Vorgebirge und Voreifel Mit viel Wasser die Hundstage überstehen

RHEIN-SIEG-KREIS · Temperaturen von 30 Grad Celsius und mehr sind nicht nur für Menschen eine Tortur. Auch Tiere leiden während der sogenannten Hundstage, wie die heiße Sommerperiode in Europa vom 23. Juli bis zum 23. August umgangssprachlich gerne bezeichnet wird. Der GA hat sich im Vorgebirge und in der Voreifel umgeschaut, wie Tiere und ihre Besitzer die Hitze meistern.

 Gassi gehen sie nur früh morgens oder am späten Abend: Amelie (vorne) und Ronja, die zur Familie Bebensee aus Swisttal-Heimerzheim gehören, dösen in der Sonne.

Gassi gehen sie nur früh morgens oder am späten Abend: Amelie (vorne) und Ronja, die zur Familie Bebensee aus Swisttal-Heimerzheim gehören, dösen in der Sonne.

Foto: Wolfgang Henry

Die Reiter im Stall von Ingrid Pinnecke-Arenz passen ihre Gewohnheiten ebenfalls der Hitze an: Sie reiten ihre Pferde nun eher früh morgens oder eben spät abends. "Dann, wenn die Mücken und Fliegen weg sind", erklärt Pinnecke-Arenz knapp. Die Züchterin und Reitlehrerin aus Alfter zählt 60 Gangpferde auf ihrem Gestüt in Birrekoven. Nicht alles eigene, sondern auch Pensionspferde. "Für die Tiere sind Schattenplätze auf den Wiesen wichtig und viel Wasser", sagt sie. "Bei solchen Temperaturen bringen wir mehrmals täglich frisches Wasser auf die Wiesen." Auch die Haltung in Herden gehöre zum Tierschutz bei der Hitze. Denn Bremsen und Mücken sind wahre Plagegeister bei 30 Grad im Schatten. "Die Pferde vertreiben sich gegenseitig mit ihren Schweifen die Fliegen", weiß die Expertin. Dazu stellen sie sich seitlich nebeneinander und wenden ihren jeweiligen Kopf zum Hinterteil des anderen Ponys. Bevor die Tiere dann geritten werden, wird vorsorglich das Fell ein wenig nass gemacht. "Und nach dem Reiten spritzen wir die Tiere auch wieder ab", sagt Pinnecke-Arenz. Allerdings sollte damit am hinteren Bein rechts begonnen werden: "Das ist am weitesten weg vom Herzen der Pferde." Der Kälteschock halte sich so in Grenzen.

Richtig heiß ist den drei Hunden der Familie Bebensee aus Heimerzheim. Ihre Berner Sennenhunde mit dem charakteristischen dicken Fell liegen derzeit meistens im Schatten. "Auto fahren brauchen sie im Moment mit denen nicht", winkt Hunde-Fachfrau Astrid Bebensee ab. Wenn es doch sein muss, wird sofort die Klimaanlage aufgedreht. "Wenn es ganz schlimm ist und der Hund schon mit dem Kreislauf zu kämpfen hat, verschafft ein feuchtes Tuch über dem Fell dem Tier Abkühlung", weiß die Hobby-Züchterin.

Mit ihren Hündinnen Lotta, Amelie und Ronja verlegte sie die täglichen Radtouren früher in den Morgen beziehungsweise später in den Abend. Bei längeren Gassirunden achtet die Familie darauf, dass sie entweder an der Swist oder an einem See zum Trinken und Abkühlen vorbeikommen.

Komplett verzichtet die Expertin auf die Zughundegruppe. Normalerweise zieht das haarige Trio in den kühleren Jahreszeiten einen Wagen. "Das wäre nun wirklich zu warm und anstrengend", ist sich Bebensee sicher. Schon ein gemütlicher Spaziergang lasse die Tiere hecheln. Allerdings sei das wiederum normal. Hunde regulieren über die heraushängende Zunge und das laute Atmen ihre Körpertemperatur. "Wenn das Zahnfleisch weiß ist, dann ist das ein Zeichen für einen schlechten Kreislauf", nennt Bebensee ein Anzeichen für zu viel Sonne.

