dabei gewesen.

Was begeistert sie an diesem Projekt?

Meyer-Wilkens: Die Zusammenarbeit mit dem Veranstalter ist wirklich sehr angenehm. Ich bekomme jedes Jahr eine Mail, in der ich gefragt werde, ob ich wieder mitmachen möchte. Die Tage und Zeiten kann ich dabei frei wählen. Das andere sind natürlich die tollen Begegnungen mit den Menschen. Alle sind immer nett und interessiert. Man führt Gespräche über das gemeinsame Hobby und gibt sich Tipps. Teilweise entstehen so auch längerfristige Kontakte.

Ihren Garten beschreiben sie als frei gestalteten Garten. Was zeichnet ihn aus?

Meyer-Wilkens: Der Garten ist mit etwa 200 Quadratmetern eher klein. Mit gezielter Bepflanzung konnte ich aber trotzdem verschiedene Räume schaffen. Im hinteren Teil habe ich einen Nutzgarten angelegt. Dort wachsen Kartoffeln und Himbeeren. Seit anderthalb Jahren haben wir auch ein Hochbeet mit Salat und Kräutern. Was den Garten besonders auszeichnet, ist, dass er komplett von Grün umrandet ist.

Ich sehe keine Zäune.

Meyer-Wilkens: Ich bin kein Freund von Zäunen, so ist er komplett von Bäumen, Stauden und Sträuchern umgeben. Dadurch wirkt er auch größer. Er ist insgesamt sehr grün. Ich habe auch den Eingangsbereich zum Haus bepflanzt, zwischen den Bodenplatten wächst zum Beispiel Thymian und an der Hausfassade Wein mit leckeren kernlosen Trauben. Ich würde ihn als gepflegt, aber auch etwas wild bezeichnen. Denn hier fühlen sich auch Igel, Eichhörnchen und Vögel wohl. In der Mitte befindet sich die Terrasse, auf dem Rasen unsere Feuerecke. Es gibt also genug Plätze zum Entspannen und Tiere beobachten.

Ist es viel Arbeit, einen solchen Garten anzulegen?

Meyer-Wilkens: Ja, ich bin wirklich jeden Tag im Garten aktiv. Das ist für mich wie Meditation. Es tut einfach gut, mit seinen Händen etwas zu tun und den Garten mit allen Sinnen zu erfahren. Ich gehe jeden Morgen vor der Arbeit in den Garten. Ich züchte auch gern Pflanzen. Erst kürzlich habe ich für Bekannte einen Feigenbaum nachgezogen, weil ihnen meiner so gut gefällt. Ich musste mit der Gestaltung des Gartens bei Null anfangen. Viele Pflanzen waren damals natürlich noch klein und mussten erst mal wachsen. Ich lasse die Pflanzen auch stehen, wenn sie nicht blühen. Meine Lieblingsblume, die Passionsblume, blüht momentan auch noch nicht, ihre Zeit kommt erst später im Jahr.

Können Sie denn verstehen, dass einige Menschen aus Zeitgründen lieber einen Schottergarten haben wollen?

Meyer-Wilkens: Überhaupt nicht. Ich persönlich mag Schottergärten nicht und würde mir wünschen, dass in Zukunft doch wieder der Trend in Richtung naturnaher Garten gehen würde. Mein Hauptargument ist in meinem Garten sofort spürbar: Es ist hier durch das Grün deutlich kühler als auf der Straße. Schottergärten heizen sich dagegen noch weiter auf. Hinzu kommt, dass ein Schottergarten auch Pflege benötigt. Auch da wächst Unkraut, was entfernt werden muss. Das kann man nach meiner Ansicht auch in einem Garten machen, der aber besser für die Umwelt ist und schöner aussieht.

Haben Sie für Gartenneulinge Tipps?

Meyer-Wilkens: Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, kleine Pflanzen zu kaufen, damit sie vor Ort wachsen. Anfangs kann das zwar etwas leer aussehen, aber es macht Sinn. Denn auch Pflanzen müssen sich erst an die Örtlichkeiten gewöhnen. Das Schöne ist, dass man mitkriegt, wie es dann wächst. Ansonsten empfehle ich, den Pflanzen Zeit zu lassen. Viele Leute setzen ständig neue Pflanzen ein. Dabei bräuchten die alten einfach nur etwas Zeit, sich zu erholen oder zu wachsen.

Gibt es denn eine besondere Zielgruppe, die ihren Garten besucht?

Meyer-Wilkens: Insgesamt ist das Publikum sehr vielfältig. Von 30 bis 70 Jahren ist die Altersspanne. Gemeinsam haben alle, dass sie sich fürs Gärtnern interessieren und sich über den Austausch freuen. Was mir aufgefallen ist, dass Männer meist nur in Begleitung ihrer Frauen kommen und Frauen auch insgesamt häufiger sind.

Was gefällt Ihnen besonders gut bei den Besuchen in Ihrem Garten?

Meyer-Wilkens: Ich finde es toll, dass es neben dem fachlichen auch den sozialen Aspekt gibt. Man ist unter Gleichgesinnten und tauscht sich über das gemeinsame Hobby aus. Es ist ein Geben und Nehmen, das gefällt mir. Denn auch ich schaue mir gerne Gärten an und kann mit meiner Teilnahme etwas zurückgeben.

Ist Ihnen in den letzten Jahren etwas besonders in Erinnerung geblieben?

Meyer-Wilkens: Bisher habe ich ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. Es ist aber schön, wenn man Bekannte wiedersieht, die schon öfter da waren. Einige kamen auch von weiter weg. Die haben sich dann einen Tagesplan gemacht, um mehrere Gärten zu sehen. Das ist ein positives Feedback. Hin und wieder entstehen so auch längerfristige Kontakte. So habe ich einmal ein älteres Ehepaar kennengelernt, das Äpfel hatten und ich bei der Ernte mithelfen konnte für den eigenen Bedarf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort