Diskussionsveranstaltung zur "Boygroup in der katholischen Kirche" Mut, Visionen und Hoffnung

Bornheim. · Frauen ins Priesteramt: Journalistin und Jesuit diskutierten mit dem Publikum.

 Jacqueline Straub sprach mit Stefan Kiechle und Norbert Bauer.

Jacqueline Straub sprach mit Stefan Kiechle und Norbert Bauer.

Foto: Axel Vogel

Kirchenbänke und Kanzel: das Equipment auf der Bühne des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums war das i-Tüpfelchen bei der Veranstaltung im gut gefüllten Foyer an der Bornheimer Adenauer Allee.

Denn unter dem Motto „Boygroup ist out – Frauen ins Priesteramt“ hatte das 2018 gegründete Frauen-Netzwerk Bornheim um Dorothea Schwolgin und Kerstin Völker-Stenzel die bekannten Referenten Jacqueline Straub und Stefan Kiechle, Jesuitenpater und von 2010 bis 2017 Chef der Deutschen Provinz, eingeladen.

In Impulsreferaten samt anschließender Diskussion ging es um die klerikale Männerriege in der katholischen Kirche, fehlende Gleichberechtigung von Männern und Frauen sowie um Berufung und Kompetenzen angehender Priester.

Einig waren sich Straub und Kiechle, dass die katholische Kirche dringend reformiert werden müsse - sowohl in den hierarchischen Strukturen und in der Ausbildung von Priestern als auch in der Öffnung des Priesteramtes. Von Anfang betonte die Theologin und Journalistin Straub ihren Anspruch aufs Priesteramt, dessen Ausübung für sie seit Jahren Berufung, Traum und Herzenswunsch ist.

„Für mich ist die Eucharistie ein zentraler Punkt. Nur als geweihte Person kann ich das Spirituelle den Gläubigen weitergeben“, betonte die 29-Jährige. Kritisch beleuchtete die Deutsch-Schweizerin die Rückständigkeit in der Amtskirche, denn „Frauen im Priesteramt ist eine Frage der Gleichberechtigung und der Glaubwürdigkeit. Frauen machen über 50 Prozent der Gläubigen aus“.

Kiechle sprach sich für die Weihe von verheirateten Männern und Frauen aus. „Priesterinnen werden kommen. Ich glaube auch, dass Frauen für die Kirche eine Bereicherung wären“. Für den 59-Jährigen ist das Priesteramt allerdings nicht nur eine Angelegenheit des Geschlechts.

Bei künftigen Priestern müsse, so der Chefredakteur der katholischen Zeitung „Stimmen der Zeit“ und Delegat für ignatianische Spiritualität, neben der Berufung, die jeder für sich selber spüren müsse, vor allem Kompetenzen wie spirituelle Bildung, psychische Reife und ein individuelles Lebenszeugnis eine Rolle spielen. „Ich glaube, dass sich das klerikale System überlebt hat. Das hat auch die verquere Herangehensweise beim Missbrauch gezeigt. Er konnte nur gedeckt werden durch eine Gruppe, die nicht kontrolliert werden konnte“, fand der 59-jährige Ordenspriester klare Worte.
Von ihm stammt auch die Formulierung „Boygroup“, mit der die Organisatoren den Abend überschrieben hatten. Als „Boygroup“ bezeichnete Kiechle den zölibatären Männerklerus, der - und dabei zitierte er Max Weber, „unter Macht die Fähigkeit versteht, seinen Willen auch gegen den Wunsch Anderer durchzusetzen“. Für ihn gehört Macht zum Priesterberuf dazu.

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