Bei Peter Reuter, Bio-Landwirt aus Merzbach, lassen sich die hohen Temperaturen nicht nur in Grad messen: "Statt vier Eiern täglich, finden wir im Hühnerstall im Moment nur zwei am Tag", sagt Reuter. Aber nicht nur die Hühner haben ihre Produktion eingeschränkt, auch die Kühe gäben weniger Milch. "Im Durchschnitt sind es etwa zehn Prozent weniger Milch, die eine Kuh gibt", so der Landwirt. Auch ihnen sei einfach zu heiß. Schließlich sorge der Stoffwechsel von Gras zu Milch für ordentlich Hitze im Körper.

Um den Tieren den Alltag zu erleichtern, kommt das Milchvieh seit zehn Tagen nachts raus. Die Kühe, die bald kalben, sind auch tagsüber draußen. "Aber wir haben unser Weidemanagement so organisiert, dass die Tiere immer eine Möglichkeit haben sich unterzustellen", sagt der Bauer. Ab und zu spritzen er und seine Mitarbeiter die Kühe auch ab. "Aber die sind wasserscheu und mögen das gar nicht so gerne", erklärt Reuter.

Vor allem junge und besonders alte Tiere litten unter den Temperaturen. "Wie die Menschen. Nur, ich habe den Eindruck, dass die Tiere labiler sind", meint der Fachmann. Für den Landwirt bedeutet die Hitze eine Stunde mehr Arbeit pro Tag. Die Tiere saufen deutlich mehr Wasser. Damit die Tränken immer voll sind, schauen Reuter und seine Mitarbeiter nun öfter nach dem Wasserstand auf den Weiden.

Auch Rebekka Fischbecks Ratten kommen mit der Hitze nicht so gut zurecht. "Die leiden extrem, liegen nur in der Ecke und strecken alle Viere von sich", erklärt die 35-Jährige aus Bornheim knapp. Damit die Nager die Temperaturen besser verkraften, lässt Fischbeck tagsüber die Rollos runter und legt ein feuchtes Tuch auf den Käfig. "Ratten schwitzen nicht", weiß die Tierliebhaberin. "Sie regulieren ihre Körpertemperatur über ihren Schwanz." Generell könnten sie aber die Hitze schlechter kompensieren als große Tiere.

Tipps für die Haltung von Nagern und Vögeln
Auch Meerschweinchen, Hamster, Kaninchen und Wellensittiche haben mit dem heißen Wetter zu kämpfen. Deshalb rät Hans von den Driesch, Leiter des Kreisveterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes, Folgendes:

  • Die Käfige sollten regelmäßig und vor allem gründlich gereinigt werden. So wird die Keimbelastung reduziert. Frische Einstreu ist ein Muss.
  • Wer sich dazu entscheidet, die Käfige tagsüber in den Garten zu stellen, sollte darauf achten, dass sich das Gehege immer im Schatten befindet. Achtung: Tierhalter sollten berücksichtigen, dass die Sonne wandert und sich auch ein vermeintlich schattiges Plätzchen wenig später in der prallen Sonne befinden kann.
  • Neben regelmäßig frischem Wasser, das Nagern und Vögeln gleichermaßen unbeschränkt zur Verfügung stehen sollte, können die Besitzer auch über das Futter den Tieren zusätzlich Flüssigkeit verabreichen. Für Sittiche eignen sich Salatblätter. Meerschweinchen, Hamster und Kaninchen fressen gerne Karotten und Obst.
  • Trinkschalen und Näpfe sollten ebenfalls täglich gereinigt werden. Auch wer für Wildvögel eine Wasserstelle bereit hält, sollte sie regelmäßig sauber machen. Dabei sollte man auf Spülmittel verzichten, da die Rückstände von den Vögeln aufgenommen werden könnten.
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