Lebensgefühl der 50er bis 70er Jahre Neue Band aus Bornheim hält die kölsche Tradition am Leben

Bornheim-Rösberg · Die Agrippinos aus Rösberg bringen ihrem Publikum das kölsche Lebensgefühl der 50er bis 70er Jahre zurück. Und liegen damit voll im Trend.

 Die Agrippinos: Hagen Fritzsche (M); Johannes Zink und Gunnar Fischer (am Bass).

Die Agrippinos: Hagen Fritzsche (M); Johannes Zink und Gunnar Fischer (am Bass).

Foto: Axel Vogel

Die Grundidee zu einer neuen und besonderen Band kam den Musikern und Kollegen Hagen Fritzsche (Akkordeon/Gesang) und Gunnar Fischer (Kontrabass/Begleitgesang) – der eine wohnt in Rösberg, der andere in Troisdorf – schon im Herbst 2019/20. Kölsche Musiktradition mit Liedgut in „kölscher Sproch“ aus den 50er bis 70er Jahren wiederbeleben.

Das Konzept begeisterte den WDR-Klassik-Moderator Johannes Zink sofort – das dritte Bandmitglied. „Er ist definitiv unser Wunschkandidat. Wir suchten nämlich als Dritten im Bunde einen Gitarristen, der auch mal die Flitsch auspackt“, sagt der 41-jährige Fischer.

Schon der Bandname „Agrippinos“ weist auf die musikalische und textliche Intention der Musiker hin, spielt er doch auf die in Köln geborene römische Kaiserin Agrippina die Jüngere an. Und von Kölle und dem kölschen Lebensgefühl und da besonders vom dortigen Fastelovend ist in den Songs die Rede, die auf „Hochkölsch“ gesungen die Lebenswirklichkeit der Domstädter widerspiegeln sollen.

Texte und Musik stammen komplett aus der Feder des Trios. Rhythmen und gesangliche Einlagen erinnern an früher ohne dabei nostalgisch zu wirken. „Mit unserer Musik möchten wir uns vor den goldenen Zeiten gediegener Unterhaltungsmusik verbeugen“, lautet denn auch das Credo der Newcomer-Band. So reichen die Stilrichtungen vom Walzer über den sogenannten „Rheinländer“ bis hin zu Bossa-Nova und Rock `n´ Roll, ab und zu sind auch einzelne Jazz- und Swingpassagen zu hören – die Musik passt stets zum textlichen Inhalt.

Schon die instrumentale Zusammensetzung der Dreiergruppe ähnelt der noch bis Mitte der 70er Jahre häufig anzutreffenden „Deutschen Barbesetzung“. Die Geschichten spielen allerdings in der Gegenwart. Da wird liebevoll von Unwägbarkeiten, Missgeschicken, Unvorhergesehenem und glücklichen Begebenheiten berichtet.

Mal witzig, mal melancholisch

Kneipen und Musiker werden ebenso aufs Korn genommen wie Familienausflüge und die Narren in der Session – mal witzig, mal melancholisch, mal nachdenklich wie zum Beispiel bei der kleinen „Gescheech övver e löstig Familienschmölzje op Scheffstour“ in „D´r Rhing, erop, d´r Rhing eraf“. Aber auch „Leeder us Koelle“ (Lieder zur Kölner Musikszene), „De Minge, de Dinge, de Demesinge (Redensarten und Abzählreime) oder „Jeck Rään“ können sich hören lassen.

Zink, Fritzsche und Fischer sind Berufsmusiker, die seit Jahren mit unterschiedlichen Instrumenten in den verschiedensten Formationen auftreten. „Wer allerdings im Rheinland Unterhaltungsmusik gemacht hat, kommt früher oder später immer mit der rheinischen Folklore in Berührung“, konstatiert Fischer. Deshalb gefallen ihm und seinen Bandkollegen auch die Sitzungen in der fünften Jahreszeit, die sie häufig mit ihren Kapellen musikalisch begleitet haben.

Akustisch statt laut

Dabei haben sie in den vergangenen Jahren eine wachsende Entwicklung zur Partyszene festgestellt – ein Trend, dem sie als Agrippinos gegensteuern wollen. „Statt auf elektronische Instrumente und Lautstärke setzen wir ausschließlich auf akustische Instrumente, die insgesamt leiser rüberkommen“, so Zink .

Zwölf Songs hat das Trio bisher geschrieben und komponiert, acht wurden bereits eingespielt und sind auf ihrer Homepage und auf Youtube zu hören. „Um das Projekt auf den Weg zu bringen, kam der erste Lockdown gerade recht. Da hatten wir Zeit, Texte zu schreiben und einzuüben“, so die Bilanz der Familienväter. Für Zink ist es wichtig, dass „die Leute stimmungsmäßig den Texten wieder zuhören, darüber nachdenken und schmunzeln können“.

Der 55-Jährige ist mütterlicherseits noch mit einem Karneval aufgewachsen, bei dem lustig und gediegen keine Gegensätze waren. Genau das gefällt ihm bis heute, sodass er diesen Stil deshalb auch in seiner neuen Band noch einmal realisieren möchte.

Hoffen auf die „Zeit danach“

Zu seinen Vorbildern gehören unter anderem das „Eilemann Trio“ und das „Steingass Terzett“, denn „das waren Musiker, die nicht nur Humor hatten, sondern auch verdammt gut spielen konnten. Wenn Hans Süper seine Flitsch bearbeitete, wurde es erst einmal mucksmäuchenstill“. Auf solch eine Resonanz hoffen auch die musikalischen Nachfolger.

Der zweite Lockdown und die Absage des heimischen Karnevals treffen  die Agrippinos besonders hart, aber „es hat auch etwas Gutes. Wir können uns noch intensiver auf die Zeit danach vorbereiten. An Ideen mangelt es uns nicht“, schmunzelt Fischer. Und dennoch – er, Fritzsche und Zink können den ersten Bühnenauftritt gar nicht erwarten. „Denn nur so können wir die Reaktion des Publikums beobachten und sehen, ob und wie unsere Musik ankommt“, so das Trio.

Die ersten Leedcher sind ab sofort auf der Webseite www.agrippinos.de zu hören. 

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