"Nacht Lichter Konzert" in Sechtem Melancholie im Kerzenschein

BORNHEIM-SECHTEM · Beinahe überflüssig erschien die Bitte um Ruhe, zu der die Besucher des "Nacht Lichter Konzerts" am Portal der Kirche Sankt Gervasius und Protasius in Sechtem per Hinweisschild angehalten werden. Bereits der kurze Anstieg zum Eingang des Gotteshauses war von Kerzen gesäumt, im Innern tauchten Hunderte von Lichtern die Kirche in warmen Glanz.

 Die Kirche im Schein der Kerzen beim "Nacht Lichter Konzert" in Bornheim-Sechtem.

Die Kirche im Schein der Kerzen beim "Nacht Lichter Konzert" in Bornheim-Sechtem.

Foto: Kohls

Die Botschaft war klar: Stress und Hektik, Hast und Lärm müssen draußen bleiben - Entspannung ist angesagt. Das war das Angebot, das der ehemalige Kirchenmusiker Manuel Juttner seinem Publikum machte. Dafür verlangte der in Troisdorf lebende Künstler, der in seiner Heimatstadt mehrere Chöre leitet, keinen Eintritt. Das tut er prinzipiell nicht. Seine Konzerte finanziert Juttner erfolgreich auf Spendenbasis.

Rund 100 Zuhörer lauschten am Samstagabend in Sechtem den Synthesizerklängen, die sich improvisatorisch mit der christlichen Passionszeit und deren musikalischer Umsetzung befassten. Songs aus Andrew Lloyd Webbers Musical "Jesus Christ Superstar" bildeten dabei den roten Faden, der zum Teil sperrige Kompositionen wie Anton Bruckners "Salvum fac Pupulum" aufzulockern vermochte. Gesanglich unterstützt wurde Juttner von dem Kölner Tenor Thorsten Klein, dessen kraftvolle Interpretationen die sphärischen Arrangements ideal ergänzten.

Doch nicht nur die Ohren wurden verwöhnt: Riesige Projektionen von Sonnenuntergängen, Landschaftsaufnahmen und christlichen Symbolen fügten sich ins Gesamtkonzept des Abends, dessen schwere Melancholie zaghaft durch leichtfüßige Instrumentalversionen von Leonard Cohens "Hallelujah" oder Seals "Prayer for the dying" aufgebrochen wurde.

"Mad world" von "Tears for fears" oder Franz Schuberts "Serenade" standen sich in Sachen Schwermut in nichts nach. Rücksichtsvoll befolgten die Zuhörer auch die Bitte des Veranstalters, erst nach dem Konzert zu applaudieren: Dann allerdings ohne Rücksicht auf zart besaitete Trommelfelle, in echter Anerkennung und von Herzen. Prompt und vielleicht ein wenig augenzwinkernd gab's die Zugabe: Den "Sound of Silence".

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