Beitrag zum Tierschutz Nabu zeichnet Bornheimer Gemüsehof als „Schwalbenfreundliches Haus“ aus

Bornheim · Der Naturschutzbund (Nabu) Bonn zeichnet den Gemüsehof der Rösberger Landwirte Sabine und Johannes Köhl als „Schwalbenfreundliches Haus“ aus. Die Bestände der Mehl- und Rauchschwalben sind in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgegangen.

 Johannes und Sabine Köhl erhalten von Peter Meyer (r.) die Auszeichnung.

Johannes und Sabine Köhl erhalten von Peter Meyer (r.) die Auszeichnung.

Foto: Axel Vogel

Rauchschwalben waren früher in vielen landwirtschaftlichen Betrieben in der Region zu Hause. Die kleinen wendigen Flugkünstler nisteten mit Vorliebe unter der Decke von Stallungen, Scheunen und Garagen, bevorzugt dort, wo ihre Hauptnahrungsquellen anzutreffen waren: Insekten aller Art. Deshalb waren sie oft auch bei den Landwirten gerne gesehen.

Doch die Toleranz gegenüber der Rauchschwalbe, wie auch gegenüber der Mehlschwalbe, habe sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert, sagt Peter Meyer, Vorstandsmitglied beim Naturschutzbund (Nabu) Bonn: „Die Bestandsrückgänge bei den beiden Arten sind dramatisch und mittlerweile auch für den Laien deutlich erkennbar.“ Von daher freut sich Meyer, dass es auch anders geht. Zum zweiten Mal in diesem Jahr zeichnete er nun einen landwirtschaftlichen Betrieb mit der Nabu-Plakette “Schwalbenfreundliches Haus“ aus: den Gemüsehof von Sabine und Johannes Köhl in Rösberg.

Weniger Mücken, Fliegen und Bremsen

Seit ungefähr zehn Jahren sind Rauchschwalben bei Familie Köhl zu Hause, geschätzt zehn Brutpaare waren es zuletzt, „in diesem Jahr sind es etwas weniger“, sagt Sabine Köhl. Sie und ihr Mann empfinden das Zusammenleben mit den Vögeln als höchst angenehm: „Wir haben den Sommer deutlich weniger mit Mücken, Fliegen und Bremsen zu kämpfen“, betont Köhl: „Wir wurden praktisch erst im Herbst von Mücken gestochen, wenn die Schwalben Richtung Süden gezogen sind.“

Und für diesen „Service“ war Landwirt Johannes Köhl auch bereit, einigen Unbill hinzunehmen, insbesondere die Verunreinigungen durch den Kot der Schwalben. So hat er beispielsweise unter allen Schwalbennestern eine Art Kot­schutz gebaut. In der Garage über seinem Auto, wo ebenfalls Schwalben brüten, ist nun eine große Plane gespannt.

Auch für Vogelfutter ist gesorgt. Da Johannes Köhl an dem vom Nabu und dem Rewe-Konzern durchgeführten Projekt „Pro Planet“ teilnimmt, legt er jedes Jahr auf den umliegenden Feldern des Hofes einige Blühstreifen mit Wildkräutern für Insekten an. Und auch unbefestigte Wege mit schlammigen Pfützen gibt es in der Umgebung des Hofs. „Dies sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass die Schwalben ausreichend Fluginsekten für sich und ihre Jungen erbeuten und ihre Lehmnester bauen können“, sagt Meyer. Aus seiner Sicht ist dieses Miteinander zwischen Mensch und Tier vorbildlich: „Solches Engagement für den Schwalbenschutz ist keineswegs selbstverständlich.“

Schwalbennester werden immer wieder illegal in der Brutzeit entfernt

 Eine brütende Rauchschwalbe auf dem Rösberger Hof Köhl.

Eine brütende Rauchschwalbe auf dem Rösberger Hof Köhl.

Foto: Axel Vogel

Ornithologen verzeichnen laut Meyer einen Einbruch der Bestände seit den 1970er Jahren. Gründe für den Rückgang sind laut Meyer die Veränderungen durch die intensive Landwirtschaft und die dadurch bedingte drastische Umstrukturierung der Kulturlandschaften sowie die zunehmende Flächenversiegelung.„Schwalben finden auch in unserer Region immer weniger Insektennahrung für sich und ihre Jungen und leider kaum noch schwalbenfreundliche Hausbesitzer“, so Meyer: „Offene Viehställe, in die die Rauchschwalben ungehindert ein- und ausfliegen können, sind schon eine Seltenheit, und in vielen Gebäuden sind die Vögel wegen übertriebener Hygienevorstellungen unerwünscht.“ Obwohl dies gesetzlich verboten sei, würden Schwalbennester immer wieder – manchmal selbst mitten in der Brutzeit – entfernt und Zugänge zu den Brutplätzen verschlossen, so Meyer weiter.

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